EXKLUSIV aus SCHLÜCHTERN

Gold in Hauswand von Hanno Berger gesucht - Nach Razzia spricht Mr. Cum-Ex



von MORITZ PAPPERT


Mittwoch, 05.05.2021

Großeinsatz im Schlüchterner Stadtteil Elm. Wie KINZIG.NEWS bereits berichtete, gab es dort Dienstagabend eine Razzia. Rund 50 Beamte, teilweise schwer bewaffnet, stürmten das Gelände der Firma Holzhof Berger und das Haus von Steueranwalt Hanno Berger (70). Das bestätigte Berger, der sich in die Schweiz abgesetzt hat, auf Nachfrage.

Der Schlüchterner galt als der profilierteste deutsche Anwalt für Steuer- und Finanzprodukte. Aktuell läuft ein Verfahren gegen Berger. Er soll laut der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main der Drahtzieher hinter dem Cum-Ex-Geschäft sein. Es geht um Steuerhinterziehung und  gewerbs- und bandenmäßigen Betrug. Berger selbst bestreitet das aber. Er lebt derzeit in der Schweiz im Exil. Zum Prozessauftakt Ende März in Wiesbaden ist er nicht erschienen.

"Sie wollten in der Wand nach Gold suchen"

KINZIG.NEWS erzählt Hanno Berger exklusiv am Telefon, wie die Razzia in Schlüchtern abgelaufen sein soll: „Knapp 50 Leute sind, verteilt auf das Firmengelände und mein Haus, im Einsatz gewesen. Sie sind bewaffnet und vermummt bei meiner 91-jährigen Mutter ins Haus eingedrungen, weil die Ermittler nach Vermögenswerten wie Gold oder Wertpapieren gesucht haben." Dem 70-Jährigen ist wichtig zu betonen, dass die Ermittlungen sich ausschließlich gegen ihn gerichtet hätten, nicht gegen die Firma. Dort habe er lediglich einen Tresor-Raum.

Laut eigenen Aussagen hätten die Ermittler bei den Durchsuchungen kleine Goldmünzen im Wert von rund 10.000 Euro aufgefunden. Das Brisante: Wie Berger erzählt, sollten bei der Durchsuchung sogar die Wände aufgebohrt werden, um zu schauen ob, sich dahinter Gold versteckt. Berger: „Das ist doch verrückt!“

Anwalt Hanno Berger - Foto: priavt
Bei der Durchsuchung am Dienstag - Fotos: privat

91-jährige Mutter observiert

„Das war bereits das dritte Mal, dass meine Grundstücke durchsucht wurden. Immer wieder werden Akten mitgenommen, die bereits durchsucht wurden“, sagt Berger. Von Mitte Dezember bis Mitte Januar hätten die Ermittler sogar eine Überwachungsfalle bei seiner 91-jährigen Mutter installiert: „Sie wollten so herausbekommen, ob wir uns treffen oder wo ich wohne, dabei ist die Adresse den Ermittlern bekannt, mir wurden sogar schon Unterlagen zugestellt.“

Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt: "Zu den näheren Umständen von Durchsuchungsmaßnahmen erteilen wir grundsätzlich keine Auskunft." 

Hanno Berger war zeitweise ranghöchster Steuer-Bankprüfer in Hessen, bevor er den Staatsdienst verließ und sich einen Namen als Anwalt für Steuer- und Finanzprodukte machte. 2017 hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn im Rahmen des Cum-Ex-Skandals erhoben. Seit 2012 lebt Berger in der Schweiz.

Die Cum-Ex-Geschäfte

Bei Cum-Ex-Geschäften nutzten Investoren eine Gesetzeslücke. Rund um den Dividendenstichtag wurden Aktien mit („cum“) und ohne („ex“) Ausschüttungsanspruch zwischen Beteiligten hin- und hergeschoben. Daraufhin erstatteten Finanzämter Kapitalertragsteuern, die nie gezahlt wurden. Im Jahr 2012 wurde das Steuerschlupfloch geschlossen. 

Lesen Sie morgen wie es zu den Cum-Ex-Geschäften kam und was Hanno Berger zu den Vorwürfen der Beteiligung sagt.