SINNTAL

Viele Begebenheiten im Sterbfritzer Kirmesspruch

Gute Laune bei der Kirmes in Sinntal-Sterbfritz. Gute Laune bei der Kirmes in Sinntal-Sterbfritz.
Fotos: Walter Dörr
von WALTER DÖRR


Montag, 31.10.2022

Traditionell richtete die Sportgemeinde Germania 1919 die Sterbfritzer Kirmes aus, aber pandemiebedingt seit dem vergangenen Jahr anders – nämlich nicht mehr in der Mehrzweckhalle, sondern als Zeltkirmes am Sportplatz.

Bei der Programmgestaltung war auch der Dorfverein von Ortsvorsteher Willi Merx „Starbetz lebt“ mit dabei, der zur Kirmeseröffnung "Häuser, Menschen, Geschichte"-Fotos zeigte und am Samstag zu einem historischen Wirtshausrundgang unter Führung von Dirk Ebenhöch eingeladen hatte. Ansonsten gab es Tanz- und Livemusik mit der „Kalli-Hendrix-Band“ am Freitagabend, eine Partynacht mit den DJ-Duo „DH Sound n’Light“ am Samstag und am Sonntag unterhielten die „BiertranSportler“.

Der Höhepunkt der Kirmes war das Aufsagen des Kirmesspruches. Dazu marschierte die 21-köpfige Bloogesellschaft mit dem buntgeschmückten Strauß in das Festzelt ein und Bloovodder Robin Sippel trug zum dritten Mal die Dorfchronik vor. Er begann mit: „Es letzt Wochenend im Oktober, es is endlich wiere soweit, mir vom Starbetzer Bloo honn uns herrlich Kirmeszeit. Ihr liebe Leut, ach dos Joar is wiere einiches passiert, dos kricht ihr die nächst halb Stonn von uns präsentiert. Zuerscht aber, un dos zeucht von onnsen hervorraachend gute Maniere, stelle mir ons all erscht vür, die Marerje on aach die Kavaliere,“ so Sippel.

 „Ville Leut worn do un honn sich dehie obe getroffe, mit Bier, haaße Äppler un Glühwein hot sich so manch orner recht schö besoffe“

Als „De öberschte vom Bloo“ gönnte er sich einem gehörigen Schluck und fing dann an - traditionell mit den Vereinen. Dass es richtig gewesen sei, die Kirmes auf das Sportgelände zu verlegen, bestätigte Sippel der Germania. Vor allem deswegen, dass die Gemeinde den Sportverein nicht mehr arm mache: „Miete, Kaution, Auslechmaterial, zwatausend Euro kost die Mehrzweckhallensuppe, Traditionskirmes Starbetz – ons Gemoar hot en riesiche Duppe.“ Was sich so alles bei der letztjährigen Kirmes beim Bloo zugetragen hat, berichtete der Oberbloo. Auch dass Tradition sei, das die SG alljährlich die Weihnachtsbäume einsammelt. Ein junger Kautz habe beim gemütlichen Ausklang im Sportlerheim trinktechnisch mit den Alten mithalten wollen, was natürlich schief ging. „Die Konsequenz is euch sicher schoo klor, beim Toilettengang wor de Türrohme zu klor. Bei de Leergutkiste hot er sich verkeilt un hot dos Leergut im ganze Flur verteilt.“

Erfolgreich war das Hutzelfeuer: „Ville Leut worn do un honn sich dehie obe getroffe, mit Bier, haaße Äppler un Glühwein hot sich so manch orner recht schö besoffe.“ Eine Frau sei am Heimweg gefallen und habe im Graben gelegen, wusste der Kirmesbursch. „De Finder wor sich net secher, isses en Mensch oder e Reh. Er hott en dann doch ohgeruffe, de RTW. Die Schöller woar tatsächlich hiee, mir hoffe, ihr geht es wiere gut un sie is heute dehie.“ Das Pokalfinale gegen Oberzell konnte die SG im letzten Jahr nicht gewinnen, doch feierte man trotzdem im Sportlerheim Sannerz. „Es End vom Lied, ihr könnts euch gedenk, gab es en Virus zum Mitnehme statt em Freigetränk.“ Für den sportlichen Aufstieg habe nur ein Sieg gegen Gundhelm-Hutten gefehlt, so Robin Sippel. „Mit Bengalos, Fan-Gesang un schwingende Fahne, die Stimmung am Spurtplatz wor aller erschte Sahne. Es hot zum End hin leider net gereicht, sowohl für den Verein un aach die Fans wor dos Scheitern net leicht.“ „Neuzugäng gobs dos Joar e große Menge, die Vollmerzer spiele dehie mit, befür se ihre Schuh on de Noochel hänge.“ Dass der Dart-Club im Sportlerheim trainiert, freut den Bloo. „Mir vom Bloo fenne die vereinsübergreifende Arbeit echt klasse, on außerdem isses aach net schlecht für die Kasse.“

