SINNTAL
Dorfgemeinschaft Neuengronau feiert Brunnenfest
Fotos: Walter Dörr
Montag, 31.07.2023
Der Verein „Dorfgemeinschaft Neuengronau e.V.“ organisierte am historischen Brunnen in der Ortsmitte ein Brunnenfest (Laut Satzung ist neben der Planung eines Dorfjubiläums Vereinszweck, die örtlichen Denkmale und Brunnen zu pflegen und Traditionen zu bewahren). Die unstabile Wetterlage und befürchteter Regen veranlasste die Verantwortlichen, kurzfristig die Sonnenschirme vor dem nahen Feuerwehrgerätehaus als Regenschutz aufzustellen.
Die beiden Feuerwehrgaragen hätten „im Notfall“ als trockener Unterstand genutzt werden können. Der Musikverein Neuengronau, der alle dörflichen Anlässe und Feiern musikalisch umrahmt, fand so auch in einer Garage eine „noble Bühne“. In geselliger Runde ließen es sich erfreulich viele Bürger gut gehen. Das Gegrillte und auch Hölzer‘s-Bauernhofeis schmeckte allen. Zur Unterhaltung spielte der örtliche Musikverein flotte Weisen. Ein tolles Gemeinschaftserlebnis, das auch die Vorsitzende der Gemeindevertretung Sinntal, Brigitte Hartmann, genoss.
Im Sommer 1993 machte sich der Ortsbeirat Gedanken über das anstehende 700-jährige Jubiläum von Neuengronau. Man war aber der Meinung, dass das damals 411 Einwohner zählende Dorf zu klein sei für ein großes Fest. „725 Jahre Neuengronau“ thematisierte der Ortsbeirat dann am 11. Mai 2018 und in einer Bürgerversammlung am 13. Juni 2018 wurde beschlossen, dieses Jubiläum jetzt anzugehen.
Welches Jubiläum wird gefeiert?
Am 19. Dezember 2018 wurde der Verein „Dorfgemeinschaft Neuengronau“ gegründet, der laut Satzung das Jubiläum organisieren und durchführen sollte. Unter dem Vorsitz von Ortsvorsteher Hans-Jürgen Heß plante man engagiert und letztlich über Christi Himmelfahrt vom 20. bis 24. Mai 2020 das 725-Jahre-Jubiläumsfest feiern zu wollen. Die Corona-Pandemie machte aber wieder einen Strich durch die Rechnung. Dass Neuengronau irgendwann ein Jubiläum feiern wird, dafür „kämpft“ die Dorfgemeinschaft weiter. In der zur 700-Jahrfeier von Thomas Schneider verfassten Dorfchronik steht, dass die erste urkundliche Erwähnung Neuengronaus am 21. Dezember 1295 datiert ist. Die Originalurkunde gibt es zwar nicht mehr, aber in den Kopialbüchern der Herren von Hutten ist eine Abschrift des Dokumentes.
In der besagten Urkunde steht: „Ich, Ulrich, genannt von Steckelberg, und meine Frau und Hermann, unser Sohn. Durch diese Urkunde geben wir öffentlich bekannt, dass wir Gottfried, dem Schultheißen von Schwarzenfels und Ritter, und seinen Erben folgende Güter, nämlich den Bauernhof des Reynfried von Melesynnen in dem Dorf, das Nuwengrunouwe genannt wird, den Hof mit allem, was dazugehört, und die Güter des Gottfried Sufflator und einen Bauernhof, den der genannte Gottfried bei Hermann, genannt von Sterbfritz, rechtmäßig gekauft hat und in dem gleichen Dorf den Bauernhof des Wolfram gemäß dem Feudalrecht zum ewigen Besitz übertragen haben.... …Wir geben dem Genannten diese mit unserem Siegel bekräftigte Urkunde, ausgestellt im Jahre des Herrn 1295, an den 12. Kalenden des Januar (= 21. Dezember)“. Nuwengrunouwe ist die frühere Schreibweise für den heutigen Sinntaler Ortsteil. Die zweitälteste Urkunde stammt aus dem Jahr 1323. Hierin schreibt Ritter Hertnid von Tafta, dass er für seine Güter in „Nowa Gruna“ (ein Dokument in Latein) jährlich an Abgaben 24 Schilling Heller, einen Malter Weizen, einen Malter Hafer und ein Lamm bekam.
Ein bedeutendes Kapitel der Neuengronauer Geschichte ist die Pfarrei, die am 13. Mai 1396 erstmals erwähnt wird. Die Edelknechte Hermann und Adolf Marschalk verkauften an Ludwig von Hutten den Burgbesitz in Altengronau (Hof, Mühle, Garten). Einschränkend steht in dem Dokument: „uszgenomen der pfennigzinsze mit namen zwentzig groschen uff Werners und uff Blumen gut, der sall gefallen yn die pfar gein Neuengrunawe“. Zwanzig Groschen Pfennigzins stehen also der Pfarrei Neuengronau zu. Neuengronau (Grunaw) war 1465 nach einer Aufzeichnung der Diözese Würzburg eine Mutterkirche, wie Gossaw (Marjoß), Motgars (Mottgers), Swarczenfels (Schwarzenfels), Ramungk (Ramholz), Stepfricz (Sterbfritz) Sluchtern (Schlüch-ern) und Herolcz (Herolz).
Übrigens: für das Dorfjubiläum 2020 wurde ein Logo für den Ort Neuengronau entwickelt. Darin eingeflossen sind typische Neuengronauer Dinge, wie die Kirche, das Mühlrad der „Hutzelmühle“ und die drei Neuengronauer Bäche „Westernbach“, „Lederhosebach“ und „Gronaubach“, die durch drei verschiedene Blautöne stilisiert sind.
Der Musikverein ist immer dabei
Die Ursprünge des Neuengronauer Musikvereins liegen etwas im Dunkeln, da es keine schriftlichen Dokumente gibt. Mündlich überliefert ist, dass im Jahr 1931 einige musikalisch interessierte junge Männer beschlossen, ein Blasinstrument zu erlernen. Mit der Ausbildung wurde der ehemalige Militärmusiker Louis Müller aus Altengronau beauftragt. Durch die straffe Ausbildung und die große Begeisterung der jungen Leute konnten schnell Fortschritte erzielt werden, so dass schon ein Jahr später der erste Auftritt anlässlich der Neuengronauer Kirmes unter Mithilfe von Louis Müller und einiger Bläser aus Mittelsinn bewältigt werden konnte. Das Repertoire umfasste immerhin 12 Titel. Trotzdem war der Auftritt ein großer Erfolg für den noch jungen Verein. Im folgenden Jahr konnte der Musikverein die Kirmesmusik dann schon allein gestalten.
Aus dieser Gründungszeit ist noch der Vereinsstempel „Musikverein Vorwärts Neuengronau“ erhalten. Nach dem Kriegsende erfolgte im Jahr 1948 die Wiedergründung des Vereins durch einige Aktive aus der Gründerzeit und einer Reihe von damals 16- bis 18-jährigen jungen Männern, die sich ihre ersten Instrumente auf Ratenbasis kauften. Ihre Ausbildung erhielten sie zum Teil durch musikalisch vorgebildete Flüchtlinge aus dem Sudetenland. Das Repertoire umfasst in einem breiten Spektrum alle Arten von „Gebrauchsmusik“: geistige und kirchliche Musik zu Freud und Leid, „klassische“ böhmische Blasmusik, Straßenmusik für Umzüge, Schlager und konzertante Musik.