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Traditionelle Kirmes in Weiperz begeistert: Zwei Bloogesellschaften und zwei Kirmessprüche

Weiperz feierte wieder zweimal Kirmes – auch mit zwei Bloogesellschaften und zwei Kirmessprüchen. - Fotos: Walter Dörr


Dienstag, 14.10.2025
von WALTER DÖRR

SINNTAL - Weiperz feierte wieder zweimal Kirmes – auch mit zwei Bloogesellschaften und zwei Kirmessprüchen.

Einmal gab es eine Gasthauskirmes des „Önnern Bloo“ vom Musikverein 1924 im Gasthaus Döppler, und der „Öbern Bloo“ der Trachtenkapelle Musikfreunde veranstaltete wieder eine Zeltkirmes am ehemaligen Schulhof vor dem Dorfgemeinschaftshaus.

Der Höhepunkt der Weiperzer Kirmes war am Sonntagnachmittag das Aufsagen der Kirmessprüche. In Frack, schwarzem Zylinder mit schwarz-rot-gold dekorierten Bändern und überwiegend urigen Holzschuhen gekleidet waren die Mädchen des „Öbern Bloo“.

In Frack und Zylinder oder karierten Hemden


Die marschierten mit klappenden Holzschuhen und den Klängen der „Öbern-Bloo-Kapelle“ in die Johann-Sebastian-Bach-Straße, um beim ehemaligen Sinntaler Bürgermeister Carsten Ullrich den buntgeschmückten Kirmesstrauß abzuholen. Am Dorfgemeinschaftshaus warteten zahlreiche Bürger, um den Spruch zu hören. Anna Kraft stieg zum zweiten Mal auf die Leiter. „Von weitem klingts wie Donnerhall, wir Öbern wolle wiere Kirmes hall“, begann der Spruch.

Die Trachtenkapelle habe Grund zum Jubilieren gehabt: zum 65-jährigen Jubiläum der Trachtenkapelle verbunden mit dem 50-jährigen Jubiläum der Gemeinde Sinntal. „100 Prozent Blasmusik, das war das Motto in diesem Jahr, das passt zu unserm Verein, das ist jedem klar,“ so Kraft. „Um den Gewinn vom Fest gleich wieder zu lynchen, sind wir gefahren in die teuerste Stadt Deutschlands nach München“, erzählte die Bloo-Frau.

Oktoberfest-Geschichten


Mit 50 Öbern und einem Önnern war die Trachtenkapelle beim Oktoberfest dabei. Was bei diesem Ausflug passierte, musste natürlich in den Kirmesspruch. Bier „in Maßen“, Stimmung pur auf der Wies´n und am Hotelfensterplateau zog einer blank für seine Late-Night-Show. Auch zwei Hühnergeschichten hatte der Bloo aufnotiert: „Gestanden hat da ein nasser Hund und eines der Hühner in seinem Mund“. Mit einem mutigen Hechtsprung wollte die Tochter das Tier retten. „Und der Hund vor lauter Schreck, ließ das Huhn los und rannte weg.“ Die Feuerwehr musste zu einem brennenden Hühnerstall ausrücken. „Viele wurden angelockt von dem Geschehen, auch die, die man das ganze Jahr über hat nicht gesehen. Auch ein Arzt war an Ort und Stelle, um zu leisten erste Hilfe für alle Fälle. Sogar en Helikopter kreist mit lautem Propeller, doch unten waren sie viel schneller“, berichtet Anna Kraft.

Die Baumpflanz-Challenge erreichte auch die Weiperzer, die mächtig pflanzten. „Viele Vereine wurden nominiert, doch die begehrte Fläche am Spielplatz ist limitiert. So ham se am Festplatz gegrabe mit aller Gewalt, un jetzt steht da en neuer Wald“, berichtete Anna Kraft. Leider hatte die Gemeinde kein Verständnis für die Aktion. „Beim Öbern-Ortsvorsteher hat prompt es Telefon geschellt, die Bäum müsse weg, sonst wern se von uns gefällt.“ „Manch einer, der ist recht froh, wenn er nicht steht im Kirmesspruch vom Öbern-Bloo. Un andere, die können es net lassen un tun hierfür keine Chance verpassen“, leitet die Chronistin zu einem „Stammkunden“ über.

