SINNTAL
Sinntal: Im Kirmesspruch in Neuengronau ist alles notiert
Fotos: Walter Dörr
Dienstag, 20.08.2024
Im Sinntaler Ortsteil Neuengronau wurde traditionell Kirmes gefeiert ...
Ausrichter war wieder die Feuerwehr, die ihr Gerätehaus mit einem Zeltanbau vergrößert hatte. Mit den Klängen des Musikvereins Neuengronau holte der achtköpfige Bloo den buntgeschmückten Kirmesstrauß in der Straße „Am Sportplatz“ ab und brachte ihn zum Spritzenhaus, wo zahlreiche Bürger schon warteten.
Ein Höhepunkt des Festes war wieder das Aufsagen des Kirmesspruches. „E Joar des Wartens is vorbei, de Bloo marschiert wire ins Kirmeszelt nei. Vielleicht isses dem eine oder annere aufgefalle, dos Joar tut jemand anneres de Kirmesspruch halle.“
Ein neuer Oberbloo von der Gemeinde Sinntal
So begann der neue Oberbloo Jonas Holzinger den diesjährigen Kirmesspruch. „Ich less euch jetzt goarnet so lang schmoar, schließlich sein ich jo grod net of de Gemoar.“ Dabei nahm sich der Angestellte der Gemeindeverwaltung Sinntal selbst aufs Korn. „Bos es letzt Joar is passiert, hon ich dosmo für euch aufnotiert“, machte Holzinger neugierig. Und nach einer Runde Bier und einem Schunkelwalzer ging es dann los. An die bei der letztjährigen Kirmes ausgetragene Dorfolympiade erinnerte Holzinger. „Do hon sich einiche Teams für e Olympiade desommegefonne, unner annerem wurd mit em ömgebaute Rosemäher durch die Gechend geronne.“
Und weil bei dem die Lenkung umgedreht war, kam es zu einer Amokfahrt. „Handgas zweimal rum, dann volle Kanone, und es wurd verlasse die markierte Zone.“ „Alles in allem woar die Olympiade e schö Sache, es gob nämlich einiges zu lache. Desweche isses ach Schade, dos Joar goabs kei Dorfolympiade, allerdings finde mir es toll, dass dos nächst Joar wire stattfinde soll.“ Mit Tageszeitung und Kaffeetasse auf die Terrasse muss nicht optimal sein. In eine missliche Situation brachten einen nämlich eine Frau und ihre Tochter. Alle Türen zu und der Mann ist auf dem Balkon
Während sie zum Kirmesgottesdienst gingen, zu dem der Mann nachkommen wollte, machten sie sich Gedanken “Hon ich an alles gedocht“ - „Kei Angst, ich hon die Balkontür zugemocht.“ Im Gottesdienst wurde gebetet, gepredigt und gesungen – er war wirklich gelungen. Nur hatten die Damen den Herrn des Hauses auf dem Balkon ausgesperrt. „Nachdem er gemerkt hat, wie aussichtslos is die Situation, half nur noch e Notfall-SMS an de Sohn.“ Und der kam, um ihn zu retten. Der Bloo dazu: „Die Moral von der Geschicht, gehste oarfach gleich mit in die Kirche, passiert dir das nicht.“ Auch das Hochwasser im letzten Jahr lieferte Geschichten. „Grod die Leut, wo an de Bach wohne, worn betroffe, un manch Garage is obgesoffe.“ Dem Tipp eines Kumpels folgend, wollte jemand die Garage mit einem Großeinkauf Katzenstreu trockenlegen.
Die Garage mit Katzenstreu trockengelegt
„Den Kauf hot er
net bereut, un die ganz Garage vier Zentimeter eingestreut.“ Probleme
gab es aber bei der Entsorgung, denn die Mülltonne war schnell voll. Die
vermeintliche Lösung: „Hinner de Bushaltestelle interessiert es eh kei
Sau, da mach ich Wechebau.“ Vorsorgend mit Sandsäcken der Feuerwehr
eingedeckt hatte sich ein anderer Neuengronauer. „Nooch em Einsatz woarn
noch einiche vorhande, schod, wenn die auf’m Müll dette lande“, hat
sich ein Mann gedacht und noch eifrig nachgeholt – „nicht für dehoam, es
Reich, sondern für de Teich.“ Der Einsatzleiter: „Befür se all höllt
oaner, gricht se lieber koaner.“ „Endlich dürfe mir wire dichte, wie die
Neuegrüner ihre Notdurft tun verrichte“, freute sich Oberbloo Jonas
Holzinger.
Machen, weil er musste
Ein großes
Grundstück mit einem neuen Holzhaus wählte nämlich einer aus, „um zu
können, weil er musste“. Beim Betrachten der Hochwasserschäden fiel der
Haufen auf, zu dem der Besitzer dachte: „Guck emo mein Schatz, der ist
doch net vonnere Katz.“ Außer einem blauen Lappen, der nicht zugeordnet
werden konnte, war nichts am Tatort zurückgelassen worden. Ein Jahr
später ertappte man den Übeltäter aber auf frischer Tat, denn „Bis
hinner die Mauer hot er es dosmo net geschafft, un hot die Hos auf’m
Gehsteich runner-gerafft.“ Der Hausbesitzer rief ihm aus dem Fenster zu:
“Bleib stehn, du Kacker, du.“ Er hat ihn zu sich beordert, und ihn zum
Wegmachen seines Haufens aufge-fordert. Die Moral von der Geschicht: vor
die Tür scheißt du besser nicht.
Digital sei manchesmal auch eine
Qual. Alle würden heutzutage mit dem Handy rumhandieren, sogar die
Rentner würden ihr Essen fotografieren. Neuengronau war jedoch einige
Zeit stumm, da der Telekom-Funkmast defekt war. Nur einer hatte noch
wochenlang Empfang. „Man wollte sich mit der Hotline fetz, doch hatte
man ja kein Netz“, so der Bloo. Ersatzteile bestellte ein Reparaturmann,
doch die kamen ewig nicht. Der Oberbloo: „Bos is dos fürn Schess dehie?
Do kann ich jo gleich nach Breunings gezieh. Do is mer aach net zu
erreiche – zwische Hünnerfarm un Bieberteiche.“ In den Kirmesspruch
schaffte es auch „ein örtlicher Winnetou“ und ein richtiger Hengst, das
Osterfeuer mit Alkohol-Unfall, der Grill-Besuch einer Nachbarkuh und die
vergessen zu ziehende Handbremse in einem Auto am Berg mit
entsprechenden Folgen.
Task-Force Fahrrad
Ein
verschwundenes Fahrrad aktivierte Suchtrupps aus dem ganzen Dorf – nach
Schlüchtern und den Bahnhof Jossa. Hier wurde das Fahrrad entdeckt und
wieder nach Neuengronau gebracht. „Die Rückholaktion war somit geglückt
und die Besitzerin war davon sehr entzückt“, wusste der Bloo. „Danke für
eure Aufmerksamkeit, bis nächst Joar zur gleichen Zeit“, verabschiedete
sich Oberbloo Jonas Holzinger.
Gefeiert wurde die Neuengronauer Kirmes in geselliger Runde mit Unterhaltungsmusik des Musikvereins Neuengronau und der „Kalli Hendrix Band“. Für das leibliche Wohl der Gäste war am Kirmessonntag und -montag bestens gesorgt.