SCHLÜCHTERN
Naturkundliche Fotosafari durch den Schlosspark Ramholz
Fotos: Walter Dörr
Montag, 27.12.2021
In einem von bewaldeten Bergzügen eingeschlossenen Talkessel liegt das Dorf Ramholz mit seinem besonderen Anziehungspunkt, das Stumm’sche Schloss. Am 29. November 1893 wurde der Grundstein gelegt und am 25. September 1895 die Fahne auf den Turm gesteckt. Hugo Rudolf Freiherr von Stumm (1845-1910), seit 1883 Besitzer einer bescheidenen Burg der Familie von Hutten aus dem 16. Jahrhundert, war der Bauherr des „neuen” Schlosses, in das die Münchener Architekten Emanuel und Gabriel von Seidl das alte Renaissancegebäude integrierten.
Reichlich mit Architekturelementen des Historismus ausgestattet und im Stil der Neugotik und dem Zeitgeist der „englischen” Renaissance nachempfunden. Das große Haus zu bauen, war zwar in der damaligen Zeit ein schwieriges Unterfangen, aber das Besondere war, dass Hugo von Stumm die ursprünglich landwirtschaftlich genutzte Fläche von fast 100 Hektar auf dem Papier in einen Park verwandelte mit den entsprechenden Wasseranlagen, Bächen, Hügelaufschüttungen, Kleinarchtektur und Gebäuden, wie eine Försterei, Gewächshaus, Teehaus, Kegelbahn und Familiengruft.
Inspiriert von Fürst von Pückler-Muskau
Inspiriert von Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871), hatte Hugo von Stumm viele Ideen, die er mit dem fachmännischen Rat des bekannten Gartenarchitekten Jens Person Lindahl (1843-1887) in die Tat umsetzte. Die Schlossumfeldgestaltung mit einer weitläufigen Treppenanlage mit drei gegenläufigen Rampen und Terrassen, einer Sichtachse vom Schloss zur Burg Steckelberg, wo 1488 der Humanist Ulrich von Hutten geboren wurde, geht auf die Münchener Architektenbrüder Seidl zurück. In Oberförster Felix Schnetzer (1855-1940) hatte der königlich preußische Rittmeister einen Mitstreiter, der den märchenhaften Landschaftsgarten pflegte.
Von Stumm selbst erlebte die Fertigstellung seines Parks nicht mehr, denn er verstarb 1910. Der Schlosspark Ramholz ist trotz Teilverkäufe zwar verkleinert, aber immer noch ein einzigartiges Gartenbaudenkmal. Außergewöhnliche Baumsolitäre, exotische Pflanzarten und besondere Koniferen finden die Blicke der zahlreichen Besucher. Auch im Winter, auch wenn es nicht geschneit hat, lädt der Ramholzer Schlosspark zu einem erlebnisreichen Rundgang ein.
Unendliche Farbnuancen und knorrige Bäume
Die Fotostrecke von Walter Dörr vermittelt einen kleinen Eindruck von dem, was man entdecken kann: unendliche Farbnuancen, knorrige Bäume, bizarre Astgebilde der Natur, Moos an Holz und Steinen. Neben der Vegetation sind auch liebevoll gestaltete Bauten im Park zu entdecken. Wie ein Pavillon mit einer kostbaren Stuckdecke, der nach einer entdeckten colorierten Bleistiftzeichnung aus dem Jahre 1725 dem berühmten Baumeister Balthasar Neumann (1687-1725) zugeordnet wird. Oder die Stumm'sche Familiengruft, ein in Hessen einzigartiges Jugendstilmausoleum, die nahe dem Weg zur Burgruine Steckelberg malerisch im Wald liegt.
Die Gruft wurde Ende des 19. Jahrhunderts in aufwendigem Neorenaissance-Stil auch von den Schloss-Architekten von Seidl mit Zyklopenbasaltmauerwerk gebaut. Der bekannte Heraldiker, Schriftgrafiker, Kunstmaler und Ziseleur Hermann Josef Otto Hubert August Constantin Hupp (1859-1949), der auch den Erfrischungssaal des Reichstagsgebäudes in Berlin gestaltete, und Rudolf von Seitz (1842-1910, Maler, Zeichner und Kunstgewerbler), beide aus München, malten um 1900 das Innere der Gedächtniskapelle aus.