ZWICKAU/SCHLÜCHTERN
Gedenkort für NSU-Opfer unter Polizeischutz eingeweiht
Fotos: Stadt Zwickau
Montag, 04.11.2019
Mit einer Gedenkveranstaltung wurde am Sonntag in Zwickau der Gedenkort für die Opfer des NSU eingeweiht. Zehn Bäume und entsprechende Gedenktafeln erinnern künftig an die Menschen, die von den Rechtsterroristen, die jahrelang in der viertgrößten Stadt Sachsens wohnten, ermordet wurden. Wie KINZIG.NEWS berichtete, wurde Anfang Oktober der Gedenkbaum von Enver Şimşek abgesägt. Auf den Blumenhändler aus Schlüchtern schossen Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhart am 9. September 2000 insgesamt neunmal. Zwei Tage später verstarb Şimşek im Krankenhaus. Zu seinem Gedenken pflanzte die Stadt Zwickau eine Eiche im Schwanenteichpark.
An der Veranstaltung nahmen rund 450 Personen teil, unter Ihnen Bundestagsabgeordnete, Stadträte, Vertreter von Kirchen, Unternehmen und Institutionen. Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß erinnerte in ihrer Ansprache unter anderem daran, dass der NSU Teil der Zwickauer Stadtgeschichte sei. An dieses Kapitel und die Opfer werde nun dauerhaft im historischen Schwanenteichpark und damit im Herzen der Stadt erinnert. Sie betonte, dass mit der Einweihung des Gedenkortes das Engagement für die freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht enden dürfe und könne. Gerade die Ereignisse der letzten Wochen zeigten, dass rechtsextremes Gedankengut nach wie vor verbreitet sei. Dementsprechend forderte Findeiß: „Mit diesen Gedenkbäumen erinnern wir an die Opfer des NSU. Wir zeigen, dass der NSU ein Teil der Zwickauer Geschichte ist. Die Bäume sollen aber auch ein Zeichen der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben sein. Und sie mahnen uns, sich für dieses friedliche Zusammenleben, für Demokratie und Toleranz und gegen Extremismus und Gewalt zu engagieren.“
Weitere Grußwort steuerten beispielsweise die Bundestagsabgeordneten Carsten Körber und Sabine Zimmerman, Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche sowie Dorothea Marx, Vizepräsidentin des Thüringer Landtags, bei. Die Stadträte Christian Siegel, Wolfgang Wetzel und René Hahn verlasen das „Memorandum Zwickauer Stadträtinnen und Stadträte zur Einweihung des Gedenkortes für die Opfer des NSU-Terrors am 3. November 2019“.
Die Bäume – vornehmlich Eichen, aber auch Ahornbäume und eine Blutbuche – konnten ebenso wie die Gedenktafeln komplett aus Spenden finanziert werden. Zu diesen hatte die Stadt aufgerufen, nachdem Anfang Oktober der erste Gedenkbaum abgesägt worden war. Insgesamt gingen bisher fast 14.000 Euro ein. Zu den Spendern gehören Privatpersonen aus Zwickau ebenso wie aus ganz Deutschland, Unternehmen ebenso wie Institutionen.
Als symbolischer Abschluss zur Herstellung des Gedenkortes setzten ausgewählte Spender die Gedenktafeln für die NSU-Opfer ein. Auf diesen sind unter anderem die Namen der Ermordeten verzeichnet. Die Gedenkveranstaltung endete mit einer Schweigeminute in Erinnerung an die zehn Opfer. Während der Veranstaltung bezogen mehrere Streifenwagen im Schwanenteichpark in unmittelbarer nähe Stellung, die von knapp 100 Besuchern bedrängt und beschimpft wurde. +++