SCHLÜCHTERN

Anmutig und majestätisch: Sehenswerte Bauten verzaubern Kulturliebhaber

Sehenswert sind im Luftkurort Schlüchtern vor allem die Zeugen vergangener Zeiten.
Fotos: Walter Dörr
von WALTER DÖRR


Sonntag, 01.08.2021

Schlüchtern mit seinen 13 Stadtteilen und über 16.000 Einwohnern ist das Mittelzentrum im östlichen Main-Kinzig-Kreis und hat viel zu bieten. Baulich tut sich zurzeit in der Kernstadt einiges. Das ehemalige Gebäude der Kreissparkasse, das höchste Haus im Zentrum der beschaulichen Kleinstadt, wurde abgerissen und wird wieder aufgebaut. Eine weitere Großbaustelle ist das Areal des ehemaligen Einkaufslandes Langer, wo die Stadt einen neuen Stadtmittelpunkt schafft.

Sehenswert sind im Luftkurort Schlüchtern vor allem die Zeugen vergangener Zeiten, wie das ehemalige Benediktinerkloster, das vermutlich vor 800 gegründet wurde. Heute ist das Kloster im Besitz der evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck. In dem Gebäudekomplex ist das Ulrich-von-Hutten-Gymnasium und die Kirchenmusikalische Fortbildungsstätte der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck untergebracht.

Oder das in den Jahren 1567 bis 1573 an der damaligen Frankfurt-Leipziger-Straße erbaute heute „alte“ Rathaus. 1896 entstand auf dem zugeschütteten alten Stadtgraben die Synagoge. Ein markantes, freistehendes Gebäude aus rotem Sandstein mit einem symmetrischen Grundriss, dessen Fassaden in die vier Himmelsrichtungen zeigen.

Ein Kleinod der Stadt Schlüchtern

Und das Lautersche Schlösschen oder Lauterschlösschen genannt. Ein mittelalterliches Schloss, in dem heute vor allem das Bergwinkelmuseum untergebracht ist – aber auch ein Trauzimmer des Standesamtes. Zusammen mit der Stadthalle und dem Restaurant „Jedermanns“ bildet das historische Gebäude ein harmonisches Ensemble von Alt und Jung.

Das ehemalige, auch Trimbergsches Hofgut genannt, ist das älteste Profangebäude der Stadt, das 1338 als „Steinhus zu Sluchtern“ genannt wird. 1362 gab Konrad von Trimberg den klösterlichen Vogthof Sanne, der Witwe Hermanns von Schlüchtern, zu Lehen auf. Um 1440 kam der Besitz an Hans von Lauter, der seinen Lehensitz umbaute und erweiterte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Immobilie beschädigt und 1675 für Hans Ernst von Lauter wieder aufgebaut. 

Als weitere Besitzer sind 1688 die Herren von Dehn-Rothfels und 1798 der Salzverwalter Wilhelm Stickel überliefert. Letzteren besuchten gerne die Steinauer Brüder Grimm. Ludwig Emil Grimm schreibt in seinen Lebenserinnerungen: „Die Familie Stickel wohnt ganz nah bei Schlüchtern in einem alten Haus, von Stein bis obenauf gebaut. Es ist mit Wasser umgeben und über eine Zugbrücke kommt man zum Schlösschen. Das Ganze ist mit einem Obstgarten umgeben, woran die Kinzig fließt. Über dem Tor war ein Wappen in Stein gehauen.“

1819 erwarb Moritz Zinkhan das Schlösschen für 4500 Gulden. 1902 erwarb es die Stadt Schlüchtern und baute es um. Man schuf eine Dienstwohnung für den Bürgermeister und Räume für die Weitzelbücherei. Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten die Amerikaner das Gebäude. Bis 1951 hatte die Europäischen Akademie ein Geschäftszimmer im Schlösschen. Außerdem war die Bibliothek des Amerika-Hauses darin untergebracht. Nach Umbauten 1970–71 fand das Heimatmuseum der Stadt als „Bergwinkelmuseum“ ein neues Domizil. 1978 bis 1982 wurde das Schlösschen entkernt und für ein modernes Museum räumlich aufgeteilt.

"Politisches Schatzkästlein"

Das Schlösschen ist heute ein dreigeschossiges, spätgotisches Herrenhaus mit Eckbuckelquadern und steilem Giebeldach sowie einem gotischen Portal und rechteckigen Zwillingsfenstern. In der Stadtansicht Schlüchterns von 1626 von Daniel Meissner für sein „Politisches Schatzkästlein“ wird das Schlösschen mit einem vorgesetzten Treppenturm abgebildet, den es seit dem Dreißigjährigen Krieg nicht mehr gibt. Architektonisch ist das Lautersche Schlösschen im Stil des ausgehenden Mittelalters gebaut, ein einfaches Haus aber angelehnt an die hochmittelalterliche Repräsentationsarchitektur.

Neben dem gotischen Wappen über dem Sandstein-Portal, ein typisch gotisches Portal mit leichtem Spitzbogen und Birnstab-Profilierung, gibt es seitlich in Höhe der zweiten Etage ein versetztes Barockwappen mit einem ausgesetzten Halbbogen-Giebel und der Inschrift: „Im Jahre 1675 habe ich, Hans Ernst von Lauter, hochfürstlich bambergischer Rat, Oberschultheiß, auch Amtmann zu Höchstadt und Wachenroth, der ich mit meinen ehelichen Leibserben von der alten Lauterschen Linie noch am Leben, dies Schloss, so im Kriege beschädigt wurde, meinen Kindern in Hessen wieder aufbauen lassen“.

Das Bergwinkelmuseum, das zurzeit noch geschlossen ist, spezialisiert sich auf die Geschichte Schlüchterns und ihrer Bürger in den vergangenen Jahrhunderten, erzählt persönliche Geschichten der hier lebenden Menschen. Neben den Dauerexponaten präsentiert das Bergwinkel Museum regelmäßig Sonderausstellungen in der Galerie im ersten Obergeschoss. (Quelle: Stadt Schlüchtern) +++