JOSSGRUND

Seit 100 Jahren Ausschank im Landgasthof Jossgrund in Jossa

Wenn eine Geschäftsverbindung 100 Jahre lang besteht, dann muss das Produkt gut sein und die Chemie zwischen Verkäufer und Käufer stimmen. Beim Landgasthof „Jossgrund“ in Jossa, dem größten Hotel Sinntals und einem der beliebtesten Biker-Hotels.
Fotos: Walter Dörr
von WALTER DÖRR


Freitag, 29.09.2023

Wenn eine Geschäftsverbindung 100 Jahre lang besteht, dann muss das Produkt gut sein und die Chemie zwischen Verkäufer und Käufer stimmen. Beim Landgasthof „Jossgrund“ in Jossa, dem größten Hotel Sinntals und einem der beliebtesten Biker-Hotels Deutschlands mit 40 Zimmern, ist das der Fall, denn seit 100 Jahren wird hier Lohrer Bier ausgeschenkt. 

Das geht natürlich nur, weil es den gastronomischen Familienbetrieb schon seit 1909 gibt – jetzt in der fünften Generation. 100 Jahre Bierbezug von der Lohrer Brauerei, die jetzt Keiler Bier vertreibt, war für Inhaber Frank Zeller, der zusammen mit seiner Frau Maike das Traditionshaus seit 2004 führt, Grund, Freunde, Geschäftspartner und auch ehemalige Mitarbeiter zu einem zünftigen Oktoberfest in den Feiersaal des Restaurants einzuladen.

Erst Firmenjubiläum – jetzt 100 Jahre Bierbezug


Wie Zeller sagte, sei vor 14 Jahren das 100jährige Betriebsjubiläum gefeiert worden und jetzt stehe wieder ein 100jähriges Jubiläum an: die Geschäftsbeziehung und der Bierbezug von der Lohrer Brauerei. Auch nach deren Übernahme durch die Würzburger Hofbräu in 2001 habe sich nichts geändert. Zunächst habe der „Jossgrund“ Bier von der Brauerei Thaler in Schlüchtern bezogen. Als es die nicht mehr gab, hätten 1923 Zellers Urgroßvater und Firmengründer Heinrich Müller Kontakt zu dem Besitzer der Lohrer Brauerei, Alfred Stumpf, aufgenommen. Wie Frank Zeller sagte, übergab Heinrich Müller 1949 die Gastwirtschaft an seine Tochter Elisabeth und Ludwig Zeller. Da Ludwig krank aus dem Krieg zurückgekehrt, habe Waldemar Zeller, Franks Vater, schon früh im Gasthaus und der Metzgerei mitgearbeitet und 1970 mit seiner Frau Uta den Betrieb übernommen.

Aus Geschäftsleuten wurden Freunde


„Alfred Stumpf und Waldemar Zeller lieferten sich so manch harten Kampf um Bierpreise, Gläser und Bierdeckel,“ wusste Frank Zeller. Und wer Waldemar Zeller gekannt hat, kann sich die Verhandlungen vorstellen. Trotz allem habe sich zwischen den beiden Geschäftsleuten Alfred Stumpf und Waldemar Zeller eine tiefe Freundschaft und Verbundenheit entwickelt, die bis heute noch zwischen der Familie Zeller und den Brauereimitarbeitern anhält. Und deswegen seien auch Mitarbeiter der Brauerei, wie die Geschäftsführerin der ehemaligen Lohrer Brauerei Daniela Schmied-Stumpf (Tochter von Alfred Stumpf), Vertriebsleiter Ralph Rosenberger, der ehemalige Außendienstmitarbeiter Hans Müller und die aktuelle Außendienstleiterin Claudia Reg zum Oktoberfest mit Freibier und deftigem Essen eingeladen worden. Frank Zeller bedankte sich bei allen, die ihren Teil für das beigetragen haben, was der Landgasthof Jossgrund heute ist. Zwei Weltkriege habe man überstanden, die Währungsreform, Ölkrise, Rezession und Corona, und jetzt werde man den Fachkräftemangel auch noch schaffen, so Zeller.

