SINNTAL

Botanische Rarität stand wieder im Mittelpunkt

Das Liliengewächs (auch Schachbrettblume oder Kiebitzei genannt) stand am Sonntag wieder im Mittelpunkt eines großen Festes.
Fotos: Walter Dörr
von WALTER DÖRR


Dienstag, 26.04.2022

Das Liliengewächs (auch Schachbrettblume oder Kiebitzei genannt) stand am Sonntag wieder im Mittelpunkt eines großen Festes. Zwar hätten sich die veranstaltenden Altengronauer Landfrauen ein wenig mehr von dem Sonnenschein gewünscht, wie ihn Wettergott Petrus in den vergangenen Tagen geschickt hat, aber die Schachbrettblume mag es eher feucht und so kamen ihr die Wolken und ab und zu ein paar Regentropfen näher.

Dennoch war das traditionelle Schachblumenfest, das weithin bekannt ist, ein wahrer Besuchermagnet und die Arbeit, die sich der Landfrauenverein seit dem Jahr 2000 alljährlich macht – wenn nicht Corona dazwischen kommt - wurde mit einem Erfolg in jeder Hinsicht belohnt.

Wenn man in Altengronau, dem zweitgrößten Ortsteil der Sinntalgemeinde, die malerische alte Brücke über die Sinn, die 1753 aus Mitteln eines im 18. Jahrhundert erhobenen Brückengeldes gebaut wurde, im wahrsten Sinne überquert hat, ist man bald am Festplatz und bei den nahe gelegenen Schachbrettblumen-Wiesen. In voller Blüte präsentieren sich Millionen Blüten der Fritillaria meleagris beim diesjährigen Altengronauer Schachblumenfest. Das Liliengewächs trägt seinen Namen durch die schachbrettartig gemusterte, purpurbraune Blüte.

Es präsentierten sich die purpurfarbenen Blumen, die auf den Feuchtwiesen im 72,9 Hektar großen Naturschutzgebiet (NSG) entlang der Sinn, der Schmalen Sinn und im Mündungsbereich der Jossa wachsen. Seit 1988 stehen die Schachbrettblumen unter Naturschutz und als stark gefährdete Pflanzenart auf der roten Liste nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV). Die Blütezeit der meist einzelnen Blüten reicht von Anfang April bis Mitte Mai. Die Schachblume ist eine Lichtpflanze und mag nasse oder teilweise sogar überschwemmte Böden. Ideal deshalb der Sinngrund, sodass hier das größte zusammenhängende Vorkommen in Deutschland ist.

Die Blütenpracht der Schachblumen konnten die Blumenfreunde bei zahlreichen sachkundigen Exkursionen der Naturparkführer des Naturparks Hessischer Spessart Inge Saß, Rudolf Ziegler, Michaela Maienschein, Jockel Fahlteich und Romana Kling erleben. Natürlich wie jedes Jahr dabei Naturschützerin und Naturparkführerin Irmgard Schultheis, die im Jahr 1999 die Idee zum Schachblumenfest hatte. Für das leibliche Wohl hatten die Landfrauen am ARGE-Festplatz im Aspenweg mit Mittagessen und einem reichhaltigen Kuchenbuffet bestens gesorgt. Das Trio Hallodrios um Frontmann Martin Schäfer unterhielt mit schwungvoller Musik.

Viel Interessantes gab es am Infomobil des Naturparks Hessischer Spessart, wo auch Geschäftsführer Fritz Dänner gerne Fragen der Besucher beantwortete. Karten und Fotos mit Schachblumenmotiven bot Brigitte Betz an. Maren Nowak vom Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis und Isabella Gürtler vom Netzwerk Engagement Natur informierten über Pflanzen. Mit einem Messestand waren regionale Handwerksbetriebe vertreten, die über das Thema Heizen und Energiesparen informierten.

