HESSEN

Mit dem NABU-Insektensommer in die Wunderwelt der Insekten eintauchen

Bei ihren Blütenbesuchen hinterlässt jede Hummel ihren ganz persönlichen Fußgeruch.
Archivfoto: KN/Stefanie Harth


Mittwoch, 05.06.2024

Sie krabbeln und flattern zum Teil ganz unscheinbar durch unsere Gärten und Parks und doch schlummern in vielen Insekten ungeahnte Superkräfte. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen!

„Insekten sind für viele im ersten Moment lästige Schädlinge, doch ohne sie stünde es schlecht um uns und unsere Welt, denn sie erfüllen viele wichtige Funktionen in ihren Lebensräumen und unserer Nahrungskette. Dafür haben sie zum Teil erstaunliche Fähigkeiten entwickelt, die an Superkräfte erinnern“, sagt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen.

Hier ein paar Beispiele:


Iceman ist nichts gegen sie: Der Zitronenfalter, einer der bekanntesten Tagfalter, übersteht den Winter dank eines natürlichen Frostschutzmittels in seinem Blut, durch Glycerin. Auch Marienkäfer überleben dank einer ähnlichen Flüssigkeit im Blut den Winter weitgehend unbeschadet.

Green Lantern gegen Schleimmonster: „Glühwürmchen“ sind der Inbegriff der romantischen Sommernacht. Tatsächlich sind Glühwürmchen aber keine Würmer, sondern Käfer, die leuchten. Daher werden sie auch Leuchtkäfer genannt. Sie erzeugen über eine chemische Reaktion grünes Licht in ihrem Hinterleib – und das praktisch ohne Energieverlust. Mit dem Licht locken die Weibchen die flugfähigen Männchen zu sich. Und auch die Leuchtkäferlarve hat schon beeindruckende Fähigkeiten. Sie geht gezielt auf die Jagd nach Schnecken, läuft deren Schleimspur hinterher, tötet sie mit Giftbissen und verspeist sie innerhalb eines Tages. Sie kann sie sogar fortschleppen, obwohl sie selbst viel kleiner sind als ihre Beute!

„Leider werden Glühwürmchen immer seltener. Neben der Intensivierung der Landwirtschaft und einer zunehmenden Bebauung macht ihnen auch die steigende Lichtverschmutzung zu schaffen. Naturnahe Gärten ohne Gift und nicht zu stark getrimmte Rasen in der Nähe von Gebüschen und Asthaufen helfen diesen spannenden Tieren enorm. Und vor allem nachts das Licht auslassen!“, empfiehlt der Landesvorsitzende.

Mothra vs. Batman: Fledermäuse finden ihre Beute per Ultraschall. Besonders gerne fressen sie Nachtfalter (oder Motten, wie sie häufig genannt werden). Bärenspinner produzieren selbst Ultraschalltöne und damit sozusagen ein Störfeuer zu den Fledermauslauten zu erzeugen. So können die Fledermäuse sie nicht mehr exakt orten und der Falter landet nicht im Fledermausmagen.

Übers Wasser gehen? Kein Thema: Wasserläufer tragen ihre Superkraft schon im Namen. Die grazilen Wasserwanzen können buchstäblich über das Wasser laufen. Möglich ist das dank winziger Härchen an ihren Beinen. Die erzeugen eine Art Luftpolster, das wasserabweisend wirkt und ihnen so erlaubt über das Wasser zu gleiten.

Übergewichtiges Flugobjekt mit Stinkefüßen: Nach den Gesetzen der Aerodynamik sollte es der Hummel mit ihrer kleinen Flügelfläche und dem relativ hohen Gewicht nicht möglich sein zu fliegen. Sie trickst die Physik aber aus und erzeugt mit sehr schnellen Flügelschlägen Luftwirbel. Die sorgen für den Auftrieb ihres pummeligen Körpers. Und sie hat noch ein Ass im Ärmel: Bei ihren Blütenbesuchen hinterlässt jede Hummel ihren ganz persönlichen Fußgeruch. So kann sie schnell und unkompliziert herausfinden, ob sie oder eine andere Hummel die Blüte bereits angeflogen und ausgesaugt hat. Ein super Trick, um keine Energie zu verschwenden, indem man bereits leer gesaugte Blüten nochmal ansteuert.

Neue Einblicke beim Insektensommer


Wer nun Lust bekommen hat, mal einen genaueren Blick auf die Insektenwelt um sich herum zu werfen, kann das beim NABU-Insektensommer gleich ausprobieren. Eine Stunde lang Insekten beobachten und online an den NABU melden. Gezählt wird noch bis Sonntag, 9. Juni, und mitmachen können alle, egal ob Anfänger oder eingefleischter Insektenfan. Die gemeldeten Daten liefern wichtige Hinweise zur Bewertung der Artenvielfalt.

Alle Infos gibt es unter www.insektensommer.de. (red)