Der Stadtpfarrer bei KN

Impuls von Stefan Buß: Was bedeutet das Kirchweihfest?

Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda - Foto: Hendrik Urbin/KN


Samstag, 08.11.2025
von STEFAN BUß

FULDA / MKK - Morgen feiern wir im Fuldaer Land das Kirchweihfest – ein Fest, das in vielen Gemeinden Jahr für Jahr wiederkehrt. Oft verbinden wir damit ein fröhliches Dorffest, vielleicht mit Musik, Essen und Gemeinschaft. Doch der tiefere Sinn dieses Festes geht weit über das Äußere hinaus.

Das Kirchweihfest lädt uns ein, darüber nachzudenken, was Kirche wirklich ist, wozu sie da ist und was sie mit unserem eigenen Leben zu tun hat.

Zunächst einmal denken wir bei „Kirche“ oft an das Gebäude, in dem wir uns versammeln – an diese Mauern, diesen Altar, die Bänke, das Kreuz. Dieses Haus ist ein sichtbares Zeichen unseres Glaubens. Es wurde errichtet, damit wir hier Gott begegnen, beten, feiern, trauern, danken und hoffen können. Wenn wir Kirchweih feiern, erinnern wir uns an den Tag, an dem dieses Gotteshaus eingeweiht wurde – an den Moment, in dem aus einem bloßen Gebäude ein heiliger Ort wurde. Hier wohnen keine Steine allein, sondern hier wohnt der lebendige Gott mitten unter uns.

Doch die Bibel erinnert uns daran: „Ihr seid selbst lebendige Steine, die zu einem geistlichen Haus erbaut werden“ (1. Petrus 2,5).

Damit wird deutlich: Kirche ist nicht nur das, was aus Holz und Stein gebaut ist – wir alle sind Teil dieser Kirche. Jeder Mensch, der glaubt, hofft, liebt, betet, hilft – er ist ein „lebendiger Stein“ im Bau Gottes.

Kirchweih bedeutet auch: Wir feiern Gemeinschaft. Kirche ist der Ort, wo Menschen zusammenkommen – mit all ihrer Freude, ihrer Schuld, ihren Zweifeln und Hoffnungen. Hier dürfen wir so sein, wie wir sind. Hier erfahren wir: Wir sind nicht allein. Hier hören wir die frohe Botschaft: Gott hat uns nicht vergessen.

In einer Zeit, in der vieles auseinanderdriftet, ist Kirche ein Ort, der verbindet. Ein Ort, der uns erinnert, dass wir aufeinander angewiesen sind – und dass Glaube nicht im stillen Kämmerlein lebt, sondern in der Gemeinschaft der Glaubenden.

Kirchweih ist aber nicht nur Rückblick, sondern auch Auftrag. Wir dürfen uns nicht nur an die Steine und die Vergangenheit klammern. Die wahre Kirchweih geschieht, wenn wir unser Herz erneuern lassen – wenn wir uns fragen: Wie können wir Kirche heute lebendig halten? Wie kann durch uns Gottes Liebe sichtbar werden? Wie können wir das, was wir hier feiern, hinaustragen in unsere Welt?

Kirche ist dann lebendig, wenn Menschen aus dem Glauben heraus handeln – in Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Dann ist jede helfende Hand, jedes gute Wort, jedes geteilte Brot ein kleines Stück „Kirchweih“, das täglich neu geschieht. Das Kirchweihfest erinnert uns daran, dass Gott unter uns wohnt – nicht nur in Mauern, sondern in Herzen.

Wenn wir am Kirchweihfest danken für das Gotteshaus, dann danken wir zugleich für die Menschen, die dort glauben, hoffen, beten und wirken. Wir danken für all die „lebendigen Steine“, die dieses Haus mit Leben erfüllen.

Möge Gott die Gemeinden segnen, dass sie immer ein Ort bleiben, wo Menschen Heimat finden, wo Glaube wächst, und wo Christus mitten unter den Menschen ist.

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