SINNTAL
Sinntaler Willkommenskreis wird neu gebildet

Fotos: Walter Dörr
Donnerstag, 18.05.2023
Von viel Hilfsbereitschaft und Verständnis für die Menschen in ihrer besonderen Notlage erzählten die Teilnehmer eines Treffens, zu dem Sinntals Bürgermeister Thomas Henfling eingeladen hatte. Neben dem Erfahrungsaustausch über die bisherige Betreuungsarbeit in der Gemeinde Sinntal sollte das Planen gemeinsamer zukünftiger Aktivitäten mit Geflüchteten sein.
Im kleinen Saal der Mehrzweckhalle in Sterbfritz hieß Henfling rund 40 engagierte Bürger, Vertreter aus Vereinen und Verbänden sowie der Politik willkommen. Seitens der Verwaltung waren auch der Leiter der Ordnungs- und Sozialverwaltung, Carsten Sperzel, mit Sachbearbeiterinnen dabei. Grüße galt dem Ausschuss für Soziales, Familie und Demografie, mit dem Vorsitzenden Helmut Nikolai, Stellvertreter (und Sterbfritzer Ortsvorsteher) Willi Merx und Mitglied (und Weiperzer Ortsvorsteherin) Margot Klement.
Über die große Resonanz freute sich der Bürgermeister bei seiner Begrüßung. Wie er sagte, seien die Willkommenskultur, Betreuung und Integration von geflüchteten Menschen eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und eine humanitäre Pflichtaufgabe für die Gemeinde. Aktuell würden 165 geflüchtete Menschen in Sinntal leben und in den nächsten Wochen und Monaten würden weitere kommen.
Im Moment habe die Gemeinde Sinntal zur Unterbringung in privatem Wohnraum 15 Wohnungen angemietet und auch drei gemeindeeigene Wohnungen seien zur Verfügung gestellt. Seit dem 1. März werde eine Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 32 Personen in Weichersbach belegt und eine Containerunterkunft für bis zu 30 Personen sei in Sannerz in Planung. Henfling sagte, dass eine dezentrale Unterbringung die geeignetste und sinnvollste Art sei, da zur Integration ein Ansprechpartner (wie der Vermieter) wichtig sei. Deshalb warb der Bürgermeister darum, der Gemeinde mögliche Wohnungen für eine menschenwürdige Unterbringung zu melden. Geflüchtete würden normalerweise keine großen Anforderungen stellen und „nur ein Dach überm Kopf wünschen“.
Ein Gewinn für die Menschen und Verwaltung
Eine dezentrale Unterbringung sei ein Gewinn für die Menschen und die Verwaltung, so Henfling. Die Integration der Menschen in einer Notsituation könne nur funktionieren, wenn alle zusammenarbeiten. In Weichersbach, wo zurzeit 26 Geflüchteten seien, klappe das ohne große Probleme. Der Bürgermeister sprach ein großes Lob den dortigen Helfern aus, die aktiv auf die Leute zugehen würden. Damit Integration in der Gesellschaft erfolgen kann, habe Bürgermeister Henfling zu dem Treffen „auf verschiedenen Ebenen und nicht nur aus der Politik“ eingeladen.
Für ein zukünftiges gemeinsames Handeln sollen Erfahrungen ausgetauscht und Vorschläge gemacht werden. Auch Gemeinden und Kommunen stünden im Austausch, um mit gewonnenen Erkenntnissen zu lernen und die Integration umzusetzen. Sehr informativ waren die Erzählungen und Erlebnisse der Helfer und Vermieter.
Gute und schlechte Erfahrungen
Ein Vermieter aus Altengronau hatte so chaotische Flüchtlinge aus der Ukraine, die die Einliegerwohnung in einem halben Jahr verwüstet haben, sodass sie komplett saniert werden musste. Ein 83-jähriges Rentnerehepaar war dann das Gegenteil. Problematisch seien Behördengänge und das Einkaufen angesichts der schlechten Nahverkehrsanbindung. Wie Deutschland funktioniert, müssten die Flüchtlinge lernen. Vor allem an Plätzen in Deutschkursen mangelt es. Der persönliche Kontakt sei sehr hilfreich. Angeregt wurden deshalb Patenschaften. Auf die Flüchtlinge zugehen und sie nach der Ankunft gleich persönlich willkommen zu heißen, komme in Weichersbach gut an, sagten die dortigen Helferinnen. Ein Flyer als Orientierungshilfe in verschiedenen Sprachen wurde angeregt - oder besser eine App, da die Flüchtlinge fast alle Handys haben.
Wie Integration auch ohne Deutschsprachkenntnisse funktioniert, sprach Franz-Josef Schwade aus Sannerz an, nämlich mit der „wortlosen Sprache“ bei Musik und Sport. Die Vereine sollten einen wertvollen Beitrag bei der Integration leisten. Sehr informativ war der „runde Tisch“. In der Diskussion wurden Möglichkeiten, Mängel und Wünsche erörtert. Für den Sinntaler Willkommenskreis, der zukünftig als Multiplikator in der Flüchtlingsarbeit organisiert und betreut, sollen zeitnah Mitglieder benannt werden.
Als Zusammensetzung ist an je einen Vertreter der Fraktionen der Gemeindevertretung Sinntal, drei Ortsvorsteher, zwei Vertreter der Kirchen und kirchlichen Institutionen, zwei Vertreter vom Sozialverband VdK und dem Deutschen Roten Kreuz, ein Vertreter des Jugendhilfezentrums Don Bosco Sannerz und zusätzlich freiwillig engagierte Helfer gedacht. Kontakt an integration@sinntal.de.