SINNTAL

Second-Hand Laden "nochmalschön" in Sterbfritz erfolgreich

Seit März 2016 gibt es in Sterbfritz das Soziallädchen „nochmalschön“, das Haushaltswaren, Haushaltswäsche, Dekoartikel, Bücher, Spielwaren sowie zu einem erheblichen Anteil Kleidung für Damen, Herren und Kinder anbietet.
Fotos: Walter Dörr
von Walter Dörr


Donnerstag, 31.08.2023

Seit März 2016 gibt es in Sterbfritz das Soziallädchen „nochmalschön“, das Haushaltswaren, Haushaltswäsche, Dekoartikel, Bücher, Spielwaren sowie zu einem erheblichen Anteil Kleidung für Damen, Herren und Kinder anbietet.


Entstehung


Entstanden ist der Laden in den Zeiten der Flüchtlingswelle 2015, eigentlich als eine Art „Umschlagplatz“ für die Erstausstattung neu ankommender Menschen. Eine übersichtliche Sortierung der Waren war sehr hilfreich, um beispielsweise die richtige Kleidung und Größe für die teilweise recht großen Familien aus gesammelten Sachspenden zu finden. Die Erstausstattung geflüchteter Menschen war und ist bei „nochmalschön“ immer kostenfrei.


Entwicklung


Im Laufe der Jahre hat sich ein „harter Kern“ ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen gebildet, die nochmalschön mit viel Herzblut betreiben. So hat sich auch das Lädchen aus einem anfangs mit gebrauchten Supermarkt-Regalen und Pappkartons ausgestatteten Raum in ein übersichtlich gestaltetes Geschäft gewandelt. Nach fast sieben Jahren am gleichen Standort, der etwa 170 qm Verkaufsfläche bot, meldete der Vermieter Eigenbedarf an und wir mussten zum Ende 2022 ausziehen, sagt die Vorsitzende Beate Schmitz. Diese Kündigung war für das ganze Team der Impuls, ausgiebig den Sinn und Zweck des Ladens zu reflektieren und über ein Weitermachen nachzudenken. „Wir kamen zu dem Schluss, dass sich unser Einsatz mehr denn je lohnt: Für die Flüchtlingshilfe, für Menschen, die sich in einer ich verschiebenden Gesellschaft nicht mehr alles leisten können und – und vor allem, weil wir sieben Jahre lang erlebt haben, was eigentlich alles an Benutzbarem in die Tonne wandern würde“.

Vereinsgründung


„Wir machten uns auf die Suche nach einer neuen Räumlichkeit, die auch eine Perspektive für die Zukunft bieten würde und wurden bei einem ehemaligen Getränkemarkt fündig. Um ein stabiler Vertragspartner für den Vermieter zu sein und auch, um uns selbst zu stärken und Entwicklungsmöglichkeiten zu geben, haben wir einen gemeinnützigen Verein „nochmalschön e.V. gegründet, der seit 15. Januar 2023 Betreiber des nun neuen Ladens im Seemeweg 10 in Sinntal-Sterbfritz ist“, so die Vorsitzende. Der Vereinszweck ist die Flüchtlingshilfe. Durch das Betreiben des Ladens wird der Betrieb und die Ausstattung des Ladens finanziert, der die Hilfe für Menschen in Not ermöglicht. „Außerdem spenden wir gelegentlich auch an andere gemeinnützige Einrichtungen, wenn wir um Unterstützung gebeten werden,“ sagt Beate Schmitz.


Neue Räumlichkeiten


Ende November war das Geschäft in der Brückenauer Straße zum letzten Mal geöffnet. Der Umzug stand an und es gab doch allerlei zu packen, zu organisieren und neu zu planen. Immerhin war auf etwa 170 qm jede Menge Platz für viel Ware, die an den neuen Standort zu verbringen war. Nach vielen schlaflosen Nächsten und stundenlangem Kistenpacken wurde dann per Whatsapp ein Aufruf für Helfer für den ersten Transport in die neuen Räumlichkeiten geschickt. Ein Donnerstagabend sollte es sein – und ausgerechnet an diesem Abend schneite es wie aus Eimern. „Trotzdem erschienen über 30 Leute mit Autos, Anhängern und Transportern und die gepackten Kisten und Kleiderständer wurden uns nur so aus den Händen gerissen – der Auftakt war geschafft und neuer Mut geschöpft. Zahlreiche der Helfer blieben uns treu und kamen immer und immer wieder bis auch das letzte Regal in der Wand verdübelt war: Wir konnten unser Geschäft am 15. Februar 2023 mit großem Erfolg wiedereröffnen, erinnert sich Beate Schmitz. „Mit Klaus Lohmann haben wir einen Vermieter gefunden, der uns immer unterstützt und auf unsere Wünsche und Bedürfnisse eingeht – wir hätten es nicht besser treffen können.“


