GELNHAUSEN
Für mehr Schutz der Privatsphäre in modernen Kommunikationsnetzen
Fotos: Elke Weigelt/Stadt Gelnhausen
Samstag, 27.11.2021
Sphärische Töne, scheinbar aus dem Nichts erzeugt. Auf eindrucksvolle Weise korrespondierte die ästhetisch-romantische Seite der Technik mit der wissenschaftlich-wirtschaftlichen. Eine Kombination, die durchaus harmonisch, mindestens aber höchst interessant sein kann, wie die Philipp-Reis-Verleihung in der Kulturherberge in Gelnhausen zeigte: Dr. Onur Günlü nahm den diesjährigen Preis für seine Entwicklungen auf dem Gebiet der Sicherheit von künftigen Kommunikationsnetzen entgegen.
Und Susanne Kohnen sorgte mit den Tönen, die sie dem Theremin entlockte, für die passende musikalische Umrahmung des Festaktes, der von großen Momenten in einem kleinen Kreis geprägt war.
Mit 10.000 Euro dotierter Preis
Der Johann-Philipp-Reis-Preis wird alle zwei Jahre an junge
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen, die bedeutende
Innovationen in der Nachrichtentechnik entwickelt haben. Die Forschung
der Preisträger sollte eine spürbare Auswirkung auf die wirtschaftliche
Entwicklung haben. Der diesjährige Preisträger Dr.-Ing. Onur Günlü, der
gemeinsam mit seiner Partnerin Aenne Päplow aus Berlin anreiste,
entwickelt Verfahren für eine höhere Sicherheit und mehr Schutz der
Privatsphäre in künftigen Kommunikationsnetzen wie 6G oder dem Internet
of Things (IoT). Gestiftet wird der mit 10.000 Euro dotierte Preis von
den Kommunen Gelnhausen und Friedrichsdorf, wo der Erfinder Philipp Reis
lebte, sowie der Deutsche Telekom AG und dem VDE (Verband der
Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik).
Bürgermeister
Daniel Christian Glöckner ging in seinen Begrüßungsworten vor allem auf
Leben und Wirken von Philipp Reis ein, der in Gelnhausen geboren wurde,
in der Barbarossastadt aufwuchs und später in Friedrichsdorf lebte.
„Dr. Onur Günlü hat ein hochaktuelles Thema mit einem konkreten
Lösungsansatz verbunden, der sich auf digitale Angebote der Zukunft –
von Mobile Banking bis Machine Learning – auswirken wird. Philipp Reis
legte den Grundstein dafür. Wenn er das gewusst hätte…“
Der Rathauschef hob die Bedeutung des Schutzes der Privatsphäre in digitalen Kommunikationsnetzen hervor und lenkte in diesem Zusammenhang den Fokus auf die „digital natives“, die Personen, die von Kindheit an mit Informationstechnologien und dem Internet aufgewachsen sind und eine Welt ohne digitale Medien nicht kennen. „Technologie ist alles, was bei unserer Geburt noch nicht da war. Für die Kinder heute ist es einfach Umwelt“, ergänzte Dr.-Ing. Volker Schanz, Geschäftsführer der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE (ITG).
"Digitalisierung ist überall"
Die
Laudatio auf den Preisträger hielt Dr.-Ing. Werner Mohr von der ITG im
VDE. Er ging kurz auf den Werdegang von Dr. Onur Günlü ein. Dr. Werner
Mohr versuchte, den Anwesenden, darunter Lars Keitel, Bürgermeister in
Friedrichsdorf, und Vertreter der Gelnhäuser Fraktionen, mit wenigen
Worten das Forschungsgebiet und die Errungenschaft des Preisträgers
näher zu bringen.
„Digitalisierung ist überall, und je
leistungsstärker und omnipräsenter die Systeme sind, umso wichtiger sind
Sicherheit und der Schutz der Privatsphäre. Die Arbeiten von Dr.-Ing.
Onur Günlü befassen sich mit der Möglichkeit, mittels sogenannter PUFs
(Physically Unclonable Functions) Hardware-Komponenten eindeutig zu
identifizieren. Über diesen Ansatz können komplexitätseffiziente
Code-Konstruktionen entwickelt werden. Der Clou: Auf diese Weise lassen
sich neue Formen kostengünstiger, skalierbarer und universell
einsetzbarer Sicherheitsmechanismen bereitstellen.“
Um Kommunikationsnetze sicherer zu machen, kombiniere Dr. Günlü Verfahren aus der Kommunikations- und Codierungstheorie sowie digitale Schaltungstechnik und Signalverarbeitung. Er habe unter anderem untersucht, wo bei Systemen die Performance-Grenzen liegen, wenn Authentifizierungsinformationen und Codes für Sicherheitsschlüssel geteilt werden müssten. (pm)