SINNTAL

hr-Sinfonieorchester in der Hans-Elm-Schule

Das hr-Sinfonieorchester bei ihrem Auftritt in der Hans-Elm-Schule Altengronau.
Fotos: Walter Dörr
von WALTER DÖRR


Sonntag, 19.11.2023

Acht Konzerte – zwei pro Tag - gab das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks bei seiner diesjährigen Schultour im Hessenland. Auch die Hans-Elm-Schule in Sinntal-Altengronau hatte sich für ein Gastspiel beworben und wurde ausgewählt. Und so kamen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 8 in den Genuss eines exklusiven Konzertes in der großen Turnhalle. Den Platz brauchte man auch, denn neben den rund 300 Kindern war das hr-Sinfonieorchester mit 43 Musikern und Musikerinnen angereist. 

Das hr-Sinfonieorchester hat insgesamt 110 hochqualifizierte Musikerinnen und Musiker, sodass auch kleinere Formationen getrennt auftreten können. Nach der „Frühschicht“ in der Hasela-Grundschule und Brentano-Förderschule in Linsengericht-Altenhaßlau stand am frühen Nachmittag das Konzert in der Sinntalgemeinde Altengronau an. Dass da nicht alle 110 Musikerinnen und Musiker des Spitzenrundfunk-Sinfonieorchesters, das unter Leitung des Chefdirigenten Alain Altinoglu steht und international in Konzert- und Opernhäusern gefeiert wird, dabei war, machte nichts. Unter Dirigent Stefan Geiger wussten die Blech- und Holzbläser, sowie Streicher doch zu gefallen. Schulleiter Tim Kubalek begrüßte die Gäste aus der Mainmetropole im wunderschönen hessischen Spessart und freute sich über das bevorstehende Konzert. Auch Sinntals Bürgermeister Thomas Henfling hieß der Rektor willkommen. Bei den moderierten Konzerten – in Altengronau führte Stefan Hoffmann locker durch das Programm - soll den Schülerinnen und Schülern „der Tik-Tok-Generation“ die klassische Musik nähergebracht werden. Musik wird in der Hans-Elm-Schule sehr gepflegt – auch durch das große Engagement der Fachbereichsleiterin Claudia Jonas (Musiklehrerin und Leiterin der Young- und BigBand). 

Seit 15 Jahren gibt es das Projekt „Hessen-Schultour“ des hr-Sinfonieorchesters in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Musik und Schule“, eine gemeinsame Initiative des Hessischen Rundfunks und des Hessischen Kultusministeriums, um Brücken zwischen Schule und Konzertsaal zu schlagen und klassische Musik in den Alltag von hessischen Jugendlichen zu bringen. So lagerte die Grundschüler auch auf Turnmatten und nicht in kuscheligen Plüschsesseln eines Opernhauses. Die Kids sangen zu Beginn für die Musiker den Schul-Rap. Die revanchierten sich mit einem dreistimmigen Kanon in e-Moll: die Blech-, Holzbläser und Streicher waren jeweils die musikalischen Stimmführer für das aufgeteilte Publikum. Im eigentlichen Konzert spielten die Musikerinnen und Musiker Georges Bizet: „Lied des Torero“ aus der Oper „Carmen“, von Edvard Grieg: „Morgenstimmung“ aus Peer Gynt, von Ludwig van Beethoven „Gewitter und Sturm“ aus der Sinfonie Nr. 6 (die sogenannte „Pastorale“), von Georg Friedrich Händel „Alla Hornpipe“ aus der Wassermusik-Suite Nr. 2, von Johannes Brahms der Ungarische Tanz Nr. 1 und Leonard Bernsteins „Mambo“ aus der West Side Story. 

Was kosten all die Instrumente?

Mit von der Partie war als Solist der 18-jährige Elias Neuwirth (Mehrfachpreisträger bei verschiedenen Musikwettbewerben), der von Antonio Vivaldi das Fagottkonzert G-Dur RV 493 spielte. Übrigens: während dem Konzert konnten die Mitglieder der Young-Band der Hans-Elm-Schule zwischen ihren Profi-Kollegen sitzen und so das Konzert-Feeling hautnah miterleben. Toll war für die Schülerinnen und Schüler auch, dass sie Fragen zu den Instrumenten und zum hr-Sinfonieorchester stellen konnten. Seit wann es das Rundfunkorchester gibt, wollte man wissen. „Rund 100 Jahre und damit eines der ersten Rundfunk-Sinfonieorchester Deutschlands“ erklärte Moderator Stefan Hoffmann und scherzte, dass da aber keiner mehr von den Musikern in Altengronau dabei sei. 

Die Instrumentengruppen und die Besetzung des Klangkörpers wurden hinterfragt. Was Instrumente kosten auch, wobei Hoffmann die Spanne von „Schnäppchen im Internet“ bis zu mehreren Millionen Euro nannte. Eine materialistische Frage betraf den Verdienst eines Musikers – hier reichte die Spanne von „ungefähr wie ein Schulleiter“ bis zu dem chinesischen Pianisten Lang-Lang (96 Millionen Dollar Jahreseinkommen). Dass es keine großen Proben für ein Konzert wie in Altengronau bedürfe, begründete Hoffmann damit, dass alle Profi-Musikerinnen und Musiker Profis vom Notenblatt spielen können. Den Schüler Elias Baier interessierte der Dirigentenstab. Spontan übergab ihm Dirigent Stefan Geiger seinen Taktstock. Mehr noch: Elias durfte das Dirigentenpult besteigen und das Orchester dirigieren - mit großartigem Erfolg.