Es geht immer weiter


Der Laden wurde weitestgehend mit Bestandsausstattung aus dem alten Laden aufgebaut. Soweit es die finanziellen Möglichkeiten erlauben, wird der Laden immer weiter erweitert und verbessert. Ganz aktuell zum Beispiel konnte mit Hilfe einer großzügigen Spende der Kreissparkasse Schlüchtern sowie einem Zuschuss aus der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ eine kleine Küchenzeile angeschafft werden. Vor wenigen Wochen wurden – ebenfalls unterstützt durch eine Spende des Ingenieurbüros Becker & Partner - Hinweisschilder als Wegweiser zu dem Laden angebracht. „Nicht weniger freuen wir uns über eine gespendete Ladentheke, die eine unserer Mitarbeiterinnen aus ihrem eigenen Bestand gespendet hat. Eines ist sicher: Ideen haben wir noch viele,“ so die Vorsitzende zu Kinzig-News.


Sonderöffnungszeiten für Ladies-Night und Kinder


Mit dem Sommerfest am kommenden Samstag wird von 14 – 18 Uhr der erste verkaufsoffenen Samstag angeboten. Nach Herzenslust shoppen und bei allen Sommerartikeln gilt: Kauf 5 – zahl 3! Sonderöffnungszeiten soll es noch häufiger geben – gerne auch immer verbunden mit einem Motto – etwa eine Ladiesnight am Freitag spätabends, ein Adventsshopping oder auch ein Extra-Einkaufstag für Kinder und Jugendliche. Die normalen Öffnungszeiten sind jeweils mittwochs von 17-19 Uhr, donnerstags von 10-12 Uhr und freitags von 15-17 Uhr.

Der Teamgeist


„Wir haben einen schönen Laden und schöne Sachen, aber all das wäre nichts ohne das Team – 18 Frauen, die zum Teil seit Jahren ehrenamtliche ihre Zeit und Energie in den Laden stecken, liebevoll die Spenden sortieren und arrangieren.“


Flüchtlingshilfe


Der Vereinszweck ist die Flüchtlingshilfe und nicht selten sind die Mitglieder die erste Adresse, die von neu angekommenen Menschen im Sinntal besucht wird. Die Erstausstattung für Haushalt und Kleidung übernehmen erhält man kostenfrei. Auch in der Zeit danach bleibt „nochmalschön“ ein fester Ansprechpartner für alles, was gesucht und benötigt wird. Viele Familien haben die Damen so begleitet und kennen und schätzen gelernt.


Sachspenden und Nachhaltigkeit


„Beim Abgeben von Sachspenden bemerken wir deutlich, dass es die Menschen oft erleichtert, Dinge nicht wirklich in den Müll geben zu müssen, sondern in der Hoffnung abgeben zu können, dass noch jemand seine Freude daran hat. Der Zweck, der sich von der Flüchtlingshilfe in Richtung Nachhaltigkeit verschoben hat, ist hierbei für die Spender unerheblich. Das erfahren wir aus zahlreichen Gesprächen, die wir immer gerne mit Besuchern unseres Ladens führen.“ Aus der Erfahrung der vergangenen Jahre sind die Damen zutiefst überzeugt, dass es sich lohnt, eine solche Plattform zur Weitergabe von Dingen zu schaffen. Es ist wirklich erstaunlich (bis erschreckend), wieviel „zuviel“ in den Haushalten schlummert – teilweise noch originalverpackt und unbenutzt. Der oft auch zeitaufwändige Arbeitseinsatz lohnt sich auf jeden Fall im Sinne der Nachhaltigkeit!“


Entwicklung und Akzeptanz


„Unser Laden wird sehr gut angenommen. Durch den Umzug hat sich die Zahl derer, die uns besuchen vervielfacht. Die einen kommen zum Stöbern und Entdecken, weil man bei uns immer etwas findet, die anderen, weil man bei uns günstig einkaufen kann. Immer wieder besuchen Menschen zum ersten Mal unseren Laden und werden dann schnell zu „Stammkunden“. Nach einem halben Jahr im neuen Domizil sind wir uns sicher: Die Entscheidung weiterzumachen war richtig und unser Konzept steht auf einem soliden Fundament“, sagt Beate Schmitz im Gespräch. (red)