GRÜNDAU
Schuld sind immer die anderen: Zahlreiche Probleme um Kita "Am Kirchberg" ungeklärt
Fotos: Moritz Pappert
Donnerstag, 08.09.2022
Schlimmer als im Kindergarten geht es hin und her rund um die Kita "Am Kirchberg" in Gründau (wir berichteten). Eigentlich ist die Kita fertig. Am Montag sollten bereits die Kinder einziehen und spielen. Doch daraus wurde nichts. Der Vertrag, der der Gemeinde schon lange vorliegt, ist noch immer nicht unterschrieben. Bürgermeister Gerald Helfrich veröffentlichte wenige Minuten, nachdem eine Pressekonferenz der Bethanien-Stiftung zu Ende gegangen ist, eine Stellungnahme. Doch von vorne.
Die Kita wurde gebaut von der evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Träger ist die Bethanien Diakonissen-Stiftung (BDS). Die ersten Gespräche rund um den Bau fanden im November 2017 statt. In Abstimmung mit der Gemeinde Gründau wurde der Neubau geplant und errichtet. Am 8. August fanden die letzten Gespräche zwischen Gemeinde und Träger statt. Hier sei man sich laut der Stiftung noch einig gewesen. Am 24. August hatte die Gemeinde angekündigt, den Vertrag, der seit 2019 vorliegen soll, nicht unterschreiben zu wollen.
"Wir wissen nicht, wo das Problem ist. Eigentlich hatten wir uns am 8. August mit der Gemeinde getroffen und waren über den Vertrag einig", sagt Stefan Kettner von der EmK. Wie Uwe Junga von der BDS sagt, sei man sich einig gewesen, dass die Gemeinde die Kosten übernimmt, die nach Abzug der Fördermöglichkeiten, etwa durch das Land Hessen, übrig bleiben. Die Baukosten übernimmt die BDS. Insgesamt sei das Projekt mit drei Millionen Euro geplant worden. Am Ende seien es aber fünf Millionen gewesen. Die Mehrkosten sollen aber von der Kirche getragen werden.
"Die Begründungen, die man gegen unseren Vertrag hatte, waren teilweise abenteuerlich", sagt Junga. So soll der Bürgermeister behaupten, dass die Fläche um 40-50 Prozent größer, als die von anderen Kitas seien. "Das stimmt aber nicht. Außerdem waren die Pläne seit 2019 bekannt. Auch als der Bürgermeister beim Spatenstich dabei war, hingen die Pläne aus."
Stefan Kettner sagt: "Wir wollen, dass es vorangeht, aber die Gemeinde hält uns hin. Sie sagt nicht konkret, was ihnen am Vertrag nicht passt."
Stellungnahme Bürgermeister Helfrich
Bürgermeister Gerald Helfrich teilt in einer Stellungnahme am Dienstagabend mit: „Der uns mit Verhandlungsstand vom 09.08.2022 vorliegende und mit der Bethanien-Diakonissen-Stiftung (BDS) abzuschließende Betreibervertrag für die Kita war und ist für uns aus rechtlicher und finanzieller Sicht nicht tragbar. Dies hat der Gemeindevorstand am 22.08.2022 beschlossen und dann auch der BDS und der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) als Gebäudeeigentümerin unmittelbar mitgeteilt“.
„In unserem Schreiben vom 25.08.2022 haben wir BDS und EMK auch die wesentlichen Gründe angeführt, die dem Vertragsabschluss in der vorliegenden Form entgegenstehen. So wurde beispielsweise eine Stellungnahme des Jugendamtes des Main-Kinzig-Kreises von Anfang August, wonach ein Betreibervertrag nur zwischen BDS und EMK und nicht zwischen BDS und Gemeinde abzuschließen sei, bislang von dort völlig ignoriert. Vertragsziel der Gemeinde sei der Abschluss eines Fördervertrages zum Zwecke der Defizitminimierung. Einzelheiten müssen aber noch geklärt werden.“
"Trotz noch einiger abschließend zu klärender Punkte haben wir BDS und EMK im Schreiben vom 25.08.22 unsere Bereitschaft erklärt, für die notwendigen und angemessenen Kosten gemäß den gesetzlichen Bestimmungen aufzukommen. Dem Umzug der Kinder in die neue Kita und der Aufnahme des Betriebes steht die Gemeinde somit nicht im Wege. Soweit behauptet wird, dass ohne Vertrag der Neubau nicht bezogen werden kann, ist dies nicht zutreffend", teilt Helfrich mit.