SCHLÜCHTERN
Vor 100 Jahren wurde ein Schwimmbad gebaut

Fotos: Walter Dörr
Dienstag, 16.05.2023
Noch ist kein Wasser im Freibad Hutten-Heiligenborn. Bis vor Kurzem haben noch ehrenamtliche Helfer, vornehmlich vom Förderverein des Schwimmbades Hutten, das blau geflieste Becken und die Außenanlagen gesäubert und nach der Winterpause auf Vordermann gebracht. Viele Stunden war man im Einsatz und hat gewienert, damit das Bad zum Saisoneröffnungstag am 1. Juni top ist.
Das Freibad Hutten-Heiligenborn ist ein beliebtes Familienbad und gehört zum Freizeitangebot der Region. Immer wieder rechnen Politiker, ob man sich das Bad in dem Schlüchterner Stadtteil Hutten überhaupt leisten kann. Aber für das idyllisch im flächenhaften Naturdenkmal Heiligenborn in unmittelbarer Nähe des Campingplatzes, Wochenend- und Ferienhaus-Gebiets und Sportplatz gelegenen Bad machen sich die Bevölkerung und auch die Mitglieder des Fördervereins Schwimmbad Hutten stark. So gibt es das Freibad nun schon 100 Jahre.
Schwimmbadfest geplant
Das Jubiläum soll mit einem Schwimmbadfest, das der Förderverein plant, am 6. und 7. Juli 2024 begangen werden. Ursprünglich nutzten die Huttener das frische Quellwasser des „Heiligenborn“, das in einem Tümpel floss, als „Schwimmbad“. Hier lernten die Schulkinder auch das Schwimmen - Bonbon-Dosen auf dem Rücken waren die Schwimmflügel von damals. Gänse, die sich hier ebenfalls wohlfühlten, störte die Kinder nicht und das Federvieh tolerierte die Huttener Kinder. Das Quellwasser war aber ziemlich kühl und der mit Steinen per Hand gefasste Beckenrand nicht besonders einladend.
1923 regte der aus Kassel stammende Lehrer Rose den Bau eines richtigen massiven Beckens an. Größer und sogar mit einer Umkleidehütte. Die Pläne wurden durch Arbeitslose 1923/24 in die Tat umgesetzt und das Huttener Bad war fortan die Attraktion für die ganze Region. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bad stark in Mitleidenschaft gezogen. Nur notdürftig richtete man das Becken wieder her, doch das Bad verfiel zunehmend. So kam es, dass das Kreisgesundheitsamt das Bad wegen Hygienemängel und Exkremente schloss.
1962/63 setzte sich Hutten und vor allem Bürgermeister Nikolaus Ochs für den Umbau und die Sanierung des Schwimmbades ein. Ein neues Schwimmbad konnte am 1. Juli 1967 durch den Hessischen Innenminister Heinrich Schneider, Landrat Dr. Wolfgang Seibert und dem letzten Huttener Bürgermeister Peter Löffert eingeweiht werden. Das Huttener Bad war eine Sensation, denn es war das einzige beheizte Freischwimmbad des Landkreises Schlüchtern.
23 Grad warm statt 8 Grad kalt
Wohl temperiert
auf 23 Grad – im Gegensatz zu der normalerweise acht Grad
Quellwassertemperatur. Die Heiligbornquelle speist immer noch das 450
Kubikmeter fassende Becken. 1995 drohte die Schließung des Schwimmbades
aus Kostengründen. Deshalb gründeten Huttener und Gundhelmer Bürger 1996
einen Förderverein, der sich für den Erhalt des Schwimmbades, das sich
in der Trägerschaft der Stadt Schlüchtern befindet, stark macht. Viele
Stunden leisten die Mitglieder ehrenamtlich, damit das Schwimmbad
erhalten bleibt. So flossen die Erlöse der alljährlichen Schwimmbadfeste
direkt in das Bad.
Azurblaues Wasser in Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken mit Wasserrutsche, sattgrüner Rasen der großen Liegewiese, ein Planschbecken für Kleinkinder, ein Spielplatz, ein Volleyball-Feld für die sportliche Betätigung – das Schwimmbad Hutten-Heiligenborn ist ein einladendes Familienbad. Aus Anlass des im kommenden Jahr anstehenden 100-jährigen Jubiläums haben Nicole Winhold und Katja Betz (Fördervereins- und Ortsbeiratsmitgliederinnen) die Geschichte des Schwimmbades Hutten-Heiligenborn für den Bergwinkel-Boten 2024 verfasst.