GELNHAUSEN

Happy birthday Grimmelshausen!

Am 17. März 1621 soll angeblich der kleine Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen das Licht der Welt erblickt haben.
Fotos: Stadt Gelnhausen


Mittwoch, 17.03.2021

Ein großer Dichter feiert Geburtstag. Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, der Schöpfer des wunderbaren Simplicissimus, der Courasche, des Springinsfelds und vieler weiterer, herrlich „schelmenhafter“ Figuren wurde in der Barbarossastadt Gelnhausen geboren. Das immerhin steht außer Zweifel, denn er selbst bezeichnet sich auf den Titelblättern einiger seiner Werke als „gelnhusano“, also Gelnhäuser. Inmitten der Wirren des 30-jährigen Krieges, die auch seine Heimatstadt Gelnhausen nicht verschont ließen, wuchs der kleine Junge auf, bis er schließlich mit der Zerstörung der Stadt im Jahr 1634 selbst in die Strudel des großen Krieges gezogen wurde. Kein Wunder also, dass das genaue Geburtsdatum nicht überliefert ist. 

Doch warum stößt man immer wieder auf ein Datum? Am 17. März 1621 soll angeblich der kleine Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen das Licht der Welt erblickt haben, so vermelden die Agenturen. Doch gleichzeitig weiß die Fachliteratur zu berichten, das genaue Geburtsdatum des Dichters sei nicht bekannt und sogar über das Geburtsjahr streiten sich die Gelehrten…

Was ist denn nun richtig? Und warum geistert immer wieder dieser 17. März (manchmal auch der 21. März) durch die Literatur, die Presse und nicht zuletzt das Internet? Das Datum basiert auf der Forschung des Germanisten und Barockforschers Günther Weydt (1906-2000), der Hinweise auf astrologische Konstellationen in Grimmelshausens Werken untersuchte. Er stellte unter anderem die These auf, dass den einzelnen Büchern ein planetarisches Schema zu Grunde läge. In den Kalenderschriften Grimmelshausens entdeckte Weydt ein verborgenes System kosmischer Bezüge. Aufgrund einer komplizierten Herleitung, Indizien, angeblich subtilen symbolischen Andeutungen und Berechnungen, zog Weydt das Fazit, dass Grimmelshausen seinen Geburtstag in seinem Werk verschlüsselt hinterlassen habe und im Tierkreiszeichen "Fische" zwischen dem 11. und 20. März, möglicherweise am 17. März, des Jahres 1621 geboren wurde. Diese These ist nach wie vor höchst umstritten, da sie lediglich auf genannten Indizien beruht.

Die Grimmelshausenforscher sind sich indes weitgehend einig, dass der kleine Junge, der zu berühmtesten Barockdichter Deutschlands werden sollte, irgendwann in den Jahren 1621 oder 1622 geboren wurde. In Grimmelshausens „Ewigwährender Kalender“ gibt es einige Textstellen, die tatsächlich vermuten lassen, dass sich der Autor selbst zu Wort meldet. Aus dort genannten militärischen Angaben und weiteren Hinweisen leitete der etablierte Dr. Gustav Könnecke, der die wohl umfassendste Arbeit zur Lebensgeschichte Grimmelshausen herausgab, 1621 oder 22 als wahrscheinliches Geburtsjahr ab. Dieser These schließt sich bis heute die Mehrheit der Grimmelshausen-Forscher an. Ein genaueres Datum lässt die Quellenlage bei seriöser Forschung leider nicht zu.

Um dennoch den runden Geburtstag des Dichters gebührend feiern zu können, einigten sich die Grimmelshausen-Gesellschaft, die Geburtsstadt Gelnhausen und die Stadt Renchen, wo Grimmelshausen seinen Lebensabend verbrachte und schließlich im Kreise seiner großen Familie am 17. August 1676 verstarb, auf eine gemeinsame Lösung: Der 400. Geburtstag des weltberühmten Dichters wird 2021 und 2022 mit über die beiden Jahre verteilten Veranstaltungen gefeiert. Den Auftakt macht die Tagung der Grimmelshausen-Gesellschaft vom 17. bis zum 19. Juni in der Kulturherberge Gelnhausen, viele weitere Veranstaltungen werden folgen. Diese Lösung hätte dem humorvollen Dichter sicher gefallen, denn so gibt es zwei „Festjahre“ statt nur einem. (PM) +++