Die Vorsitzende des Landfrauenvereins Altengronau, Ute Beringer, begrüßte bei der Eröffnung besonders Sinntals Bürgermeister und stellvertretenden Vorsitzenden des Naturparks Hessischer Spessart Carsten Ullrich, Bürgermeisterin des Marktes Obersinn Lioba Zieres, den Landrat des Main-Kinzig-Kreises Thorsten Stolz, den Altengronauer Ortsvorsteher Winfried Maienschein, den Vorsitzenden der ARGE Altengronau, Stephan Janker, die Vertreter der örtlichen Vereine und Gremien sowie die stellvertretende Vorsitzende des Landfrauenverbandes Hessen  Ursula Pöhlig und Bärbel Dochow vom Vorstand des Bezirklandfrauenvereins Schlüchtern.

Landfrauen-Vorsitzende Beringer sagte, dass Ziel des Schachblumenfestes sei, die Besucher fachlich zu informieren und zu rücksichtsvollem Verhalten in der Natur zu veranlassen. Sie lud ein, an einer Führung zu den einzigartigen Blumen auf den Sinnwiesen teilzunehmen. Seit 1988 stünden die Sinnwiesen in Altengronau unter Naturschutz und in Hessen gelte die Schachblume als stark gefährdete Pflanzenart und sei bundesweit streng geschützt. Beringer bat deshalb, auf den Wegen zu bleiben, um die trittempfindlichen Blumen nicht zu gefährden.

In seinem Grußwort freute sich Landrat Thorsten Stolz über so viele Gäste. Die Kulturlandschaft sei ja auch eine schöne Gegend, mit der aber sorgsam und achtsam umgegangen werden müsse. Für Natur- und Umweltschutz würden die Landfrauen aktiv eintreten. Der Landrat wusste, dass es nicht einfach sei, so ein großes Fest zu organisieren und durchzuführen und dankte der Vorsitzenden Ute Beringer und ihrem Team. Stolz wünschte schöne und erinnerungsreiche Stunden in Altengronau.

Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich sagte bei seiner Begrüßung, dass die Schachblumen auch zwei Jahre (Corona)Pause hatten. Mit dem Fest der Landfrauen werde für die Pflanzen und die Natur sensibel gemacht. Man dürfe nicht in zwanzig Jahren denken, wie es einmal war, sondern dass es noch so wie jetzt ist. Ein Gruß der Gemeinde Sinntal galt allen Gästen aus dem gesamten Main-Kinzig-Kreis und dem „europäischen Ausland“ Bayern. Mit einer Zuwendung motivierte der Bürgermeister, auch im nächsten Jahr wieder ein Schachblumenfest durchzuführen.

Ortsvorsteher Winfried Maienschein grüßte im Namen des Ortsbeirates. Wie er sagte, meine es das Wetter gut mit der Schachblume und in Bezug auf die Blüte habe man eine Punktlandung erreicht. Das Schachblumenfest sei ein fester Termin im Veranstaltungskalender von Altengronau.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Festgelände findet alljährlich beim Schachblumenfest auch der Tag der offenen Gärtnerei in der Gärtnerei Schüßler (Hüttenweg 9) statt. Seit über sechs Jahrzehnten gibt es das Traditionsunternehmen – das einzige übrigens im Altkreis Schlüchtern, das Pflanzen und Blumen selbst produziert. Auf einer Fläche von 1.700 Quadratmetern präsentierte man wieder die unterschiedlichsten Balkon-, Beet- und Zimmerpflanzen. Außerdem Gemüsepflanzen aus eigenem Anbau – von Aubergine bis zur Zuchini, Salat über Tomate, Gurke bis zu Kräutern. Florale Dekorationen zu den unterschiedlichsten Anlässen bietet die Gärtnerei Schüssler und zeigte eine Auswahl in ihren Verkaufsräumen. Gerne nutzten die Schachblumenfestbesucher, die bunte Blumenvielfalt zu besichtigen.