SINNTAL
Gerhard Gärtner und weitere 15 Kommunalpolitiker verabschiedet
Fotos: Walter Dörr
Dienstag, 21.09.2021
In Anerkennung ihrer langjährigen ehrenamtlichen kommunalpolitischen Tätigkeiten für die Gemeinde Sinntal ehrte und verabschiedete der Gemeindevorstand im Rahmen einer Feierstunde im großen Saal der Mehrzweckhalle Sterbfritz die Personen offiziell, die nach der letzten Kommunalwahl nach langjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit in gemeindlichen Gremien ausgeschieden sind.
Bürgermeister Carsten Ullrich begrüßte die ehemaligen Kommunalpolitiker zu dem besonderen Anlass unter besonderen Corona-Bedingungen. Der übliche große Rahmen mit allen neuen Mandatsträgern oder auch den Ehepartnern der zu Ehrenden, könne diesmal nicht sein. Dennoch wolle die Gemeinde Sinntal in einem würdigen Rahmen die Personen mit einer Urkunde ehren, die die Kommunalpolitik geprägt haben. Ein Dank galt den Mitarbeitern der Verwaltung für die Vorbereitung und die Ausgestaltung der Halle.
"Es ist schwer, allen gerecht zu werden"
Bürgermeister Ullrich erinnerte sich an seine erste Wahl als Bürgermeister von Sinntal im Jahr 2005. Als junger und dynamischer Bürgermeister habe er ein Problem gelöst, das ihm fünf Mütter von Kindern des Kindergartens zum Amtsbeginn vorgetragen haben: das schnelle Fahren der Autofahrer vor dem Kindergarten „Rappelkiste“. Als jedoch drei dieser Mütter wegen Strafzetteln wieder bei dem Rathauschef vorsprachen, habe Ullrich gemerkt, dass es schwer sei, allen gerecht zu werden. Nur 40 Prozent seiner Bürgerinnen waren zufrieden. Damit zeigte Ullrich auf, wie schwierig es für kommunalpolitisch Tätige es ist.
Mit Hinweis auf die bevorstehende Bundestagswahl werde kritisiert, dass die dortigen Abgeordneten die Bodenhaftigkeit verloren hätten. Kommunalpolitiker seien jedoch näher am Menschen. Die hätten mit Menschen zu tun, die man kennt – von der Arbeit, dem Einkaufen, Sport oder im Freundeskreis. Kritische Auswirkungen müsse man durch die Nähe aushalten. Dass man Politik nicht könne, weil die Mandatsträger keine Ausbildung hätten, widersprach Ullrich. Die Abgeordneten in den gemeindlichen Gremien seien ein Durchschnitt der Bevölkerung – mit eigenen Erkenntnissen, Fähigkeiten einbringen, sich mit Themen auseinanderzusetzen und eigene mitzubringen. Politisches Handeln sei aufgrund gesetzlicher Grundlagen kaum möglich.
Persönlichkeiten der Kommunalpolitik
Oft sei es nur ein Verwalten. Etwas umzusetzen und sich bemerkbar zu machen, sei schwierig. Die zu Ehrenden seien Persönlichkeiten der Kommunalpolitik gewesen, so Bürgermeister Ullrich. Kommunalpolitiker müssten mit der Gemeinde und mit immer mehr Institutionen und Bürgerinitiativen umgehen. Die Diskussionskultur, der Ton und der Umgang Bürger/Kommunalpolitiker habe sich in den letzten zehn Jahren geändert. Hemmungen seien niedriger, persönliche Grenzen würden überschritten, ein kontinuierliches Phänomen, mit der Politik unzufrieden zu sein, von dem Ullrich nicht wusste, warum. Durch pauschale Aussagen und nichts Konkretes werde die Unzufriedenheit immer lauter. Wenn nicht geschimpft werde, sei das für einen Kommunalpolitiker schon Lob genug. Den Kompass behalten, wo man sich bewegt und wo man steht, und versuchen, wie man zusammenkommt und einen Kompromiss finden kann, riet Ullrich.
