HANAU
Zwinger statt Strand: Zahlreiche Haustiere in den Sommerferien abgegeben
Fotos: Lena Riemann
Montag, 12.08.2019
Die Sommerferien sind zu Ende und die Schule geht wieder los. In den letzten Tagen kamen wohl viele Urlauber braun gebrannt und entspannt nach Hause, wo eigentlich alles wie immer war, bis auf eines: das „geliebte“ Haustier ist nicht mehr da. Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ schätzt Tierschutz-Präsident Thomas Schröder die Anzahl der in den Ferien abgegebenen Tiere auf bis zu 70.000 in Deutschland.
Auch im Main-Kinzig-Kreis mussten die sowieso schon vollen Tierheime Platz für viele Neuzugänge schaffen. „So einen Sommer hatten wir noch nie“, erklärt Marion Dragomann, Leiterin des Hanauer Tierheims. In den letzten sechs Wochen wurden zahlreiche Katzen, Hunde, Kaninchen und Vögel im bereits vollbelegten Tierheim abgegeben. So wurden die für bis zu 25 Katzen ausgelegten Gehege rund um das doppelte gefüllt. Auch in den Kleintierzimmern mit Vögeln, Ratten und Kaninchen stapeln sich die Käfige.
Dabei bietet das Tierheim auch eine Pension für die Tiere an, damit die Halter trotz der Haustiere Urlaub machen können. Für viele Tierbesitzer scheint das vielleicht aus finanziellen Gründen jedoch keine Option. Stattdessen werden die besten Freunde des Menschen kurzerhand im Tierheim abgegeben. Dabei bekommen die Mitarbeiter des Tierheims die unterschiedlichsten Gründe aufgetischt. Sei es, weil die Kinder, für die das Haustier besorgt wurde, plötzlich kein Interesse mehr haben oder weil das Tier ein gesundheitliches Leiden beklagt und die Besitzer das Geld für die Behandlung nicht aufbringen können oder wollen.
Auch im Wald wurden zahlreiche ausgesetzte Tiere gefunden, die wohl keinen Platz mehr in der Familie hatten und nun hoffen müssen, ein neues und liebevolles Zuhause zu finden. Für Marion Dragomann und ihr Team ist dieses Verhalten der Tierbesitzer unvorstellbar und sie sind froh, wenn die wehrlosen Tiere wenigstens ordnungsgemäß ins Heim gebracht werden, wo sie sich nach einer Quarantäne zu ihresgleichen gesellen dürfen. Selbstverständlich gibt es immer wieder Fälle, in denen die Besitzer wirklich keine Wahl haben und bei der Abgabe des geliebten Tieres emotional werden, man dürfe aber auch nicht vergessen, wie es den Tieren dabei gehe, betont Dragomann. Gerade Hunde und Katzen seien sehr auf ihre Besitzer fixiert und leiden sehr unter der Trennung zu ihren Herrchen und Frauchen.
„Dass die Leute einfach vorher gut überlegen, ob sie es schaffen und leisten können“, wünscht sich die Tierheimleiterin von zukünftigen Haustierbesitzern, damit die Tiere in ein liebevolles Zuhause kommen und dort auch bleiben dürfen. Das Problem sei, dass die meisten Menschen aber nicht weit genug vorausdenken und die Verantwortung für ein solches Lebewesen schlicht unterschätzen, fasst Dragomann zusammen. Wer sich also wirklich ein oder mehrere Tiere anschaffen möchte, sollte sich von vorneherein Gedanken darüber machen, wer sich wo um diese kümmert, wenn der nächste Urlaub ansteht und auch die finanziellen Aspekte, wie Tierarztbesuche etc., berücksichtigen. +++