SINNTAL
Sinntal-Breunings: 90 Jahre Feuerwehr, 55 Jahre Jugendfeuerwehr und Kirmes
Fotos: Walter Dörr
Mittwoch, 07.08.2024
Nicht nur die traditionelle Kirmes wurde in Breunings gefeiert. Die örtliche Feuerwehr veranstaltet alljährlich das Dorffest und weil zusätzlich „90 Jahre Feuerwehr“ und „55 Jahre Jugendfeuerwehr“ ansteht, wurden alle drei Anlässe gefeiert.
Es begann mit einem Kommers, zu dem die Wehrvorsitzende Beate Flinner im vollbesetzten Zelt zahlreiche Gäste begrüßen konnte, insbesondere den Ersten Beigeordneten der Gemeinde Sinntal, Ernst Heinbuch, den ehemaligen Bürgermeister Carsten Ullrich, Ortsvorsteher Bernd Löffert, die zu ehrende Mitglieder und Abordnungen von Wehren aus Sinntal.
Ortsvorsteher Löffert gratulierte zu den Jubiläen und unterstrich, wie wichtig die Feuerwehr für das Dorf sei. Man sei sehr gut bei der Feuerwehr aufgenommen. Erster Beigeordneter Heinbuch gratulierte im Namen der Gemeinde Sinntal. Auf die Feuerwehr könnten sich die Bürger verlassen.
Freiwillige, die Verantwortung übernehmen
Freiwillige, die Verantwortung übernehmen, brauche man. Heinbuch dankte allen, die die Wehr bisher geführt haben und hoffte, dass der Geist der Gründer weitergetragen werde. Nach Glückwünschen der Nachbarwehren Sterbfritz und Neuengronau trug der Vorsitzende der Alters- und Ehrenabteilung Jürgen Eyring die Chroniken der Wehr und der Jugendfeuerwehr vor. Schon vor mehr als 90 Jahren habe es in Breunings eine Feuerwehr gegeben, sagte Eyring.
Am Samstag, den 19. Mai 1934, gründeten 24 junge Kerle die Freiwillige Feuerwehr Breunings. Überliefert ist, dass Ferdinand Kraft der erste Chef der Wehr war. Mit dem ersten Löschgerät, einer Doppelkolbenpumpe, die es heute noch gibt, und ein paar Wassereimern, drei Einreißhaken, einer Hakenleiter, einem B-Saugschlauch, drei C-Schläuchen und einem Strahlrohr fing man an. Alles war in einem muffigen Stall und einer alten Hofscheune untergebracht. 1962 bekam Breunings einen Tragkraftspritzen-Anhänger (TSA), der im Stall der alten Gastwirtschaft Sperzel geparkt wurde. Weil das nicht optimal war, beschloss die Wehr ein Gerätehaus zu bauen.
Selbst ein Gerätehaus gebaut
Wo die alte Hofscheuer stand, baute man ein Gerätehaus mit einer 100-Kubikmeter-Zisterne. Besonders erwähnte Eyring bei der Realisierung den langjährigen Vorsitzenden Heinrich Spangenberg. 1969 konnte das Gerätehaus eingeweiht werden – und man bekam ein erstes Tragkraftspritzenfahrzeug. 1971 weihte die Wehr Breunings ihre neue Fahne, Patenwehr wurde Marjoss. In der 1988/89 zum Dorfgemeinschaftshaus umgebauten ehemaligen Schule bekam die Wehr einen Unterrichtsraum im Dachgeschoss, der aus Vereinsmitteln ausgestattet wurde.
In der Chronik ging Eyring auch auf die Einsätze ein, wie ein Waldbrand im Revier Breunings 1959, ein Hochwassereinsatz 1970 in Rüdesheim, Trinkwassernotstand in Oberzell 1976, 1979 war ein Scheunenbrand auf dem Willingshof, 1981 gab es einen Wohnungsbrand, bei dem zwei Kinder gerettet werden konnte und 1983 war ein Waldstück an der Bahnstrecke Mottgers-Altengronau in Brand geraten.
Die unterschiedlichsten Einsätze gemeistert
In den 1980er und 1990er Jahren waren noch allerlei Einsätze, von
Scheunenbränden bis zum Wassernotstand in der Hühnerfarm. Eyring
erinnerte an einen Wolkenbruch in den 1990er Jahren, bei dem das
Hochwasser über einen Meter in der Eisbachstraße stand. Einen Großbrand
gab es 2001 auf dem Dietershof. Zurzeit hat die Wehr 23 Aktive, fast
identisch wie bei der Gründung, nur heute gibt es vier weibliche Aktive.
Die Statistik zeigt, dass es in 90 Jahren nur neun Vorsitzende und zehn
Ortsbrandmeister oder Wehrführer gab.
