SCHLÜCHTERN / BONN

Mr. Cum-Ex Hanno Berger aus Schlüchtern muss acht Jahre in den Knast

Steueranwalt Hanno Berger
Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert
von MORITZ PAPPERT


Mittwoch, 14.12.2022

Acht Jahre Knast: Das ist das Urteil, das am Dienstag gegen Steueranwalt Hanno Berger vor dem Landgericht Bonn gefällt wurde. Der 72-Jährige stammt aus dem Schlüchterner Stadtteil Elm und wurde nun wegen Steuerhinterhinterziehung schuldig gesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer neun Jahre Haft für Berger wegen besonders schwerer Steuerhinterziehung gefordert. Gemeinsam mit einem früheren Geschäftspartner soll Berger außerdem 27 Millionen Euro an den Staat zurückzahlen. 

Die Machenschaften hinter den Cum-Ex-Geschäften sind kompliziert. Berger soll die Privatbank M.M. Warburg zur Aufnahme dieser Geschäfte bewogen haben. Die dafür notwendigen Strukturen soll er maßgeblich aufgebaut haben. Laut Staatsanwaltschaft habe Berger ein "hohes Maß an krimineller Energie". Den Steuerschaden bezifferte die Staatsanwaltschaft auf über 270 Millionen Euro.

Berger steht außerdem noch in Wiesbaden vor Gericht. Ebenfalls wegen Cum-Ex-Geschäften. Hier wird ein Urteil erst 2023 erwartet. Hanno Berger hatte sich über zehn Jahre lang in die Schweiz abgesetzt, lebte dort im Exil. Anfang des Jahres wurde er dann nach Deutschland ausgeliefert.

Zu KINZIG.NEWS sagte er im Mai 2021 exklusiv: „Das Ganze ist ein politisches Verfahren. Das Recht spielt dabei keine Rolle mehr. Die Politik muss Recht haben und die Medien unterstützen sie dabei“, so der ehemalige Star-Anwalt für Steuerrecht. Er verglich das Verfahren mit den politischen Verfahren, wie es sie in Ländern wie Russland gebe. „Recht und Gesetz bleiben dabei auf der Strecke. Das ist eine Verschwörungstheorie gegen mich“, warf Hanno Berger Medien und Politik vor.

Hintergrund: Bei den Cum-Ex-Geschäften geht es darum, dass große Wertpapier-Pakete rund um den Ausschüttungstermin der Dividende blitzschnell den Eigentümer wechseln. So gelingt es, den eigentlichen Eigentümer zu verschleiern, und mehrere Investoren konnten sich bis 2012 die Kapitalertragssteuer und den Solidaritätszuschlag vom Finanzamt erstatten lassen.