NABU Hessen: "Feuerwerk belastet Wildtiere, Gesundheit und Umwelt"
Mittwoch, 31.12.2025
HESSEN - Ein farbenprächtiges Feuerwerk gehört für viele Menschen zu einem feierlichen Jahreswechsel dazu. Für Wildtiere und Umwelt stellen Raketen und Böller aber eine große Belastung dar.
„Wir müssen das Böllern überdenken. Spaß und Freude zur Jahreswende sollen sein. In Anbetracht der negativen Auswirkungen von Feuerwerk auf Wildtiere, Gesundheit und Umwelt brauchen wir aber einen bewussteren Umgang damit. Jede Silvesterrakete, die nicht gezündet wird, ist ein Gewinn für die Umwelt“, erklärt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen.
Der NABU fordert, private Silvesterknallerei durch zentral organisierte Feuerwerke zu ersetzen. Lokale Verbotszonen in Innenstädten reichten nicht aus, sie könnten sogar kontraproduktiv sein. „Solche Regelungen führen oft dazu, dass Menschen in die freie Landschaft ausweichen – mit der Folge, dass dort sensible Lebensräume und die Tierwelt massiv gestört werden“, erläutert Sommerhage. Auf Feuerwerk an Silvester müsse aber nicht komplett verzichtet werden. Der NABU schlägt vor, dass Städte und Gemeinden künftig zentrale Feuerwerke organisieren, vorzugweise als Licht- oder Drohnenshows. Die Konzentration auf bestimmte Orte reduziere Müll und Lärm – so könne das neue Jahr umwelt- und naturfreundlicher begrüßt werden.
Großer Stress für Vögel und Wildtiere
Vor allem Vögel reagieren stark auf Böller und Raketen. Sommerhage: „Sie fliehen in große Höhen, landen für lange Zeit nicht und kehren nur zögerlich zu ihren Rast- und Schlafplätzen zurück. Wasservögel reagieren noch in vier bis sieben Kilometern Entfernung auf Feuerwerk mit Flucht.“ Wenn Vögel in Schwärmen in großer Panik flüchten, können sie gegen Glasscheiben oder Stromleitungen prallen. Auch Säugetiere wie Füchse, Biber und Fledermäuse geraten in Stress, unterbrechen ihre Ruhephasen und riskieren damit ihre Gesundheit. Dadurch verbrauchen sie viel Energie. „Das kann sogar lebensbedrohend werden, da sie viel Energie zum Überleben in der kalten Jahreszeit benötigen“, so Sommerhage.
Knaller belasten Gesundheit und Umwelt
Zu Silvester werden in Deutschland über 120 Millionen Euro buchstäblich in die Luft gejagt. Das führt zur höchsten Feinstaubbelastung des Jahres, denn durch die Feuerwerke werden circa 15 Prozent der jährlichen im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge freigesetzt. Das sind rund 4.000 Tonnen. Und der Silvesterqualm hat es in sich. Er enthält zahlreiche gesundheitsschädliche Stoffe wie Blei, Arsen, Aluminium, PVC, Schwefel sowie in kleineren Mengen Eisen-, Kupfer-, Titan-, Antimon- und Zinkverbindungen, die unsere Gesundheit belasten.
Die Staubteilchen aus den Feuerwerkskörpern erreichen beim Einatmen auch die kleinsten Lungenbläschen, gelangen in den Blutkreislauf und werden von der Weltgesundheitsorganisation für lebensbedrohliche Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich gemacht. Dazu kommt die langfristige Verschmutzung der Umwelt mit Plastik, das in den Feuerwerkskörpern verbaut ist und nach dem Abschießen unkontrolliert in die Natur gelangt. Die Plastikteile bauen sich in der Natur nur langsam ab, verunstalten die Landschaft und können von Tieren mit Futter verwechselt werden.
Bunte Vogelschar statt Feuerwerk
Für einen bunten Jahreswechsel ist ein Feuerwerk nicht unbedingt nötig. „Schillernde Farben gibt es in der Natur auch ohne Raketen“, erklärt Sommerhage. Statt mit lautem Böllern können die ersten Morgenstunden des neuen Jahres 2026 auch mit Vogelgezwitscher an Futterplätzen begrüßt werden. Im Winter sammeln sich dort Rotkehlchen mit ihrer rot leuchtenden Brust, Kohlmeisen und Blaumeisen mit zartem Gelb und Blau, Grünfinken bringen ein herrliches Grün ein.
„In speziellen Futtersilos, die es zum Aufhängen oder für den Boden gibt, bleibt das Futter vor Feuchtigkeit und Keimen geschützt“, so der NABU-Ornithologe. Als Basisfutter eignen sich Sonnenblumenkerne, die von fast allen Vögeln gerne gefressen werden. Weichfutterfresser wie das Rotkehlchen erfreuen sich zusätzlich an Rosinen und Haferflocken. So werden die heimischen Vögel mit einem leckeren Neujahrsbuffet begrüßt und können gleich zur Stunde der Wintervögel am zweiten Januarwochenende bestens beobachtet und gezählt werden.
Stunde der Wintervögel vom 9. bis 11. Januar
Vom 9. bis 11. Januar rufen NABU und LBV zur bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ auf. Neben den „Standvögeln“, die das ganze Jahr über bei uns bleiben, lassen sich auch Wintergäste beobachten, die aus dem kälteren Norden und Osten nach Mitteleuropa ziehen. Mehr Informationen zur Stunde der Wintervögel gibt es unter www.stundederwintervoegel.de. (red)