MAIN-KINZIG-KREIS
Immer mehr medizinische Einrichtungen schließen sich MRE-Netzwerk an
Foto: MKK-Pressestelle
Sonntag, 02.07.2023
In der Landkreisverwaltung des Main-Kinzig-Kreises haben kürzlich 19 Einrichtungen das Qualitätssiegel „MRE-Netz Rhein-Main“ erhalten. Das Siegel bescheinigt den Einrichtungen, dass sie sich seit mindestens zwei Jahren zum Schutz ihrer Patienten vor multiresistenten Keimen an die Voraussetzungen des MRE-Netzes zur Hygiene halten und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen regelmäßig zum Thema schulen. Gewürdigt wurde ihr Engagement von der Ärztin Şakire Çağlayan, kommissarische Leiterin des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr. „Während der Corona-Pandemie konnten wir vielen Routine-Arbeiten nicht nachgehen, doch jetzt können wir uns wieder dem wichtigen Thema ‚multiresistente Keime“ widmen, das uns wohl immer mehr beschäftigen wird“, so die Ärztin.
Hintergrund ist die weltweit zunehmende Verbreitung von Bakterien, die gegen die meisten Antibiotika resistent sind. Verstärkt wird diese Entwicklung unter anderem, wenn zu häufig unnötigerweise Antibiotika verschrieben werden, beispielsweise bei Erkältungen. Für Gesunde sind die Keime weniger problematisch, wohl aber für Immungeschwächte oder Patienten mit Wunden von Verletzungen oder Operationen. Insbesondere in medizinischen Einrichtungen sind diese Personengruppen einem erhöhten Übertragungsrisiko ausgesetzt, etwa durch die oft erforderlichen invasiven diagnostischen, therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen.
Die Europäische Gesundheitsbehörde (ECDC) betrachtet multiresistente Keime als eine der bedeutendsten Krankheitsbedrohungen Europas. Nach Schätzungen der ECDC sterben im Europäischen Wirtschaftsraum jährlich 35.000 Menschen an Infektionen mit Antibiotika-resistenten Bakterien. Bereits 2006 schlugen mehrere Gesundheitsminister der Bundesländer eine Bildung regionaler Netzwerke vor, um die Verbreitung der Keime wirkungsvoller zu bekämpfen. Nach mehreren Jahren Vorbereitung bildeten sich in Hessen unter der Schirmherrschaft des Hessischen Sozialministeriums sowie der organisatorischen Leitung mehrerer Gesundheitsämter die MRE-Netzwerke (MRE: multiresistente Erreger) Nord- und Osthessen, Mittelhessen, Rhein-Main und Südhessen.
MKK seit 2012 Teil des MRE-Netz Rhein-Main
Der Main-Kinzig-Kreis gehört seit 2012 zum MRE-Netz Rhein-Main und verzeichnet inzwischen mehr als 60 Mitglieder. Das können Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Altenpflegeheime und ambulante Pflegedienste, Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen oder Rettungsdienste sein. „Für jede Einrichtung gibt es gewisse Siegelkriterien. Beispielsweise gehören für alle ein Hygieneplan nach RKI-Empfehlungen, ein qualifizierter Ansprechpartner für Hygiene sowie jährliche Mitarbeiter-Fortbildungen dazu“, erläutert Günther Seitz, stellvertretender Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr.
Bei Interesse an einem Beitritt füllen die Einrichtungen eine Teilnahmeerklärung aus und passen ihren Hygieneplan den Kriterien entsprechend an. Nach zwei Jahren Mitgliedschaft kann man das Siegel beantragen. Die dafür notwendigen Unterlagen prüft das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr und teilt der Einrichtung mit, falls etwas nachgereicht werden muss. Das MRE-Netz informiert und berät (auch telefonisch) seine Mitglieder, organisiert Fortbildungen und stellt auf seiner Webseite Informationsmaterial zur Verfügung, etwa Flyer für Patienten oder Fachartikel. Im Mittelpunkt der Arbeit steht das regional abgestimmte Handeln innerhalb der medizinischen Einrichtungen, um die Verbreitung von multiresistenten Erregern weitgehend einzuschränken. Das Siegel erhalten die Einrichtungen nur, wenn sie die vorgegebenen Standards wie etwa Schulungen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einhalten. Alle zwei Jahre kann das Siegel neu beantragt werden.
Festlegung von Abläufen und Zeitabständen der Desinfektion
In Merkblättern und Plänen wird der genaue Ablauf von Desinfektionen beschrieben. „Ein Schwerpunkt ist die gründliche Händedesinfektion. Ein ständiges Handschuhetragen kann die Haut belasten“, erläutert Şakire Çağlayan. Zu den Standardmaßnahmen gehört die Festlegung von Abläufen und Zeitabständen der Desinfektion von Möbeln im Patientenzimmer, Türgriffen, Lichtschaltern, medizinischen Geräten oder Gegenständen im Rettungswagen. Sollte es zu einer Infektion mit einem multiresistenten Erreger kommen, führt der Hygieneplan auf, welche Personen darüber informiert werden, unter welchen Umständen Patienten im Krankenhaus isoliert werden müssen und welche Schutzkleidung (zum Beispiel Kopfhaube, Schutzbrille, Schürze) ihre Pfleger tragen.
Susanne Simmler, Gesundheitsdezernentin des Kreises, begrüßt den Beitritt von weiteren Mitgliedern im MRE-Netzwerk: „Es ist erfreulich, wie viele Einrichtungen sich an der Zusammenarbeit und Verbesserung der Hygienemaßnahmen beteiligen, um die Gefahr einer Infektion für gefährdete Menschen möglichst gering zu halten.“ (red)