HANAU
IHK zur Corona-Lage: Geht es mit der Wirtschaft aufwärts?
Archivfoto: KN / Tobias Rehbein
Donnerstag, 06.05.2021
Offiziell warten Anfang Mai alle noch auf den Startschuss. Das Scharren in den Startlöchern ist kaum zu überhören. Die Unternehmen wollen so schnell wie möglich wieder durchstarten, und fast alle haben ihre Vorbereitungen abgeschlossen. Die wirtschaftliche Erholung steht bevor, und die ersten Branchen sprinten schon vorneweg. Auch in vielen anderen Branchen kann die Konjunktur schneller und heftiger anspringen, als Pessimisten heute noch vermuten. In den kommenden Wochen und Monaten kann es auch deshalb teilweise zu Lieferengpässen oder Preissteigerungen kommen. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern nach Auswertung ihrer aktuellen Konjunkturumfrage.
Um rund fünf Prozent schrumpfte die Wirtschaft vergangenes Jahr – und die ersten Monate des Jahres 2021 waren auch nicht einfach. Trotzdem: In sehr vielen Unternehmen geht es derzeit aufwärts. Überraschend viele Berichte aus der Industrie, dem Dienstleistungsgewerbe und dem Großhandel sind vielversprechend. Der Einzelhandel, die Gastronomie und die Hotellerie sowie das Taxigewerbe brauchen noch Anlauf vor dem Aufschwung. Vor allem brauchen sie das Vertrauen ihrer Kunden genauso wie das Vertrauen der Politik. Das konsequente Umsetzen von Hygieneschutz-Maßnahmen wird nicht reichen – es braucht noch mehr vertrauensbildende Maßnahmen.
Derzeit beurteilt jedes dritte der 204 antwortenden Unternehmen aus dem Main-Kinzig-Kreis (34,8 Prozent) seine wirtschaftliche Lage als „gut“ und jedes fünfte (22,1 Prozent) als „schlecht“. Das ist noch nicht überragend, aber seit der voran gegangenen Umfrage im Januar eine stolze Verbesserung: Die „gut“-Einschätzungen nahmen um zehn Prozentpunkte zu, die „schlecht“-Meldungen fast genauso stark ab. Gegenüber dem Vorjahr beträgt die Verbesserung sogar 20 beziehungsweise 19 Punkte.
Die Wende zum Besseren
Es ist klar: Sehr viele Unternehmen haben die Zeichen der Zeit
erkannt, sich in den vergangenen Monaten neu aufgestellt, und nun sehen
sie durchaus mit Zuversicht in die Zukunft. Besonders auffällig dabei:
Bei Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern zeichnet sich schon jetzt
ein kräftig einsetzender Aufschwung ab. Das liest sich fast wie
überbordende Euphorie aus Freude über das Bewältigen der Krise. Aber es
ist mehr: nüchterne Indikatoren wie die Auftragseingänge der Industrie
aus dem In- und Ausland deuten auf eine kräftige Erholung hin. Die
Erwartungen und die Umsätze im Großhandel hingegen spiegeln noch die
verhaltene Binnennachfrage.
Trotz aller Vorfreude auf bessere
Zeiten: Noch sind die Corona-Bremsspuren bei den Erwartungen
unübersehbar: Ein Viertel aller Unternehmen, 25,4 Prozent, hofft, dass
die kommenden Monate eher günstiger werden – das sind 1,4 Prozentpunkte
weniger als in der Januar-Umfrage, aber 16,2 Punkte mehr als vor einem
Jahr zu diesem Zeitpunkt. Die Wirtschaft läuft noch mit gebremster Kraft
und vorsichtigem Optimismus, aber sie läuft und will noch schneller
laufen.Wie sehr sich binnen Jahresfirst die Lage zum Besseren
gewandelt hat, zeigt sich deutlich bei der Anzahl der Pessimisten: Im
Mai 2020 erwarteten 53,2 Prozent der Unternehmen eine „eher ungünstige“
wirtschaftliche Entwicklung. Anfang 2021 waren es noch 30,1 Prozent
Pessimisten. Jetzt sind es lediglich 20,5 Prozent. Das ist noch lange
kein Boom, aber ein ausgezeichnet guter Wert, wenn einbezogen wird, was
in den vergangenen zwölf Monaten alles geschehen ist.
Der
IHK-Konjunkturklima-Indikator gewichtet die Angaben zur Lage und zu den
Erwartungen. Dieses Mal erreicht die zentrale Kennzahl einen Wert von
108,7 Punkten – und damit mehr als befriedigend. (pm) +++