STEINAU

Vom ukrainischen Kriegs-Flüchtling zum eigenen Tattoo-Studio in Steinau

Ivan Semak (26) in seinem eigenen Tattoo-Studio
Fotos: privat / tby


Freitag, 24.02.2023

Auch in einer noch so schwierigen Situation solltet Ihr Euch nicht unterkriegen lassen, das zeigt die Geschichte des jungen Ukrainers Ivan Semak. 

Ende Februar floh der 26-Jährige vor Putins Bomben aus der Ukraine. Am letzten Tag vor der Grenzschließung für ukrainische Männer hat er das Land in Richtung Deutschland verlassen. Keine neun Monate später eröffnete er seinen eigenen Tattoo-Laden in Steinau an der Straße. 

"Einen Tag bevor die erste Rakete auf die Ukraine flog, kam Ivan zu uns mit einem kleinen Koffer und ein paar Sachen", erzählt die gebürtige Steinauerin Christin Kartschall, die den Ukraine-Flüchtling Ivan Semak gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Marco unterstützt.

Bereits in der Ukraine arbeitete Semak als Fotograf und Tätowierer, hatte seit mehreren Jahren sein eigenes Tattoo-Studio in seiner Heimatstadt im Westen des osteuropäischen Landes. Zunächst sei es sehr schwierig gewesen als Nicht-EU-Ausländer sich auch in Deutschland selbstständig zu machen, doch seine Freunde haben ihm bei den bürokratischen Hürden geholfen. 

Der junge Ukrainer bei der Arbeit
Zur Eröffnung kam auch Steinaus Bürgermeister Zimmermann. Auch auf dem Foto: Die Freunde Semaks, die ihn unterstützen
Der Tattoo-Laden von außen

"Nie dem Staat auf der Tasche liegen"

Kartschall: "Ivan wollte nie dem Staat auf der Tasche liegen, also hat er bis heute von seinem Erspartem gelebt. Wir haben jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass sich Ivan in Steinau mit einem eigenen Studio selbstständig machen kann. Nach vielen gestellten Anträgen und ausgefüllten Formularen ist es endlich soweit."

Am 19. November eröffnete Semak sein Tattoo-Studio in der Brüder-Grimm-Straße in der Innenstadt. Steinaus Bürgermeister Zimmermann schaute vorbei und gratulierte. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er: "Ivan Semak kommt aus der Ukraine und trägt jetzt zur Belebung unserer wunderschönen Innenstadt bei. Es freut mich sehr, dass er sich bei uns wohl fühlt und sein Geschäft bei uns in Steinau eröffnet hat. Ich wünsche Ihm viel Glück und gute Geschäfte!"

Einige Werke von Semak

Steinau wurde Semaks zweites Zuhause

In Steinau hat sich der junge Ukrainer schon eingelebt: "Ich mag es hier. Steinau ist eine gemütliche Stadt. Man kann hier gut leben. Es wurde ein zweites Zuhause für mich."

Irgendwann, wenn Frieden herrschst, möchte Semak wieder zurück in sein Heimatland. Seine Familie sei noch dort, er vermisse sie. Doch bis dahin möchte er das Bestmögliche aus der gegenwärtigen Situation machen: "Ich glaube, dass ich in Steinau all meine beruflichen Ambitionen verwirklichen kann." (tby)

Am Tablet zeichnet Semak seine Ideen vor
Mit diesem kleinen Gerät entstehen selbst große Tattoos
Ivan Semak ist glücklich, dass er in Deutschland in Sicherheit ist