STEINAU / SCHLÜCHTERN

Der Bezirkslandfrauenverein Schlüchtern feierte sein 75-jähriges Bestehen

Zu einem märchenhaften Festabend hatte der Bezirkslandfrauenverein Schlüchtern die elf angeschlossenen Ortsvereine in das Seniorenzentrum Steinau eingeladen.
Fotos: Walter Dörr
von WALTER DÖRR


Dienstag, 04.06.2024

Zu einem märchenhaften Festabend hatte der Bezirkslandfrauenverein Schlüchtern die elf angeschlossenen Ortsvereine in das Seniorenzentrum Steinau eingeladen.

Anlass war das 75-jährige Jubiläum. Rund 100 Landfrauen waren gekommen. Geschäftsführerin Christa Hopf begrüßte besonders die Präsidentin des hessischen Landfrauenverbandes Ursula Pöhlig, die Stadträtin Birgit Enders-Jacob aus Bad Soden-Salmünster und mit dem Sinntaler Bürgermeister Thomas Henfling und dem Schlüchterner Stadtrat Heinz-Jürgen Heil auch zwei Männer.

Wie Christa Hopf sagte, seien 75 Jahre ein Anlass zum Feiern sei und zum Zurückblicken. Sie nannte als Ereignisse in 1949 unter anderem die Unterzeichnung des Grundgesetzes, die erste Buchmesse in der Paulskirche Frankfurt und die Erfindung der Currywurst.

Rückblick und Vorausschau


1949 sei auch das Geburtsjahr von Promis wie Peter Maffay, Niki Lauda, Ottmar Hitzfeld, Andre Rieu oder der langjährigen Vorsitzenden des Bezirkslandfrauenvereins Elisabeth Hartkopp gewesen. Nach den Kriegsjahren sei es nicht leicht gewesen, Frauen im ländlichen Raum für Vereinsarbeit zu motivieren. Anfangs seien die Mitglieder nur Bäuerinnen in Voll- oder Nebenerwerb gewesen. Mit 15 Mitgliedern wurde der Landfrauenverein 1949 gegründet. 

Mitbegründerin und erste Vorsitzende Hildegard Schnell setzte sich dafür ein, dass in mehreren Ortschaften Landfrauenvereine mit dem Ziel gegründet wurden, die Erwachsenenbildung zu forcieren und gesellige Veranstaltungen anzubieten. Die Frau auf dem Land sollte nicht abseits vom gesellschaftlichen Leben stehen, so Hopf. Wie sehr die Arbeit auf Resonanz stieß zeige die Tatsache, dass es im Bezirkslandfrauenverein Schlüchtern zeitweise 17 Ortsvereine gab (heute sind es 593 Mitglieder in 11 Ortsvereinen). Die immer noch erfolgreiche Arbeit der Landfrauen habe sich in den 75 Jahren in der Struktur verändert.

Zum Jubiläum dankte die Geschäftsführerin allen ehrenamtlich Engagierten. Echter Teamgeist zeichne die Frauen aus und das Ehrenamtliche sei ein belebendes Element und Aktivposten des Vereinswesens. Ehrenamtlich Tätige gingen vom Reden zum Handeln über. Ein Frauenverband mit vielen Aufgaben sei man, so die Präsidentin des Landfrauenverbandes Hessen, Ursula Pöhlig, in ihrer Festansprache. Gemeinsam habe man viel geleistet und sei erfolgreich für ein Ziel tätig, wie die Frau, Ernährung, Bildung, Kultur, Nachhaltigkeit, Demokratieförderung oder Klimaschutz. Seit der Gründung des ersten Landfrauenvereins 1898 in Ostpreußen habe die Arbeit Vorteile für die Frauen gebracht und heute gelte es, das Erreichte zu bewahren.

Anlass war das 75-jährige Jubiläum.

Noch viele Themen zu behandeln


Heute gebe es auch neue Themen (von Altersarmut und Gewalt bis zum Mammographie-Screeming zur Früherkennung von Brustkrebs bis zum Alter von 75 Jahren) und man sei noch lange nicht am Ziel. Die Mischung der Frauen vor Ort, mit ihren Stärken und Schwächen, bildeten einen Schwerpunkt. Vielfältigkeit bringe für jeden etwas, warb die Präsidentin um Mitglieder für die Zukunft. Gespräche führen, gemeinsame Lösungen finden, miteinander alte Zöpfe verändern. Stolz war Ursula Pöhlig auf das Engagement der Landfrauen und motivierte mit einem „weiter so“. 

Stellvertretend auch für seine Bürgermeister-Kollegen des Bergwinkels (Stadtrat Heinz-Jürgen Heil überreichte noch einen Scheck von Schlüchtern separat) gratulierte Sinntals Bürgermeister Thomas Henfling zum 75-jährigen Jubiläum. In der Gründungszeit kurz nach dem Krieg sei die Stellung der Frauen nicht einfach gewesen und sie hätten in einer schweren Zeit ihren Mann stehen müssen. Wie damals gebe es auch heute starke Landfrauenvereine, die dazu beitragen, die Gemeinschaft zu stärken und zu bereichern. Bei dem Anteil der Frauen im politischen Leben sah der Bürgermeister noch Potenzial.

Mehr Frauen in die Politik


„Der Blick einer Frau ist wichtig,“ so Henfling und motivierte zur politischen Mitarbeit. Die Landfrauen seien das Herzstück des ländlichen Lebens und könnten nicht nur leckere Kuchen backen. Apropopos Kuchen: Die ausgebildete Steinauer Märchenerzählerin Margot Dernesch bescherte den Landfrauen zum Jubiläum ein Märchen-Dinner. Zwischen den drei Gängen erzählte sie jeweils fesselnd Märchen - und von ihren Steinauer Grimms. Mit den bekannten Entertainer-Qualitäten wusste sie ihr Publikum zu begeistern und verblüffte mit so mancher Überraschung. 

Sie plädierte für Märchen für Kinder (bei Kopflosen ist er am Ende wieder da) und dass das von der UNESCO geschützte Kulturgut weitergegeben werden soll. Appetitanregend zum Vorspeisensalat überraschte Dernesch mit der aphrodisierenden Wirkung von Petersilie (historisch die Steigerung der Manneskraft für den Krieg) und die vierfache Mutter fragt aktuell, ob die Fußballer vor der EM sexuell enthaltsam seien. Den Frauen von außerhalb sagte sie, dass es kein Petersiliengässchen, wie Bordell-Straßen genannt würden, in Steinau gebe.

Die Einlagen von Margot Dernesch zwischen den Gängen waren mehr als ein Pausenfüller. Perfekte amüsante Unterhaltung, die bei den Damen ankam. Auch Susanne Goldhagen aus Schwarzenfels erzählte ein Eulen-Märchen.