Steinheimer Robin Sattler ist Europarekordhalter in der Klasse F-Dragster
Sonntag, 23.11.2025
HANAU - Im Steinheimer Zuhause der Familie Sattler dreht sich vieles um ein einziges Fahrzeug: den Dragster. Mit ihm stellt Robin Sattler regelmäßig Rekorde auf.
Aktuell steht das imposante Rennfahrzeug aufgebockt in der Garage, wird gewartet und für die nächste Saison vorbereitet. Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri hat die Familie besucht, um dem 36-jährigen Europarekordhalter zu seinen Erfolgen zu gratulieren und um mehr über den außergewöhnlichen Sport zu erfahren, der die ganze Familie verbindet.
Seit Jahren mit Leidenschaft und Teamgeist an der Spitze
„Ich bin beeindruckt, mit wie viel Herzblut und Präzision Sie diesen außergewöhnlichen Motorsport leben“, sagte Bürgermeister Dr. Bieri bei seinem Besuch. „Hanau kann stolz darauf sein, einen Europarekordhalter in seinen Reihen zu haben – und eine Familie, die diesen Erfolg als echtes Team möglich macht.“
Robin Sattler ist längst eine feste Größe in der europäischen Drag-Racing-Szene. Bei dem Sport geht es darum, die 402 Meter mit dem Dragster in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen – mit blitzschneller Reaktionszeit und enormer Beschleunigung. Auf den Geraden erreicht sein Rennfahrzeug schnell bis zu 250 Stundenkilometer. Im Juli dieses Jahres stellte der 36-Jährige in Schweden einen neuen Europarekord auf: 8,7 Sekunden auf der Viertelmeile. Zudem sicherte er sich den Sieg in der Klasse „Competition Eliminator“.
„Wir können uns gar nicht an eine Zeit erinnern, in der wir nicht von diesem Sport umgeben waren“, erzählen Robin Sattler und seine Schwester Annika. Schon ihr Vater Peter und Onkel Jerry Lackey waren aktive Dragsterfahrer – letzterer etablierte den US-Sport einst mit in Deutschland. Mit acht Jahren startete Robin offiziell in der Kinder- und Jugendklasse, seitdem ist das Fahren auf der Geraden Teil seines Lebens.
"Reisen zu Rennen in ganz Europa"
Heute reist die Familie
regelmäßig zu Rennen in ganz Europa, etwa nach England, Schweden oder
auf den Hockenheimring, auch als die Nitrolympx bekannt. Hier verfolgen
bis zu 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauer das Spektakel live von den
Tribünen. Während Robin sich vor allem auf das Fahren konzentriert,
schraubt sein Vater Peter Sattler mit Hilfe von Cousin Christian Lackey
am Motor, Schwester Annika ist seine Managerin und kümmert sich um
Organisation und Termine. „Wir müssen gut planen, weil wir alle auch in
anderen Jobs arbeiten“, sagt sie. „Wenn wir zu Rennen im Ausland fahren,
ist das immer ein logistisches Abenteuer.“
Auch Mama Jutta Sattler ist unverzichtbarer Teil des Teams. Sie sorgt bei langen Wochenenden auf der Rennstrecke für die Verpflegung. Angst angesichts der hohen Geschwindigkeiten um ihren Sohn hat sie nach all den Jahren kaum noch. „Natürlich denkt man manchmal darüber nach, was passieren kann“, sagt sie. „Aber ich weiß, was Robin kann – das beruhigt ungemein.“
Der Dragster, der in Steinheim in der Garage steht, ist um die 60.000 Euro wert. Schraubarbeiten erledigt die Familie meist selbst. „Ich bin vermutlich der schwerste ‚Teil‘ am Auto“, erklärt Robin Bürgermeister Dr. Bieri mit Blick auf das Fahrzeug. Denn bei einem Rennen zählt jedes Gramm – und jedes Detail.
"Für jeden Sponsor dankbar"
Finanziell wird der
aufwändige Sport unter anderem durch Sponsoren wie Preischl´s
Futterkrippe vom Hanauer Wochenmarkt und das Hyundai Autohaus am Hafen,
wo Robin Sattler im Alltag als Serviceberater arbeitet. Neben
Materialkosten fallen auch Startgebühren, Reisen und technische
Prüfungen an, etwa der TÜV für den wichtigen Bremsfallschirm. „Bei
diesen enormen Kosten sind wir für jeden Sponsor dankbar“, fasst Annika
Sattler zusammen.
An ein besonderes Highlight erinnert sich die
Familie bis heute gerne: 2007 fuhr Robin im schwedischen Mantorp Park
mit 17 Jahren sein erstes Rennen in der Erwachsenenklasse – und sofort
zum Sieg. 43 Gegner ließ er hinter sich. „Wir schauen uns das Video vom
Rennen immer noch regelmäßig gemeinsam an“, sagt Annika. „Da sind die
Emotionen sofort wieder da.“
Für Bürgermeister Dr. Bieri war der
Besuch in Steinheim ein besonderes Erlebnis. „Die Kombination aus
technischer Präzision, Teamarbeit und familiärem Zusammenhalt ist
beeindruckend“, so Bieri. „Und wenn man sieht, mit welcher Begeisterung
hier gearbeitet wird, versteht man schnell, warum Erfolge wie der
Europarekord kein Zufall sind.“
Zum Abschluss ließ es sich der
Bürgermeister nicht nehmen, selbst einmal im Cockpit Platz zu nehmen –
mit sichtlichem Respekt vor der Leistung, die Robin Sattler in seinem
Dragster und der Rest der Familie neben der Rennstrecke vollbringt.
Hintergrund: Dragster-Rennen
Drag
Racing ist eine in Europa noch vergleichsweise seltene
Motorsportdisziplin, bei der zwei Fahrzeuge im K.O.-System auf der
Viertel- oder Achtelmeile gegeneinander antreten. Entscheidend sind
Reaktionszeit und Beschleunigung. In den vergangenen 70 Jahren hat sich
dieser Sport langsam auch in Deutschland verbreitet, erste Rennen fanden
unter anderem auch auf dem damals noch aktiven US-Stützpunkt in
Erlensee statt.
Robin Sattlers Klasse „Competition Eliminator“ ist die letzte Amateurklasse – direkt unterhalb des Profisports. Aufgrund der Belastungen stellt diese Klasse auch die höchsten Anforderungen an Material und Technik der Wagen. (red)


