HANAU

HSB stellt die Weichen für den Einsatz von elektrisch betriebenen Bussen

Die Hanauer Straßenbahn (HSB) stellt die Weichen für den Einsatz von elektrisch betriebenen Bussen.
Fotos: Stadt Hanau/HSB


Freitag, 30.12.2022

Mit Weitsicht hat die Hanauer Straßenbahn (HSB) ihre Flottenstrategie angelegt. Bereits 2018 hatte sich das Unternehmen vor dem Hintergrund der NOX-Belastungen entschieden, die damals noch eingesetzten zahlreichen Dieselbusse der Euro3-Norm möglichst schnell und vollständig durch Dieselbusse der wesentlich schadstoffärmeren Euro6-Norm zu ersetzen.

Im Jahr 2023 läuft die erste Phase der umfassenden Fahrzeugerneuerung aus. Aktuell übertreffen bei den Omnibussen 22 Prozent die Euro5-Norm und 78 Prozent erfüllen die Euro6-Norm. Auf dieser Flottenstrategie wird jetzt perspektivisch aufgebaut. Die Flotte wird sukzessive elektrifiziert, der Standort an der Daimlerstraße entsprechend mit Ladeinfrastruktur ertüchtigt.

„Modernste Dieselbusse, insbesondere als Gelenkzüge, werden noch bis in die 2030er-Jahre das Rückgrat unserer Flotte bilden müssen. Im Rahmen anstehender Beschaffungszyklen werden wir diese Busse durch E-Busse als zweite Antriebstechnologie Schritt für Schritt ergänzen und austauschen. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist ein Mitwachsen der Infrastruktur des Betriebshofes. Die notwendige Ladeinfrastruktur muss dafür geschaffen und die Werkstatt für E-Busse ertüchtigt werden. Bei diesen Investitionen in eine planvolle Antriebswende unseres ÖPNV sind die finanziellen Rahmenbedingungen der HSB, der BeteiligungsHolding Hanau GmbH und letztlich die gesamtstädtische Haushaltssituation im Blick zu behalten“, sagt Stadtrat Thomas Morlock, Aufsichtsratsvorsitzender der HSB.

"Wichtige Vorkehrungen treffen"

Bis tatsächlich die ersten rein elektrisch betriebenen Busse durch das Hanauer Stadtgebiet fahren, wird es noch einige Zeit dauern. „Bereits jetzt müssen wir jedoch wichtige Vorkehrungen treffen, um einen möglichst reibungslosen Betriebsstart zu gewährleisten“, so Morlock weiter. Anfang 2023 wird sich die HSB für Fördermittel bewerben. „E-Busse sind im Vergleich zu Verbrennern deutlich teurer, Lieferzeiten fallen erheblich länger aus. Und auch auf Fördermittelbescheide müssen wir mitunter mehrere Monate warten. Daher ist es wichtig, alle Prozesse frühzeitig anzuschieben“, ergänzt HSB-Geschäftsführer Thomas Schulte.

Die weiterentwickelte Flottenstrategie der HSB ist insbesondere deshalb notwendig, da die Stadt Hanau die sogenannte Clean Vehicles Directive (CVD) umsetzen muss. Dabei handelt es sich um eine europäische Richtlinie für den ÖPNV, die einen fixen Anteil sauberer Fahrzeuge basierend auf alternativen Antriebstechnologien festlegt. „Kaufen wir neue Busse, müssen davon bis 31. Dezember 2025 45 Prozent dieser Fahrzeuge saubere Busse sein, die Hälfte von ihnen sollte dabei in Gänze emissionsfrei betrieben werden. Anschließend steigt dieser prozentuale Anteil weiter an und wurde bis einschließlich 31. Dezember 2030 auf 65 Prozent festgelegt“, erklärt Schulte.

Als „saubere“ Antriebsformen gelten neben Elektrizität und Wasserstoff auch nachhaltige Biokraftstoffe, synthetische und paraffinhaltige Kraftstoffe, Erdgas und Flüssiggas LPG. Emissionsfreie Antriebe hingegen erreichen einen Schadstoffausstoß-Wert von unter einem Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Die HSB hat sich mit diesen Technologien und der möglichen Umsetzung in Hanau unter Hinzuziehung renommierter Experten intensiv beschäftigt.

"Ein Novum"


Zwar gilt diese europäische Richtlinie bereits seit August 2021, für Hanau ist ihre Umsetzung dennoch ein Novum. „Wir haben uns 2020 dazu entschieden, die Beschaffungsjahrgänge 2021, 2022 und 2023 zusammenzuführen und zu beauftragen“, so Schulte weiter. Aus gutem Grund: „Der HSB-Betriebshof verfügt in seiner aktuellen Form noch nicht über genügend Strom, um eine größere Zahl von Elektrobussen zu laden. Daher haben wir uns zunächst dazu entschlossen, die Emissionen der Flotte dadurch zu reduzieren, dass wir die Fahrzeuge nach und nach auf Dieselmotoren mit aktueller Euronorm umstellen und darüber hinaus auch Hybridfahrzeuge einsetzen“, ergänzt Morlock.

Diese Praxis gab den Fachkräften der HSB ausreichend Gelegenheit, eine geeignete Strategie für emissionsfreies Busfahren zu entwickeln. Insbesondere war es möglich, den stetig wachsenden E-Fahrzeug-Markt zu beobachten. „In einem ersten Schritt werden wir uns bei der Anschaffung von emissionsfreien Fahrzeugen auf Batteriebusse konzentrieren. Diese verfügen über die beste Marktreife, die geringsten Systemkosten sowie eine gute Skalierbarkeit und Integrationsfähigkeit in Großflottenlösungen“, erklärt Schulte.  Für erste Schritte stehen genügend kurze Bustouren zur Verfügung, die ohne Anpassung mit Batteriebussen betrieben werden können. Dank des Wissens um die noch ungenügende Ladeinfrastruktur wird die HSB zudem Fördermittel für mobile Ladepunkte beantragen.

„Es war richtig und wichtig, die Flottenstrategie in Hanau in dieser Form anzulegen“, betont Stadtrat Morlock. „Auf diese Weise waren wir nicht gezwungen, kurzfristig Fahrzeuge zu erwerben, die wir am Ende möglicherweise gar nicht in den täglichen Busbetrieb hätten integrieren können. Auch hatten wir so genügend Zeit, um Vor- und Nachteile verschiedener Antriebsformen genau abzuwägen, statt vorschnell einer der vielen Optionen auf dem Markt den Vorzug zu geben.“

Die Ziele für die nächsten Jahre sind somit klar gesetzt: In einem ersten Schritt wird die HSB bis 2025 den Weg hin zum Betrieb von Batteriebussen ebnen und voraussichtlich dann auch erste Fahrzeuge dieser Art einsetzen. Mittelfristig wird dieses Bussystem sowie die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut. Die Erkenntnisse, die sich aus dem Regelbetrieb ergeben, sollen dann in die weiteren Planungen mit einfließen. Abhängig von deren technischen Weiterentwicklung und Beschaffungskosten wäre auch der Einsatz von Wasserstoffbussen bei Auslaufen der Dieselbusse perspektivisch in den 2030er Jahren eine mögliche weitere Option für die Busflotte der HSB.

„Diese Vorgehensweise wird es ermöglichen, eine Dekarbonisierung der Busflotte zu erreichen, die beherrsch- und finanzierbar bleibt“, sagt Thomas Morlock abschließend. (red)