BERLIN

Gelb-rote Karte für Schwarz - ein „sportlicher Kommentar“ zu den Koalitions-Sondierungen

Unser Autor sieht aktuell gelb-rot für Schwarz.
Foto: O|N-Archiv
von HANS-PETER EHRENSBERGER


Donnerstag, 21.10.2021

Die Ampel am Berliner Olympiastadion steht auf grün! Was endgültig den roten Karton für Kanzleramt-Kapitänin Angela Merkel und ihre Rumpeltruppe bedeuten dürfte. Nachdem sich die Spielertrainerin schon vor vier Jahren nach zähen Vertragsverhandlungen - angezählt von ihren einstmals zahlreichen Fans auf der Sport-(politischen) Steh-Tri-Bü(h)ne und mit einer gelben Karte von Scharf-, pardon Schiedsrichter Christian Lindner vorbelastet - mit Sponsoren- und Oligarchen-Unterstützung durch Wladimir Gazpromowitsch Putin sowie Mehrheitsanteilseigner und Quatar-Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani gerade noch so in eine weitere Bundestags-Spielzeit retten konnte, werden Maxi-Merkel und ihren ziemlich führerlosen Verein jetzt auch nicht mehr die vielfach angewendete (zunächst erfolgreiche, zuletzt freilich weniger effektive) Rauten-Taktik und zahlreiche Einwechslungen von Hinter-(Ersatz)Bänklern vor einem Abstieg aus der höchsten deutschen und europäischen Spielklasse retten können.

Erste Bundes-(Liga)Sahne, ja Champions-League-tauglich oder gar weltmeisterlich (eher lächerlich) war das schon lange nicht mehr, was da in den vergangenen sechzehn Saisons bei (der) Union (in) Berlin gespielt wurde, allenfalls Abstiegsk(r)ampf pur in Richtung zweite oder gar dritte Liga. Zu viele pitbullige Blutgrätschen und bitterböse Schienbeintritte aus den eigenen Reihen, vor allem seitens des nicht nur in seiner Seele tiefschwarzen Kapitäns eines rot-weiß-blauen „Spitzen“-Klubs aus Bayern München, sorgten für bleibende Schäden und langwierige Verletzungen, die Pseudo-Profis innerhalb des Farmteams des Berliner Big City Clubs mussten bittere Pillen schlucken, was deren  Niedergang zu einer No-Name-Truppe nur noch beschleunigte.

Mit namhaften Neuverpflichtungen kann indes Olaf Scholz, Headcoach der neu gegründeten SpVgg GG SPD aufwarten - wobei SpVgg für Spielvereinigung, GG hoffentlich nicht für GaGa, sondern Grün-Gelb, und SPD für Sportverein Dingenskirchen steht. Das Polit-Triangel oder Parteien-Trio, wie immer man es auch bezeichnen möchte, eher aus der Not geboren und nach einer trüb-tristen Triell-Triage-Qualifikation trotz zahlreicher Eigentore eine Runde weitergekommen, zankt sich schon jetzt, obwohl man es eigentlich besser als die CDSU, jene Absteiger vom Club Dynamo Stehaufmännchen Untergeiersnest machen wollte. Noch bevor man/Frau eine eigene Spielphilosophie definiert hat streitet man um Schlüsselpositionen, schachert um Spitzenposten.

Auguren wie Agenturen sehen schon dunkle katalanische Wolken über Berlin heraufziehen, der FC (Freibeuter Club) Barcelona lässt schlecht grüßen. Milliarden von Schulden, die Messis und Ossis dieses Landes mit Krediten finanziert, ein Präsident der leeren Versprechungen, ein Schatzmeister der ebensolchen Kassen, ein Money-Manager der vorzeitig das Weide sucht (Mann oh Mann, Jens Weidemann), eine überbezahlte wie überforderte „Deutsche Freibier für alle Bunten“ (ziemlich frei interpretiert DFB-Gurkengruppe), bei der der Frauenanteil unter den filigranen Führungskräften auch nach der Implementierung der SPD-BB (Bärbel Bäs, nicht Brigitte Bardot) um mindestens fuffzig Prozent unterrepräsentiert ist.

Am Ende werden auch in der Politik doch wieder ich die alten Fußballer-Weisheiten und -Schablonen greifen, als da an Einschlägigem Folgendes anwendbar wären: Ein Spiel dauert 90 Minuten - respektive vier Jahre mit Verlängerung und Elf-Prozent-Schielen. Man spielt immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt (vor allem auf Rechts- und Linksaußen). Die Glatze von Olaf Scholz ist trotz Retuschierung, sorry, natürlich der Ball, ist rund. Wir konnten nicht alle unsere Ideen auf dem grünen Rasen umsetzen. Gelb-rot war berechtigt. Der Schwarze Mann (Schiri Söder?) hat das Spiel entschieden. Unsere treuesten Fans auf den billigsten Plätzen haben uns nicht ausreichend unterstützt. Oder, um es mit den größten Philosophen der Zeitgeschichte zu formulieren, wie zum Beispiel Giovanni Trapattoni („was erlauben Schoooouuulz“), Loddar Maddäus („wäre wäre Wähler-Wahlprognosen-Wette“), Thomas Doll („das is’ doch alles Bundestagsabgeordneten-Blablabla“), Kaiser Franz Beckenbauer („gute Freunde kann niemand trennen“) oder Jogis jahrzehntelanger Einschwörspruch, seinen Jungs mantrahaft vor jedem Match mit auf die Matte gegeben: „Höchschte Koalitions- Konzentration“).

Vielleicht muss man nach 16 meisterhaften Merkel-Spielzeiten nicht alles in die Tonne treten, wie seinerzeit Grinsi-Klinsi. Oder kann sich mit Stepi Stepanovic‘ Worten „Lebbe gehd weider“ trösten und sich auch als zweiter Sieger für eine gewisse Zeit zufrieden geben. Und mit jungen Nachwuchskräften peu a peu in der Tabelle dann wieder nach vorne rücken und oben mitspielen. Der eine Tor mehr (oder weniger) und die lasche(t) Einstellung selbst ernannter und sich selbst überschätzende Führungsspieler entscheiden am Ende über Sieg oder Niederlage.

„Aus, aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“ War Weltmeister. Und das ist noch gar nicht mal so lange her. Sportlich und politisch betrachtet. Made in Germany. Einstmals ein Qualitäts-Siegel…