MAIN-KINZIG-KREIS

PAPPERT PLAPPERT: So viele Kirchenaustritte wie noch nie - mehr als verständlich

Für die Kirche sind es Horror-Zahlen: 7.502 Kirchenaustritte meldete das Bistum Fulda, zu dem auch der Main-Kinzig-Kreis zählt, diese Woche für 2022. Das sind über 2.000 Austritte mehr als 2021. Was für die Kirche überraschend ist, ist für mich völlig verständlich. Es wundert mich vielmehr sogar, dass es nicht noch mehr sind.

In der Pressemitteilung des Bistums heißt es, dass die Gründe für die vielen Austritte vielfältig seien. Es wird davon gesprochen, dass die "Bindungskräfte relevanter Gruppen, Kräfte und Initiativen nachlassen", und von "Vertrauensverlust aufgrund kircheninterner Konflikte und Skandale". 

Sicherlich spielt letzteres aber wohl eine größere Rolle. Misslungene und fehlende Missbrauchsaufklärung, die Razzia beim Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki oder auch die Durchsuchungen im Nachbarlandkreis Fulda bei Pfarrer André Viertelhausen in Kalbach, bei dem man "Speichermedien" (was wird da wohl drauf sein... aber es gilt ja die Unschuldsvermutung) sichergestellt hat. Das erhöht das Vertrauen in die katholische Kirche nicht wirklich. Dazu kommen veraltete Strukturen, die gerade die Jugend längst nicht mehr ansprechen. 

Schneller aufklären, moderner werden 

Das alles weiß die Kirche auch. Und sie arbeitete wohl seit Jahren an einem Kulturwandel. "Auf Basis der biblischen Schriften und der kirchlichen Tradition sollen Menschen dabei angeregt werden, Gott auch in den Zeichen der Zeit zu entdecken", heißt es da. 

Und genau in diesem Satz liegt doch auch schon das ganze Problem der Kirche. Genauso langweilig und fad, wie dieser Satz klingt, ist die katholische Kirche doch auch. 

Vielleicht sollte sich die Kirche mal ernsthafte Gedanken machen, ihren Scherbenhaufen in den Griff zu bekommen. Schneller aufklären, moderner werden und darauf achten, dass die Skandale zumindest ein bisschen weniger werden (wir wollen es ja nicht übertreiben und fordern, dass sie ganz verschwinden - das wäre ja wirklich zu viel verlangt). 

Schauen wir mal, was wird

Laut Bischof Gerber müsse man die Menschen hinter den Zahlen im Blick haben. Dabei weiß doch die Kirche ganz genau, warum die Menschen austreten. Fehlendes Vertrauen. Zu Recht. Wie soll man einer Institution vertrauen, die öfter mit Skandalen in den Medien ist, als mit guten Taten (wir erinnern uns: das ist die eigentliche Aufgabe der Kirche. Aber ist verständlich, wenn wir das verdrängt haben)?

Vielleicht schafft es die Kirche ja noch, das Ruder herumzureißen. Ich glaube zwar nicht daran, aber glauben hilft ja trotzdem immer. Zumindest, wenn es nach der Kirche geht. Bleiben wir mal zuversichtlich und schauen, was wird.

Jeden Sonntag schreibt KINZIG.NEWS-Reporter Moritz Pappert in dieser Kolumne über Themen, die ihn in der vergangenen Woche bewegt haben. Immer mit einem Augenzwinkern und immer extrem subjektiv. Ein Pappert plappert halt einfach drauf los. Autogrammwünsche bitte per E-Mail an moritz.pappert@kinzig.news