Anerkennung zollte er den zu Ehrenden, die sich viele Jahre für die Menschen eingesetzt haben und sich wählen ließen. 396 Jahre kommunalpolitische Arbeit gelte es zu ehren (zusätzlich Mehrfachfunktionen), betonte Bürgermeister Carsten Ullrich. Im Namen der Gemeinde und gemeindlichen Gremien dankte der Rathauschef ganz besonders. Eine Ehrenurkunde, eine goldene Anstecknadel und was sonst noch, habe man sich im Gemeindevorstand Gedanken gemacht, wie man das Geleistete belohnen könne. Ein Care-Paket sei es geworden, dessen Inhalt man auch gemeinsam mit dem Partner genießen könne. Was man zuhause für die gemeinsame Brotzeit abliefere, die Entscheidung könne jeder individuell treffen, scherzte Ullrich.
Stehende Ovationen
Für jeden zu Ehrenden verlas Bürgermeister Ullrich den kommunalpolitischen Lebenslauf. Mit 61 Jahren kommunalpolitischer Arbeit war Gerhard Gärtner aus Sterbfritz der mit Abstand längste Politiker, der aus dem aktiven Dienst ausscheidet. Mit dem Ehrensiegel der Gemeinde Sinntal würdigte die Gemeinde die Fachkenntnis, Kompetenz und die menschliche Art von Gärtner. Mit stehenden Ovationen und einem langen Applaus würdigten die Anwesenden spontan die Verdienste Gärtners.
Gerhard Gärtner sagte, dass er im Vorfeld des Abends in seinem Archiv das erste Protokoll vom 7. November 1972 nachgelesen habe. Die Probleme von damals könne man auf heute übertragen – nur die Namen und das Datum brauche man zu ändern. Dass früher alles besser gewesen sei, fand Gärtner nicht. Es gebe immer ein auf und ab – das werde auch in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren so sein.
Gärtner erinnerte beispielsweise an den geplanten Bau
eines Feuerwehrhauses in Sterbfritz. Festgelegt sei gewesen, den alten
Bullenstand umzubauen. Jetzt nach vielen Jahren sah Gärtner, dass der
Standort des Feuerwehrhauses am Rande von Sterbfritz richtiger gewesen
sei. „Man muss auch Entscheidungen zurücknehmen,“ so Gärtner. Generell
sei wichtig, keine Parteipolitik zu machen. Den Nachfolgern gab er mit
auf den Weg, dass es nur um die Sache und das Wohl der Bürger gehe.
Seiner Frau Maria dankte Gärtner für über 50 Jahre Unterstützung. Der
Ehrungsabend klang mit Gesprächen und einem Imbiss aus.
EHRUNGEN
Ehrensiegel für 61 Jahre: Gerhard Gärtner, Sterbfritz
1970-1972 Mitglied im Ortsbeirat Weiperz, 1972-1974 Beigeordneter im Gemeindevorstand der Gemeinde Sterbfritz, 1974 Staatsbeauftragter Gemeindevertreter für die Gemeinde Sinntal, 1977-1989 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal (1977-1981 stellvertretendes Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss), 1985-1989 Mitglied im Ortsbeirat Sterbfritz, 1975-1977 und 1989-2021 Beigeordneter der Gemeinde Sinntal, 1972-1974 Kreisbeigeordneter im Kreistag Schlüchtern, 1977 und 1993-1997 Kreistagsabgeordneter des Kreistages Main-Kinzig-Kreis. Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten: 1972-1974 Mitglied in der Verbandsversammlung im Zweckverband Überlandwerk Fulda-Hünfeld-Schlüchtern, 1975-1979 Beisitzer im Musterungsausschuss des Kreiswehrersatzamtes, 1975-1977 Mitglied im Verwaltungsrat der Kreissparkasse Schlüchtern, 1983-1986 ehrenamtlicher Verwaltungsrichter am Verwaltungsgericht Kassel, 1997-2019 ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht Frankfurt, 1993-1997 Beisitzer im Anhörungsausschuss des Main-Kinzig-Kreises, seit 1985 Schöffe Ortsgericht der Gemeinde Sinntal.
Ehrung für 44 Jahre: Hans Müller, Oberzell
1997-2011 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal (1997-2011 Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss), 2001-2011 Mitglied im Ortsbeirat Oberzell (Schriftführer), 2011-2021 Schriftführer im Ortsbeirat Oberzell, 2011-2021 Beigeordneter der Gemeinde Sinntal.
