HANAU
BWMK setzt sich für mehr Teilhabe an Bildung ein
Freitag, 03.11.2023
„Zukunft Bildung: digital und inklusiv“ – unter diesem Motto diskutierten rund vierzig Gäste beim jüngsten Kaminabend des BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig) im Brockenhaus Hanau. Keynote-Speakerin war Dr. Sarah Henkelmann-Hillebrand, Expertin auf dem Gebiet der digitalen Bildung.
„Als zentrales gesellschaftliches Thema gehört Bildung zu unseren wichtigsten Leistungsangeboten“, erklärte Martin Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung des BWMK. „Mit unseren Initiativen sehen wir uns als Motor zur Entwicklung der Gesellschaft hin zu mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung. Die Digitalisierung spielt hierbei eine Schlüsselrolle.“ Auf dem Diskussionspodium des Kamingesprächs saß außer Dr. Sarah Henkelmann-Hillebrand und Martin Berg auch Daniel von Hauff, Geschäftsführer der Hanauer Kathinka-Platzhoff-Stiftung. Anlass dafür, das Thema Bildung in den Mittelpunkt des Kamingesprächs zu rücken, ist das zehnjährige Bestehen der inklusiven Sophie-Scholl-Schule in Hanau-Lamboy, deren Träger das BWMK ist.
Zu den Gästen des Abends zählten Vertreter:innen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, unter anderem konnten die Landtagsabgeordneten Heiko Kasseckert und Michael Reul (CDU) sowie zahlreiche Stadtverordnete begrüßt werden. In ihrem Vortrag machte Henkelmann-Hillebrand deutlich, dass das aktuelle Schulsystem nicht zukunftsfähig sei; zu wenig Wert werde auf individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten von Schüler:innen gelegt. „Unsere Gesellschaft ist vielfältig. Vielfalt heißt Anderssein und bietet damit die große Chance, voneinander zu lernen und gemeinsam stark zu sein. Wenn Kinder mit und ohne Behinderung zusammen lernen, hat das positive Effekte für alle Kinder in der Klasse – und für die Gesellschaft.“ Wichtig sei es, Bildungsangebote schulformübergreifend zu individualisieren; dazu könne Digitalisierung erheblich beitragen. Als Beispiel nannte sie elektronische Kommunikationshilfen, sogenannte Talker, die nicht sprechenden Kindern helfen können, in ihrer Freundes- oder Lerngruppe teilzuhaben.
„Kinder sehen nicht die Behinderung, sondern den Menschen“
Martin Berg unterstrich die Aussagen von Sarah Henkelmann-Hillebrand: „Nicht alle Menschen sind für den gleichen Bildungsweg gemacht. Um Vielfalt zu leben, muss der bildungspolitische Rahmen individuelles Lernen ermöglichen und anerkennen. Denn auch, wer langsamer lernt oder nicht über bestimmte Kompetenzen verfügt, hat einen Wert in unserer Gesellschaft. Das schöne bei Kindern ist, sie sehen nicht die Behinderung, sondern den Menschen.“ Mit der Sophie-Scholl-Schule möchte das BWMK eine Blaupause liefern für andere Träger und Initiativen. „Wir wollen die Bildungsinitiativen des BWMK nutzen, um Impulse zu setzen, Veränderungen herbeizuführen und Bildung neu zu denken. Dafür brauchen wir Mitstreiter:innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.“
Nicht auf Politik warten, sondern Initiative zeigen
Auch BWMK-Geschäftsführerin Mareike Meister betonte in ihrer Begrüßungsrede: „Wir wollen nicht auf Rahmenbedingungen der Politik warten, sondern aktiv als Vorbild vorangehen. Dabei sind immer Hürden zu überwinden und es braucht Mut. Doch was hilft ein gutes Konzept, wenn es nicht genutzt wird?“ Zehn Jahre nach Gründung der Sophie-Scholl-Schule sei zwar vieles erprobt, neue Herausforderungen und Vorhaben kommen immer wieder hinzu. „Während der Pandemie haben wir festgestellt, dass wir bei weitem nicht so digital sind, wie wir dachten zu sein. Hier müssen wir stetig dranbleiben. Gerade dann, wenn wir unser Schulkonzept um eine Kita ergänzen und so einen inklusiven Bildungsstandort hier am Standort Hanau-Lamboy schaffen. Die barrierefreie Teilhabe an Bildung aller Menschen in allen Altersklassen ist uns wichtig.“
Daniel von Hauff, Geschäftsführer der Kathinka-Platzhoff-Stiftung, griff die Forderung Martin Bergs auf, die Wirtschaft mehr einzubinden. So berichtete er, ein MINT-Zentrum als außerschulischen Lernraum in Kooperation mit der Stadt und weiteren Partner:innen zu planen, um Kindern freies Forschen und Lernen zu ermöglichen und sie früh für naturwissenschaftliche Berufe zu begeistern. Auch er appelliert: „Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die es die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteur:innen braucht. Weder Politik noch Wirtschaft noch Bildungseinrichtungen und Gesellschaft allein können eine Reform auf den Weg bringen. Um unser Bildungssystem zukunftsfähig zu machen, braucht es alle. (red)