HANAU

Jubiläum in Hanau: 40 Jahre Hessisches Puppen- und Spielzeugmuseum

Besuch im Puppen- und Spielzeugmuseum
Foto: MKK Pressestelle


Samstag, 29.07.2023

Im Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum in Hanau wird Kulturgeschichte im Kleinformat erzählt. Dabei geht es immer auch um Emotionen. Denn die vielen Exponate, die einst durch Kinderhände gingen, lassen die Herzen der jungen und auch der nicht mehr ganz so jungen Besucherinnen und Besucher höherschlagen, da so mancher Gast dabei in eine längst vergangene Kindheit zurückversetzt wird. „Das Puppen- und Spielzeugmuseum zeigt, womit Kinder sich im Laufe der Jahrhunderte beschäftigt haben. Es vermittelt auf spielerische Weise kulturelle Bildung, indem die Spielsachen in den zeitgeschichtlichen Kontext gerückt werden. Das ist nicht nur für Kinder sehr spannend und lehrreich, sondern auch für Erwachsene“, stellte Landrat Thorsten Stolz bei seinem Besuch im Museum fest.

Dort informierte er sich bei Museumsleiterin Dr. Victoria Asschenfeldt und ihrem Team über das Konzept der Einrichtung, die in diesem Jahr von der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, zum Museum des Monats März ernannt worden ist. Er gratulierte auch zum 40-jährigen Bestehen des Museums, das seinen Geburtstag am 27. August mit einem großen Spielefest von 11 bis 16 Uhr feiert. Für Kinder von 7 bis 12 Jahren bietet das Museum außerdem aktuell Ferienworkshops und Kreativ-Angebote. „Das Museum ist dank seines offenen Konzepts ein lebendiger Ort, an dem ausdrücklich gespielt werden darf – also ein idealer Ort für Familien, wo es für jedes Alter etwas zu entdecken gibt“, sagte der Landrat. Er lobte auch das außerordentliche ehrenamtliche Engagement des Vereins. „Sie teilen ihre Leidenschaft mit den vielen Menschen, die das Museum jedes Jahr besuchen und leisten dabei großartige Arbeit“, stellte der Landrat fest.

Regale und Vitrinen sind voller Schätze von der Antike bis heute, die schon viele Kinderaugen zum Strahlen gebracht und die Fantasie beflügelt haben. An Mitmachstationen können Kinder und Erwachsene ausprobieren und eintauchen in eine Spielzeugwelt, wie sie sie zu Hause so nicht mehr vorfinden. Die Einrichtung wird seit der Öffnung im Jahr 1983 im Arkadenbau im Staatspark Wilhelmsbad ehrenamtlich von einem Trägerverein geführt – von Menschen, die mit viel Herzblut bei der Sache sind. Unterstützt wird der Verein von der Stadt Hanau und dem Land Hessen. Wie Museumsleiterin Dr. Victoria Asschenfeldt dem Landrat im Beisein von Museumsmanagerin Belén Moran Osuna und Joachim Wiebel erläuterte, hat das Museum innerhalb der Räumlichkeiten vor Kurzem einige Veränderungen vorgenommen, so dass sich das Café nun gleich vom Eingangsbereich aus und unabhängig von den Ausstellungsräumen betreten lässt. „So können wir Gästen, die das Staatsbad Wilhelmsbad besuchen, die Möglichkeit geben, bei uns eine Kaffee- und Kuchenrast einzulegen oder einen Blick in den Museumshop zu werfen“, erläuterte Victoria Asschenfeldt.

Der Landrat sprach mit dem Museumsteam auch über die Auswirkungen der Corona-Beschränkungen auf die Museumsarbeit. In normalen Jahren hat die Einrichtung rund 20.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr. Diesen Zahlen nähert sich das Museum nun langsam wieder. Die hohe Schlagzahl ist zu einem großen Teil auf die attraktiven, wechselnden Sonderausstellungen zurückzuführen. Aktuell sind im Sammlerkabinett, in dem Privatleute ihre Spielzeugsammlungen zeigen können, allerlei Utensilien zu sehen, mit denen sich Menschen gern zur Sommerzeit gegenseitig mit Wasser bespritzt haben. Das waren längst nicht nur Wasserspritzpistolen. Schon Zeichnungen von Wilhelm Busch zeugen davon. Ein weiteres Glanzlicht ist die Möglichkeit, an einer großen, 20 Meter langen Carrera-Bahn richtige Rennen zu fahren. Regelmäßig findet eine Puppen- und Spielzeugberatung statt. Nicht nur anschauen, sondern auch mitmachen – lautet das Motto bei zahlreichen Aktionen.

Welchen Einfluss hat Spielzeug auf Jungen und Mädchen?

Den Grundstock für das Museum legte die Sammlung von Gertrud Rosemann, die von der Stadt Hanau angekauft und dem Trägerverein übergeben wurde, der daraufhin seine Arbeit aufnahm und das Museum nach und nach ausbaute. Das Land Hessen stellt dem Verein die Räumlichkeiten im Arkadenbau der ehemaligen Kuranlage von Wilhelmsbad zur Verfügung. So ist das von Gertrud Rosemann stammende große Puppenhaus von 1970 ein absoluter Magnet für die jungen und älteren Besucher und lädt zum Staunen und Entdecken ein. Doch auch die modernen Spielzeugwelten, die das Museum zeigt, sind für Kinder und ihre Eltern sehenswert. Noch bis April kommenden Jahres lockt die Ausstellung „Automädchen und Pferdejungs – Rollenbilder im Spielzeug“ nach Hanau. Dabei geht es um die Frage, welchen Einfluss Spielzeug auf das weitere Leben von Jungen und Mädchen hat.

Immer ist Spielzeug jedoch ein Abbild seiner Zeit. So finden sich kleine Soldaten und sogar Kriegsgerät – produziert für die Kinderstube. Faszinierend ist noch immer das Blechspielzeug aus der Sammlung von Joachim Wiebel, die bis in die Zeit zurückreicht, als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in Besatzungszonen aufgeteilt war. Die Blechfiguren sind in leuchtenden Farben bemalt, wie die beiden Clowns, die sich einander gegenübersitzen und gemeinsam musizieren, wenn sie, wie bei einer Spieluhr, aufgezogen werden. Einer der Clowns schlägt zwei Handzimbeln gegeneinander, der andere trommelt. „Das Spielzeug funktioniert nach all den Jahren immer noch einwandfrei – ohne Batterie und nur dank der Feinmechanik im Inneren“, erläutert Joachim Wiebel.

Über die Schiene Spielzeug lassen sich auch Menschen erreichen, die an Demenz erkrankt sind und die kaum noch auf Ansprache reagieren. Das Spielzeug und seine Geräusche rühren tief vergrabene Erinnerungen an. Das Museum bietet deshalb auch Besuche in Altenpflegeeinrichtungen an, im Gepäck Spielzeug von anno dazumal. „Wir können dabei teilweise erstaunliche Reaktionen beobachten“, so Joachim Wiebel, der das Demenz-Projekt des Museums leitet. (red)