Beim Jubiläum sprach der Chef einen Richtspruch

Holzbau Uchtmann feiert 100-jähriges Bestehen auf traditionelle Weise

Obermeister Bastian Lotz (links) überreicht Betriebsinhaber Marcus Uchtmann die Ehrenurkunde der Kreishandwerkerschaft Hanau zum 100-jährigen Betriebsjubiläum - Foto: Kreishandwerkerschaft Hanau


Sonntag, 28.04.2024

HANAU - Schlapphut und Weste mit acht Knöpfen, dazu ein kragenloses weißes Hemd. Die traditionelle Tracht der Zimmermänner zieht man bei der Firma Holzbau Uchtmann in Großkrotzenburg nur zu ganz besonderen Gelegenheiten an. Jetzt war mit dem 100-jährigen Bestehen der Firma eine solche gekommen. Traditionell und zugleich feierlich mit einer Reihe von Ehrengästen wurde jetzt in der Werkstatt an der Raiffeisenstraße das Jubiläum begangen.

Dazu zählten neben dem Präsidenten der Handwerkskammer Wiesbaden, Stefan Füll, und dem Obermeister der heimischen Bauinnung, Bastian Lotz, auch die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Hanau, Nicole Laupus. Diese zeigte sich begeistert darüber, dass man in dem Holzbau-Unternehmen Traditionen noch hochhält. Und diese beziehen sich nicht nur auf die Kleidung. Zur Feier des Tages wartete Chef Marcus Uchtmann mit einem Richtspruch im Versform auf. Und auch der Pfarrer war zugegen, um dem Unternehmen seinen Segen zu spenden.

Es war Johann Bonewitz, der Urgroßvater von Marcus Uchtmann, der das Unternehmen 1924 an der Augustastraße gründete. Damals wurde das Holz noch über den Main geliefert und direkt auf den Mainwiesen behauen, weiß Firmenchef Marcus Uchtmann zu erzählen. Dann ging es entweder mit dem Handwagen weiter oder ein örtlicher Bauer transportierte den Baustoff mit dem Pferdefuhrwerk.

1947 übernahm der Schwiegersohn des Gründers, Anton Uchtmann, das Geschäft. Der gelernte Kaufmann setzte eine handwerkliche Ausbildung oben drauf und profitierte nach dem Zweiten Weltkrieg von Sonderrechten, die ihm in der amerikanischen Besatzungszone gewährt wurden. Er durfte ohne Meisterbrief Schreiner-, Glaser-, und Zimmerer-Arbeiten anbieten. Der Transport des Holzes muss auch nach dem Krieg noch recht abenteuerlich gewesen sein, wie Marcus Uchtmann von Erzählungen seines Vaters weiß. Das Holz wurde damals im Anhänger eines VW-Käfers transportiert. Bei längeren Balken wurde weiterhin die Hilfe der Bauern in Anspruch genommen.

Heute ist Uchtmann Holzbau ein reiner Zimmereibetrieb, fertigt Dachstühle und Gauben, übernimmt Aufstockungen und Holzrahmenbau. Marcus Uchtmann, der das Zimmerhandwerk von der Pike auf gelernt hat, ist studierter Bauingenieur und seit 1999 im Betrieb. 2009 übernahm er dann von seinem Vater Gerhard die Geschäftsführung.


Die Tradition des Zimmerhandwerks kommt nur noch an Festtagen zum Vorschein


Die Tradition des Zimmerhandwerks kommt nur noch an Festtagen zum Vorschein, im täglichen Geschäft ist längst die Moderne eingezogen. Entwürfe, die früher noch am Reißbrett entstanden, spuckt heute der Computer aus. Die Teile aus veredeltem Konstruktionsvollholz werden in der Halle vorgefertigt, nummeriert, in der entsprechenden Reihenfolge aufgeladen und dann vor Ort an der Baustelle montiert. „Vergleichbar mit einem Legobaukasten“, berichtet Uchtmann und lacht.

Durch die Technisierung ist der Beruf insgesamt weniger anstrengend geworden, aber gefährlich ist er nach wie vor, wie Geselle Gianluca Groh zu berichten weiß: Bei Versicherungen seien die Zimmermänner bis vor Kurzem noch der gleichen Klasse zugeordnet worden wie Minentaucher und Sprengmeister. Und auch in der Belegschaft der Firma Uchtmann ging im Laufe der Jahrzehnte so manch ein Finger verloren.

An Nachwuchs hat es jedoch nicht gemangelt, dafür hat die Firma Uchtmann schon selbst gesorgt. 20 Lehrlinge wurden im Laufe der Jahre ausgebildet, darunter jedoch nur eine Frau. Auch die Söhne von Marcus Uchtmann, Lukas und Niklas, zehn und zwölf Jahre alt, schlüpfen schon gerne in die Zimmermannstracht. Die nächste Generation steht also schon in den Startlöchern. (red)

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