Eine Auszeit vom (Pflege)alltag

Betreuungsgruppen für Menschen mit & ohne Demenz entlasten pflegende Angehörige

Anlässlich der Diamantenen Hochzeit besuchte Bürgermeisterin Monika Böttcher das Ehepaar Hinkel in der Bischofsheimer Betreuungsgruppe und informierte sich über das ehrenamtliche Angebot zur Entlastung pflegender Angehöriger. - Foto: Stadt Maintal


Freitag, 01.07.2022

MAINTAL - Rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Demenz. Die meisten werden zu Hause durch Angehörige versorgt. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Deshalb gibt es verschiedene Angebote der Unterstützung, um pflegende Angehörige – nicht nur von Menschen mit Demenz – zu entlasten. Dazu zählen die Betreuungsgruppen der städtischen Seniorenberatung. Eine davon besuchte kürzlich Bürgermeisterin Monika Böttcher und überbrachte dabei besondere Glückwünsche.

Eine Pause vom Betreuungsalltag ist für pflegende Angehörige enorm wichtig. Mit den Betreuungsgruppen ermöglicht die Maintaler Seniorenberatung einmal wöchentlich für drei Stunden genau diese Auszeit. Und auch die Pflegebedürftigen profitieren davon. Zwei dieser Gruppen bestehen bereits. Eine weitere soll aufgrund des Bedarfs noch hinzukommen.

„Pflegende Angehörige sind stark beansprucht. Ergänzend zu den gesetzlichen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es in Maintal deshalb die Betreuungsgruppen der städtischen Seniorenberatung, damit pflegende Angehörige regelmäßig Zeit für sich und private Erledigungen erhalten. Damit tragen die ehrenamtlich tätigen Betreuungspersonen in den Gruppen ganz wesentlich zur Entlastung der Angehörigen bei – ein wichtiges und unverzichtbares Engagement, für das ich mich bedanken möchte“, so Böttcher.

In Hochstadt treffen sich Gäste und Betreuerinnen immer dienstagnachmittags, in Bischofsheim kommen sie jeden Donnerstagvormittag von 9 bis 12 Uhr im Gruppenraum von „Wohnen mit Service“ des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zusammen. Durch die 1:1-Betreuung können die ehrenamtlichen Betreuerinnen ihren Gästen ganz viel Aufmerksamkeit schenken. Das sorgt für eine entspannte Atmosphäre und ermöglicht, auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche einzugehen. Die Angehörigen wissen ihre Lieben derweil gut betreut.

Ausgebildete Ehrenamtler 


Die Betreuerinnen sind ausgebildete Freiwillige, die teilweise schon seit vielen Jahren die Vormittage selbständig gestalten. Zum festen Ritual gehört in Bischofsheim das gemeinsame Frühstück. Alle weiteren Aktivitäten richten sich nach den Interessen und Möglichkeiten der Gäste. Gerne wird gemeinsam gespielt. „Besonders beliebt sind Rummikub, Bingo und ,Mensch ärgere Dich nicht‘“, erzählt Kathleen Wendler von der städtischen Seniorenberatung. Aber auch gemeinsame Spaziergänge, kreatives Arbeiten, Singen und Gespräche gehören dazu. Und natürlich wird auch gefeiert: Geburtstage, Weihnachten oder - wie kürzlich - ein Ehejubiläum.

Peter und Renate Hinkel besuchen gemeinsam die Betreuungsgruppe in Bischofsheim. Kennengelernt haben sie sich in Frankfurt-Riederwald. Am 16. Juni 1962 läuteten die Hochzeitsglocken. Seitdem ist das Paar unzertrennlich. „Seit wir uns kennen, haben wir uns nicht ein einziges Mal gestritten“, erzählt Renate Hinkel und lächelt liebevoll ihren Mann an. Beide verstehen sich ohne viele Worte. Jetzt, im Alter, ist der Partner zudem eine verlässliche Stütze im Alltag, den beide in ihrem Bischofsheimer Haus eigenständig gestalten. Sicherheit schenkt zusätzlich einer der beiden Söhne, der in der Nachbarschaft lebt. „Wir sind auch noch viel unterwegs. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wir gerne nach Frankfurt oder Hanau. Und wir gehen jeden Tag spazieren, egal wie das Wetter ist“, erzählt die 81-Jährige.

Zu Fuß und Hand in Hand machen sich beide jeden Donnerstag auf den Weg zur Betreuungsgruppe, die anfangs nur Peter Hinkel besuchte, an der mittlerweile aber auch Renate Hinkel teilnimmt. Vor seiner Demenzerkrankung engagierte sich Peter Hinkel im städtischen Seniorenbeirat. Als freier Künstler gestaltete der gelernte Drucker zudem eine Ausstellung im Historischen Rathaus in Hochstadt. Seine Kreativität bringt er etwa durch Gedichtvorträge auch in die Betreuungsgruppe ein.

Feste Pausen sind wichtig


Entstanden ist das Angebot der Gruppenbetreuung im April 2012. „Die Mitarbeiterinnen der Seniorenberatung und des städtischen Pflegedienstes MSHD haben wiederholt erfahren, wie gefordert Angehörige von Menschen mit Demenz sind und wie wichtig feste Auszeiten sind, um leistungsfähig zu bleiben. Auf der anderen Seite tut es den meisten Menschen mit und ohne Demenz gut, regelmäßig mit anderen Personen zusammen zu sein“, erläutert Katharina Buld von der Seniorenberatung.

In der Gruppe können Senior*innen mit und ohne Demenz betreut werden. Koordiniert und organisiert wird das Angebot von den Mitarbeiterinnen der Seniorenberatung. Das Betreuungsangebot ist von der Pflegeversicherung anerkannt, die bei Vorliegen eines Pflegegrads den Teilnahmebeitrag von 30 Euro pro Termin übernimmt. Aktuell suchen die Mitarbeiterinnen der Seniorenberatung nach Freiwilligen, die Lust und Zeit haben, sich dauerhaft regelmäßig einzubringen, die gerne mit anderen Menschen zusammen sind und ein Gespür dafür haben, was der oder die andere braucht. 

Ein Kontakt – auch für Familien, die das Angebot nutzen möchten - ist möglich unter Telefon 06181 400-365 (Katharina Buld) und -452 (Kathleen Wendler) oder per E-Mail an [email protected]. (pm)

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