Klage über Fachkräftemangel


Der ehemalige Landrat Karl Eyerkaufer, ein Stammkunde des Hauses Zeller, erzählte, dass er über 30 Jahre in dem „anderen“ Gasthaus Urlaub gemacht hat. Den ganzen Tag sei er mit seiner Frau gewandert, habe gut gegessen und abends ein Bier von Waldemar serviert bekommen. So kenne er auch die Qualität des Lohrer Biers. Wo er rumgewandert ist, habe Eyerkaufer Waldemar Zeller erzählt, der entgegnete: „Do woar ich mei Lebe noch net.“ Von seinen Erlebnissen gab Karl Eyerkaufer auch einige preis. Weil er einmal unterwegs in Obersinn Geld brauchte, sei er in die dortige Sparkasse gegangen.

Hessischer Landrat in Bayern überprüft


Beäugt von dem Banker habe Eyerkaufer, damals Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Hanau, einen Euroscheck über 200 Mark ausgefüllt und durch die Öffnung geschoben. Er bekam in zurück mit der Bitte, auch hinten zu unterschreiben. Die absolute Kontrolle sei noch durch die Vorlage des Personalausweises erfolgt. Eine lustige Episode ereignete sich in den Barackenhöfen bei Marjoss, in denen Menschen mit Beeinträchtigungen vom Behindertenwerk betreut werden. Als Stiftungsratsvorsitzender war er von Jossa dorthin gewandert. Dort habe er auch erzählt, dass er in Jossa Urlaub mache. Eine verblüffende Frage bleibt in ewiger Erinnerung, denn eine Frau fragte: „Du bis Landrat und machst in Jossa Urlaub. Hast Du kein Geld, um nach Mallorca zu fahren?“

Zu arm für Mallorca?


Am Sportplatz in Weiperz sei er von einem Förster angesprochen worden, der meinte, dass Eyerkaufer eine täuschende Ähnlichkeit mit dem Landrat habe. Große Erlebnisse habe Eyerkaufer aber auch im Jossgrund bei Frank gehabt. Grenzübergreifende Probleme habe Eyerkaufer auch mit seinem Amtskollegen Armin Grein (1984-2008 Landrat des Landkreises Main-Spessart) gelöst – dabei sei auch Lohrer Bier gewesen. „Ich kenne Lohrer Bier,“ sagte Eyerkaufer zu den anwesenden fränkischen Gästen. Im Landgasthof Jossgrund sei die ganze Familie eingebunden. Eyerkaufer hoffte, weiter in seine zweite Heimat „Jossgrund“ kommen zu können und wünschte alles Gute. In seiner bekannt humorvollen Weise hoffte „Charly“, dass die Steuern regelmäßig bezahlt werden, denn davon bekomme er seine Pension. Vertriebsleiter Ralph Rosenberger konstatierte in seinem Grußwort, dass es angesichts der 5. Generation Landgasthof Jossgrund egal sei, wer den Karren ziehe, Hauptsache sei, dass er läuft – bzw. es laufe: das Bier. Als Gebietsverkaufsleiter habe er von 2011-2018 Kontakt zur Familie Zeller bekommen und der sei durch seine neue Tätigkeit nie abgebrochen. Seit 100 Jahren gehe man einen gemeinsamen Weg mit der Brauerei Stumpf. Er dankte für die Partnerschaft und überreiche aus Dankbarkeit und Anerkennung für 100 Jahre Bierbezug eine Keiler-Ehrenurkunde.

Respekt für das Erreichte


Für den Ortsbeirat Jossa gratulierte Ortsvorsteher Stefan Walther. Was der „Jossgrund“ geschaffen hat, verdiene Respekt. Er wünschte weiter Erfolg und ein gutes Wirtschaften. Im blau-weiß mit Fähnchen dekorierten Feiersaal durfte der bei Oktoberfesten obligatorische Bieranstich nicht fehlen. Frank Zeller meisterte diese Aufgabe perfekt: nur zweimal schlug er mit dem Holzschlägel zu und dann strömte der Gerstensaft – und nicht auf den Boden. Aus speziellen 

Jossgrund-Krügen ließ man ihn sich schmecken. Zum Essen unterhielt die „Fränk-Zäppelin-Bänd“ aus dem Spessart mit handgemachter Partymusik.