Eine feurige Erfolgsgeschichte – bis zum Deutschen Meister
Eine
feurige Erfolgsgeschichte erzählte Jürgen Eyring über die
Jugendfeuerwehr, die am 15. April 1969 gegründet wurde. Unter Jugendwart
Heinrich Schneider trainierte man fleißig, so dass die Jungs schnell
„die Helden von Breunings“ wurden. Ein Jahr nach der Gründung siegte man
bei den Kreiswettbewerben in Schlüchtern. Ebenfalls in 1971 gründeten
die Breuningser noch eine Mädchenmannschaft. Ein „atemberaubender
Siegeszug“ habe begonnen, als Helmut Föller die Jungen und Hein-rich
Schneider die Mädchen übernahmen, so Eyring. Bis zum 10jährigen Bestehen
1979 errangen die Jugendfeuerwehren zwanzig 1. Plätze und beim
Landesentscheid in Groß-Umstadt gewannen beide Gruppen sogar
Goldmedaillen. Noch größere Erfolge sollten aber noch folgen.
Am
8. Juli 1979 gelang beim Bundeswettkampf in Kürten der Jungenmannschaft
der Deutsche Meister-Titel. „Eine Sensation“, so Eyring. Unzählige
Teilnahmen an Wettkämpfen – allein 14mal auf Landes-, Kreis-,
Unterverbands- und Gemeindeebene – folgten, bei denen fast 100mal erste
Plätze errungen wurden. Der letzte große Erfolg war 2009 mit der
Bronzemedaille auf Landesebene in Breuberg/Sandbach. Im Laufe der Zeit
wechselten die Jugendfeuerwehrwarte: 1980 übernahm Roland Spangenberg
von Helmut Föller, ihm folgte 1992 Alexander Jahn, 1995 Dagmar Eyring,
1997 Klaus Simon und seit 2017 ist Kevin Müller im Amt. Die meisten
Jugendfeuerwehrmitglieder wechselten in die Einsatzabteilung der Wehr
gewechselt. Zurzeit besteht die Jugendfeuerwehr aus sieben Mitgliedern.
Im Mittelpunkt des Kommerses standen die Ehrungen langjähriger
Mitglieder.
Zahlreiche Ehrungen langjähriger Mitglieder
Für
65 Jahre Mitgliedschaft wurde Heinrich Löffert geehrt, für 50 Jahre
Willfried Loder, Bernd Lorenz, Manfred Berthold, Hanskarl Bauer, Roland
Eigenbrod, Heinz Stoppel, Manfred Heil, Alfred Sperzel, Roland
Spangenberg, Kurt Loder, Edgar Müller, Reinhold Gärtner, für 40 Jahre
Günther Juling, Peter Müller, Karl Heinz Hüfner, Jochen Löffert, Hermann
Klug, Christina Reinholz, Holger Löffert, Ursula Schneider, Thomas
Böhm, für 25 Jahre Martin Flnner, Jan Löffert, Christof Heil, Christian
Gärtner, Marcus Moschel, Björn Flinner, Laura Beringer, Christian
Spangenberg, Sebastian Klug, Marco Kirst, Mike Löffert, Harald Etzel und
für 15 Jahre Ann-Kathrin Halank, Marcus Schäfer, Kevin Müller, Michael
Simon, Carsten Ullrich, Jan Reinholz, Jonas Röder, Marcus Röder, Sylvio
Mücke, Andreas Mika, Dino Krack, Christopher Flinner, Carolina Appel,
Annalena Flinner und Tim Eiffert.
Ein Höhepunkt beim Jubiläum war das Aufsagen des Kirmesspruches durch Christopher und Annalena Flinner. Nachdem die 14-köpfige Bloogesellschaft den schwarz-rot-gold geschmückten Kirmesstrauß mit den Klängen der Musikfreunde Volkers-Brückenau von Ortsvorsteher Bernd Löffert abgeholt hatte, wurde am Dorfgemeinschaftshaus die Dorfchronik des vergangenen Jahres verlesen. Erst ergriff jedoch Jahrhundertbloobursch Jürgen Eyring das Wort und beklagte einen „Fachkräftemangel“ in Breunings: bei der Jugendfeuerwehr und auch beim Bloo gehe es rückwärts. “Kanner hott meh Lust ebbes zu mache, die honn Interesse on ganz annern Sache.“ Die Ursache des Personalmangels sah Eyring in fehlenden Kindern. „Dos is überhaupt net zum Lache, die Breuningser sein zu faul, meh Kenn zu mache.“
Zahlreiche Episoden hatte der Bloo aufnotiert. Von einem Missgeschick eines Briefträgers, der seine Päckchen verlor, einem Unfall nach zuviel Alkoholgenuss oder einem Polizeieinsatz wegen Lärmbelästigung. Eine ausgebüxte Katze sorgte für Aufregung. Der besten Fußballmannschaft in der Region – die SG Breunings/Neuengronau - klauten Diebe 25 Kisten Cola und Limonade aus dem Kühlwagen. Ereignisreich verlief die Heimreise von fünf Breuningsern nach einem Bundesligaspiel in Frankfurt, denn am Bahnhof Hanau mussten sie mit dem Mannschaftstransportbus der Wehr Breunings um 3 Uhr nachts „gerettet“ werden.