Ein Weiperzer, der alljährliche im Kirmesspruch ist


Der besagte Weiperzer hatte im Urlaub Schmerzen, wollte sich aber nur zuhause operieren lassen. „Der Leistenbruch, der war nicht schlimm, die OP ging fix und zu war das Ding“, so der OP-Bericht. Da der Mann aber Hunger hatte, bestellte er sich eine Pizza. „Liefert sie bitte ganz diskret an die Notaufnahme - Seiteneingang geht“, so seine Telefonorder. Doch bevor die Pizza kam, ist der Kreislauf des Patienten zusammengebrochen und er ist gefallen – auf die Nase. „Die Nase gebrochen und jetzt doppelt lädiert, war ja klar, dass ihm sowas passiert.“

Zum Schluss des „Öbern-Spruch“ gab Anna Kraft zu bedenken, dass der demokratische Wandel dem Bloo zusetzte. Man solle sich Gedanken machen, vielleicht gemeinsam Kirmes zu feiern. „Eigentlich finden wir uns vom Bloo doch alle ganz nett, einige teile sich sogar deswegen nachts das Bett. Öbern un Önnern, das hat Tradition seit vielen Jahren, auf die einige im Ort tun stark beharren. Ihr Leut, wir leben in einer schwierigen Zeit, wo sich leider immer mehr entzweit.“

Öbern und Önnern lieben sich


Auch der „Önnern-Bloo“, traditionell in karierten Hemden, hatte seinen Kirmesstrauß mit den Klängen des Musikvereins 1924 geholt und warteten am Dorfgemeinschaftshaus bis der Spruch der „Öbern“ verlesen war. Dann zog man zum Gasthaus Döppler, wo das Dorfgeschehen im zweiten Kirmesspruch von Leon Müller verkündet wurde. Von einem „Schwerverbrecher“ war die Rede. Ein Mann im Auto fragte nämlich den vermeintlichen Nachbarjungen, ob er mit nach Hause fahren wolle. Der wusste aber, dass man nicht mit fremden Männern mitfährt und rannte weg. Ein Mann mit Glatze wollte ein Kind entführen, postete man eilig in der WhatsApp-Gruppe. Dann stellte sich heraus, dass es nicht der Nachbarjunge war, der angesprochen wurde, sondern versehentlich ein Kind aus dem Neubaugebiet.

Drei Weiperzer besuchten ein Techno-Festival. “Einer benahm sich wie im Wilde Westen und tat mit annern Substanze seine Grenze austesten. Durch Bier auf Bier wurden die Jungs richtig zum Tier.“ Der Heimweg gestaltete sich für die Drei unterschiedlich: Während zwei wirklich den Weg fanden, landete einer in Bad Soden im Gebüsch, wo ihn die Polizei fand.

Nach der Prozession an den Bierpils


Nach der Fronleichnamsprozession zum Saufe ins Musikhaus, das bekam einem Paar nicht. Bis nichts mehr ging, trank es und wurde dann von einem Helfertrupp heimgeschleppt. Im Kirmesspruch wurde berichtet, dass die Frau hinfiel und nicht mehr laufen konnte. Ein Arzt tröstete: „Kein Bruch, kei Blut und nix ist offen. Die Diagnose ganz klar: Vollgesoffen.“ Alkohol sorgte bei einem Ausflug nach Rüdesheim für Irritationen. Auch abends war man in der Altstadt „motiviert und außer Rand und Band“. Einem Weiperzer fiel in der Hotel-Lobby eine Dame auf, die er sich gleich zur Brust nahm. „Mit polnischen Scharm hat sie ihn um den Finger gewickelt, da hats bei dem Kautz unnerum geprickelt“, erzählte Leon Müller.

Rüdesheimer Nacht-Geschichten


Und weil im Zimmer schon jemand im Bett lag, ging man zu einem Liebesakt ins Badezimmer. Weil die Dame nicht mehr heimgehen wollte, packte der Mann seine neue Bekanntschaft kurzerhand zu seinem Cousin ins Bett. Mit einem gewaltigen Schock sei er morgens aufgewacht. „Die Vorgeschichte is an sich recht schnell eruiert, unserm örtliche Schnapsbrenner is eweng die Gartenhütte explodiert“, leitete Müller seine Feuerwehrgeschichte ein. Die war schnell zur Stelle und sogar ein Helikopter kreiste über dem Brandherd. „Über Funk meldete sich der Pilot: ich sein von der Rettung, ringt oaner mitm Tod?“ Auf die Frage, wie er den Brand gefunden habe, sagte der: „War en Zufall, wenn grad nix los is, sein ich schon immer ma übers schöne Weiperz gefloche, nur um Sannerz mach ich irgendwie immer en Boche.“

Wie bekannt, waren Hühner in der Hütte, die habe die Wehr heldenhaft evakuiert und teilweise mit Mund zu Schnabel reanimiert. Ein Hähnchen sei in den Flammen gebraten worden, doch „verstrickt euch nicht in wilde Hypothese, es is net so gut wie die Hähnchen beim Döppler gewese.“ 

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