Bei den örtlichen Vereinen wurde zunächst beim Turnverein kritisiert, dass bei „einer Eltern-Kind-Probestunde die Trainerin war verschwunde“, dass der TV-Nikolaus bei seiner Tour an verschiedenen Stationen zu hören war, und positiv, dass am 11.11. die 5. Jahreszeit im Sportlerheim gefeiert wird. Dass die Feuerwehr Sterbfritz zur Katastrophenhilfe im Ahrtal war, fand der Bloo „in de Reih“. Einen kuriosen Vorfall gab es aber im Seniorenheim Lebensbaum, wo ein Kamerad die Toilettentür nicht mehr aufschließen konnte. „Die Düür ging nemme auf, er hot die Feuerwehr alarmiert, un mit vereinte Kräfte wurd dann es Scheißhaus evakuiert.“ Dass sich der Landfrauenverein auflöst, sei eine schlechte Nachricht: „In Starbetz kor Landfraue meh, ber hätt dos jemols gedocht. Die honn aufgehürt, es goob korn Ärcher un korn Zank, die Starbetzer soche für all euer Arbeit von Herzen Dank. Ihr word ömmer fleißich, ihr word ehrlich e Gedicht, von euch konnte mer ömmer nur Schönes bericht. Ihr word für alle Vereine do, dos mecht ons Dorfgemeinschaft ärmer. Bu die Landfraue worn, wor jede Feier e wenig wärmer.“

Gratulation an den neuen Bürgermeister, Danksagung an Carsten Ullrich

Für sein alljährliches beliebtes Vereinsschießen lobte der Bloovodder den Schützenverein. „Egol, bos fürn Verein oder ber dehie in Starbetz ebbes mecht, nur ber nierst mecht, der mecht wirklich ebbes schlecht.“ „De größte Urt von Sinntal un mir hon net or gescheit Kneipe, über bos wonn mir dann ebbes in en Kirmesspruch schreibe,“ befürchtet der Bloo weniger spruchrelevante Ereignisse. Dass die Schwester einer Bloomitgliederin auf der Heimfahrt im letzten Zug eingeschlafen und bis Flieden weitergefahren ist, dass der große Bruder einen Urlaub in einem „murz Hotel“ ganz schnell gebucht hat – aber für ein Jahr zu spät, und dass im ehemalige Casino tagsüber nix los ist und abends die Lautstärke die Nachbarschaft stört, kam im Kirmesspruch zur Rede. Die Gratulation zur Bürgermeisterwahl verband der Bloo mit dem Wunsch an Thomas Henfling für ein Körbchen Bier, und auch bei Bürgermeister Carsten Ullrich bedankte man sich für eine lange Amtszeit und „bevür du verlässt für ömmer ons Bürgermoaster-Stübche, bring uns ach nochmol so e schö Bier-Kürbche.“

Mit Knochenbrüchen endete eine Vatertag-Tour und Alkohol war auch bei anderen Kandidaten im Spiel. „Dobe im Buch off de Stross, do steht e Konstrukt, do hon scho etliche Starbetzer zwamol müsst hieguck,“ sinnierte man im Kirmesspruch über ein „Tinyhaus auf vier Rädern“. „Mir vom Bloo on ville Bürcher sein weiterhin echt gespannt, anner Joar verzehle mir euch vom Baufortschritt un em neueste Stand.“ Dass aus dem Bauwagen der Jugendlichen Geld gestohlen wurde, verurteilte der Bloo: „Scho traurig, dass de junge Leut in ihrer Partyhötte net sein secher, es müsst vill meh Hieb gab bei dene ganze Verbrecher.“ Weil mehrmals die Polizei im vergangenen Jahr wegen zu lautem Feiern gerufen wurde, polterte der Oberbloo: „Hot ihr eure eichene Juchend vergesse, bann ich so e Nochberschaft hätt, die hätt bei mir endgüldich verschisse.“

Der Starbetzer „Orschbacke-Weck“ ist Geschichte, doch gebe es ein neues Cafe gegenüber dem Bahnhof. Hier müsse man lange warten, weil die Kasse nicht funktioniert, aber „mit hoffe, es läfft oh on es gitt in Starbetz wiere e anner Surte Weck, die meiste von ons hom die Goldhappe e wenich deck.“ Mit einer Werbung für neue Bloo-Mitglieder beendete Robin Sippel den Kirmesspruch.