HASSELROTH
Die Neuenhaßlauer Marie und Jiri Zejda feiern heute ihren 70. Hochzeitstag
Foto: Hagemann/GNZ
Dienstag, 19.04.2022
Für Marie und Jiri Zejda hätte alles auch ganz anders enden können. Lebhaft erinnern sie sich an ihre Flucht vor den sowjetischen Truppen aus der Tschechoslowakei nach dem Prager Frühling 1968. Heute leben sie in ihrem Haus im Hasselrother Ortsteil Neuenhaßlau und feiern ihre Gnadenhochzeit.
Marie und Jiri Zejda wurden in Mähren in der damaligen Tschechoslowakei geboren. Beide machten ihr Abitur, jedoch an unterschiedlichen Schulen. Jiri Zejda erinnert sich noch daran, als er seine Marie zum ersten Mal sah: „Ich war in der Schule. Plötzlich sah ich gegenüber eine wunderschöne Frau. Sie hat mich damals gar nicht angeguckt.“ Auf einem Winterball im Jahr 1950 waren Schüler beider Schulen zu Gast und Jiri Zejda konnte zum ersten Mal mit ihr sprechen und später auch tanzen. Schon zwei Jahre später heirateten sie. Da weder Jiri Zejda, noch seine Eltern Mitglied in der kommunistischen Partei waren, war es ihm verboten, zu studieren. Deswegen zog das Ehepaar 1952 in die heutige Slowakei, wo Jiri Zejda zunächst ein Jahr in einer Fabrik arbeitete und daraufhin wegen seiner guten Leistungen zum Studium zugelassen wurde. Marie Zejda unterrichtete bis 1969 Grundschulkinder an der Volkshochschule. In der Folge bekamen die Eheleute zwei Kinder. Dann kam der Prager Frühling 1968 und der Einmarsch der sowjetischen Truppen.
Die Familie war gerade in Brünn, wo Jiri Zejda geschäftlich zu tun hatte, als die Sowjetunion über Nacht die Tschechoslowakei besetzte. „Wir waren um 6 Uhr morgens wach und haben Radio gehört. Da hieß es: ‚Die Russen sind in der Nacht mit Panzer und Lastwagen gekommen. Bleiben Sie alle zu Hause, es ist gefährlich‘“, erinnert sich Marie Zejda. Also beschloss das Ehepaar, nach Hause zu fahren. Als sie auf die Schnellstraße abbiegen wollten, eröffneten russische Truppen das Feuer auf das Fahrzeug vor ihnen. Die beiden schafften es, mit ihren Kindern im Auto nach Prag zu flüchten. „Das war nicht anders als heute in der Ukraine. Die heutigen Ereignisse erinnern uns immer wieder an das Erlebte“, sagt der Neuenhaßlauer.
Nach dem Vorfall entschlossen sie sich zur Flucht in die Bundesrepublik Deutschland. „Ohne Sprachkenntnisse und nur mit kleinem Gepäck, unser gesamtes Eigentum und unsere Eltern mussten wir zurücklassen“, sagt er. Als Diplom-Ingenieur fand Jiri Zejda eine Beschäftigung bei der Firma Windsor. Die ersten Tage übernachtete die Familie bei dem Firmendirektor, bevor sie in eine Wohnung in Maintal-Bischofsheim zogen. (nh)
Dieser Artikel ist zuerst in der GNZ erschienen.