HANAU
Prozess vor dem Landgericht: Gründauer missbraucht Kind sexuell
Foto: GNZ
Sonntag, 24.10.2021
„Ich war sehr erleichtert, als ich erfahren habe, dass die Kriminalpolizei zu ihm gekommen ist. Ich hoffe, dass ich nichts mehr von ihm hören oder sehen muss“, sagt der heute 13-Jährige im Vernehmungsvideo der Polizei, das bei der Verhandlung im Landgericht Hanau gezeigt wird. Sachlich und deutlich schildert er, was ihm ein 47-Jähriger aus Gründau über Monate hinweg angetan hat. Immer wieder forderte der Mann das Kind über Whatsapp auf, sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen und ihm Bilder und ein Video davon zu schicken. Einmal fotografierte er den damals Zehnjährigen selbst in seinem Keller. Als „Gegenleistung“ gab es ein Tablet, Geld und Süßigkeiten.
Über die Anklage selbst – die Staatsanwaltschaft listet insgesamt 22 Fälle in den Jahren 2019 und 2020 auf – gibt es wenig Zweifel, der Angeklagte gibt die Taten zu. Damit bleibt dem Opfer eine Aussage vor Gericht erspart, stattdessen wird das Vernehmungsvideo der Polizei abgespielt. In diesem schildert der Junge, wie er den 47-Jährigen kennengelernt hat. Der Kontakt kam offenbar über seinen jüngeren Bruder zustande, der, wie auch das Opfer selbst, gerne an den Bach ging, um dort zu spielen und Krebse zu fangen. Dort sprach der 47-Jährige die Kinder auf ihre Beute an und postete sie in den sozialen Netzwerken, auf Facebook hatte er eine Seite für Naturaufnahmen.
Am Mittwoch soll das Urteil verkündet werden. Staatsanwältin Juliane Thierbach fordert vier Jahre Haft, Verteidiger Matthias Reuter ist für drei Jahre, auch angesichts der Tatsache, dass es dem Jungen nach Schilderung des Vaters heute glücklicherweise wieder gutgehe. (tsl)
Der Artikel ist zuerst in der GNZ erschienen. Mehr lesen Sie in der GNZ am 23. Oktober.