HANAU
Hanau: Klinikum will mit neuen Kathetern noch besser werden
Fotos: Klinikum Hanau GmbH
Donnerstag, 30.03.2023
Es stolpert, es klopft, es rast – wenn das Herz aus dem Takt gerät, sind das erste Anzeichen für eine Herzrhythmusstörung und sollte untersucht werden. Rund 400.000 Menschen werden jedes Jahr in Deutschland deshalb in ein Krankenhaus eingeliefert. Um noch besser die Ursache der Herzrhythmusstörung identifizieren zu können, wird in der Klinik für Rhythmologie am Klinikum Hanau jetzt der neu entwickelte Octaray-Katheter eingesetzt.
Mit acht statt fünf Ärmchen, sogenannten Splints, und mehr Elektroden, kann er die untersuchte Herzkammer nicht nur schneller, sondern auch deutlich hochauflösender in 3D darstellen, sodass die Ärzte insbesondere komplexe Rhythmusstörungen besser analysieren und den zugrundeliegenden Mechanismus verstehen können, um dann für jeden Patienten die bestmögliche Therapieentscheidung zu treffen. Neben dem Klinikum setzen bisher im Umkreis nur die Uniklinik Mainz und die Uniklinik des Saarlandes den neuen Octaray-Katheter bei Ablationsverfahren ein. „Bisher haben wir den sogenannten ‚Pentaray-Katheter‘ eingesetzt, der uns mit seinen fünf Ärmchen schon ein hochauflösendes 3D-Mapping ermöglicht hat. Mit dem Octaray erhalten wir jetzt aber statt wie bisher ca. 1.500 Messpunkten pro Map bis zu 15.000 Bildpunkte – das ist ein ganz neues Level“, erklärt Dr. med. Guido Groschup, Chefarzt der Klinik für Rhythmologie.
Auf dem neuesten Stand
Neben dem im Sommer 2021 eröffneten neuen, hochmodernen Elektrophysiologie-Labor mit einer bipolaren Angiographieanlage, einem frei beweglichen Trägersystem der vollständigen elektrophysiologischen Ausstattung für möglichst flexible Behandlungsabläufe und einem 58-Zoll-Monitor, der das Herz in seiner ganzen Komplexität live in 3D darstellt, ist die Klinik damit auch im Bereich der Mapping- und Ablationstechnologie auf dem neuesten Stand der medizinischen Entwicklung. So bietet sie ihren Patientinnen und Patienten eine besonders sichere und effektive Behandlung.
Bei der Ablation werden über die Leiste ein Katheter an die Stelle im Herzen vorgeschoben, an der die „falschen“ elektrischen Impulse entstehen, die die Rhythmusstörung auslösen. Das Gewebe in diesem Bereich wird dann zielgenau entweder durch Radiofrequenzenergie (Hitze) oder durch Kälte verödet, sodass kein störender Impuls mehr entsteht, bzw. sich nicht mehr in das gesamte Herz ausbreiten kann. „Dass unsere Rhythmologie mit dem neuen Octaray-Katheter hier am Puls der Zeit ist, sorgt für gute klinische Ergebnisse unserer Mediziner und eine noch bessere medizinsche Versorgung unserer Patientinnen und Patienten“, so Volkmar Bölke, Geschäftsführer des Klinikums.
Über die Klinik für Rhythmologie
Die spezielle Rhythmologie ist ein Teilbereich der Kardiologie und befasst sich mit der Diagnose und Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Neben der medikamentösen Therapie kann eine Herzrhythmusstörung mit einer elektrophysiologischen Untersuchung und einer damit einhergehenden interventionellen Verödungstherapie (Ablation) dauerhaft behandelt bzw. geheilt werden. Eine solche Therapie wird bei zahlreichen schnellen (tachykarden) Herzrhythmusstörungen angewandt – dabei verödet der Rhythmologe die krankhaften und zu einer Herzrhythmusstörung führenden Bereiche.
Die Klinik für Rhythmologie stellt eine ideale Ergänzung zur Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin dar und arbeitet mit deren Team Hand in Hand. Die Klinik hält das gesamte Spektrum der interventionellen Elektrophysiologie vor. Neben der konventionellen Ablation, z.B. bei AV-Knoten-Reentrytachykardien, steht eine 3D-Mappingtechnologie der neuesten Generation zur Behandlung komplexer Rhythmusstörungen zur Verfügung. Dadurch können die Herzkammern originalgetreu abgebildet werden. Zudem können Informationen zur Erregungsausbreitung ebenso wie narbige Veränderungen graphisch dargestellt werden.
Dies ermöglicht eine exakte Analyse und Behandlung der vorliegenden Rhythmusstörung unter Berücksichtigung der individuellen Veränderungen des Herzens. Neben der Behandlung von Vorhofflimmern bzw. Vorhofflattern in der linken Vorkammer können damit auch Kammerrhythmusstörungen, z.B. nach einem Herzinfarkt, behandelt werden. Die kontinuierliche Anpressdruckmessung der verwendeten Katheter erhöht dabei die Sicherheit und Effektivität der Behandlung. (red)