Ehrung für 13 Jahre: Karlheinz Elm, Weichersbach
1989-1997 und 2016-2021 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal (2016-2021 Mitglied im Bau- und Planungsausschuss).
Ehrung für 36 Jahre: Thomas Hergenröther, Züntersbach
1997-2021 Mitglied im Ortsbeirat Züntersbach (2009-2016 stellvertretender Ortsvorsteher), 2007-2011 und 2013-2021 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal (2009-2011 Mitglied im Bau- und Planungsausschuss, 2016-2021 Mitglied im Ausschuss für Soziales und Demographie).
Ehrung für 20 Jahre: Hans-Kurt Hartmann, Sannerz
2006-2021 Mitglied im Ortsbeirat Sannerz (2006-2016 stellvertretender Schriftführer, 2014-2021 stellver-tretender Ortsvorsteher), 2016-2021 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal (2016-2021 Mitglied im Ausschuss für Soziales und Demographie).
Ehrung für 27 Jahre: Rüdiger Heil, Sterbfritz
2006-2021 Mitglied im Ortsbeirat Sterbfritz (2016-2021 stellvertretender Schriftführer), 2009-2021 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal (2009-2016 Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss, 2016-2021 stellvertretender Vorsitzender im Haupt- und Finanzausschuss).
Ehrung für 28 Jahre: Dieter Siemon, Sterbfritz
1993-2021 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal (1994-1997 Mitglied im Bau- und Planungsausschuss, 1997-2001 stellvertretender Vorsitzender im Bau- und Planungsausschuss, 2016-2021 Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss).
Ehrung für 29 Jahre: Günter Zeller, Jossa
1993-1997
und 2001-2006 Mitglied im Ortsbeirat Jossa. 2001-2006 stellvertretender
Schriftführer), 2001-2021 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal
(2001-2016 Mitglied im Bau- und Planungsausschuss, 2016-2021
stellvertretender Vorsitzender im Bau- und Planungsausschuss, 2007-2016
Mitglied im Ausschuss für Soziales und Demographie).
Ehrung für 27 Jahre: Robert Röll, Sterbfritz
1993-1997
und 1998-2021 Gemeindevertreter der Gemeinde Sinntal (2011-2016
Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss, 2016-2021 Mitglied im Bau- und
Planungsausschuss). Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten: 1980-2006
Vorstandsmitglied im Turmverein 1903 Sterbfritz, 1990-1995 Vorsitzender
der Arbeitsgemeinschaft Sterb-fritzer Vereine.
Ehrung für 26 Jahre: Christa Schreiber, Sannerz
1985-1993
Mitglied im Ortsbeirat Sannerz (stellvertretende Schriftführerin),
1993-2001 und 2011-2021 Gemeindevertreterin der Gemeinde Sinntal
(1997-2001 Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss, 2011-2021 Mitglied im
Ausschuss für Soziales und Demographie).
Ehrung für 15 Jahre: Marita Jost-Lohmann, Altengronau
2006-2021
Mitglied im Ortsbeirat Altengronau (2006-2016 stellvertretende
Schriftführerin, 2008-2021 stellvertretende Ortsvorsteherin).
Ehrung für 20 Jahre: Dieter Münch, Jossa
2001-2021 Mitglied im Ortsbeirat Jossa.
Ehrung für 24 Jahre: Ditmar Jäkel, Sannerz
1997-2021 Mitglied im Ortsbeirat Sannerz.
Ehrung für 41 Jahre: Rudolf Röll, Sterbfritz
1977-2008 und 2011-2021 Mitglied im Ortsbeirat Sterb-fritz (1981-1989 stellvertretender Schriftführer).
Ehrung für 20 Jahre: Michael Grosch, Weichersbach
2001-2021 Mitglied im Ortsbeirat Weichersbach (2001-2011 Schriftführer, 2011-2016 stellvertretender Schriftführer).
Ehrung für 29 Jahre: Günther Kohlhepp, Sterbfritz
1989-2018 Schriftführer der Gemeindevertretung Sinntal, 1993-2018 stellvertretender Schriftführer des Gemeindevorstandes, 1993-2001 stellvertretender Schriftführer Haupt- und Finanzausschuss.