MAIN-KINZIG-KREIS

Gesprächsrunde will Brücken zwischen Mittelstand und Kreisverwaltung bauen

Die Gesprächsrunde will Brücken bauen
Foto: privat


Freitag, 23.08.2024

Unlängst trafen sich im Druck- und Pressehaus Naumann in Gelnhausen führende Politiker, Wirtschaftsvertreter und Mitglieder der Wirtschaftsinitiative Mittelstand Main-Kinzig e.V. zur mittlerweile fünften Gesprächsrunde "Politik-Wirtschaft" und diskutierten über Herausforderungen des regionalen Mittelstandes im Main-Kinzig-Kreis. 

Zu den Teilnehmern gehörten neben der Kreisspitze des Main-Kinzig-Kreises mit Landrat Thorsten Stolz, dem neuen Kreisbeigeordneten Jannik Marquart und Andreas Hofmann, Erster Kreisbeigeordneter auch IHK-Präsident Oliver Naumann, Dr. Gunther Quidde, Hauptgeschäftsführer der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, sowie Prof. Dr. Sven Spieckermann und Salih Tasdirek, beide Mitglieder des IHK-Präsidiums, und Heiko Lenz, Ralph Göbel und Jörn Rohde, Mitglieder der Wirtschaftsinitiative Mittelstand Main-Kinzig.

WI-Vorstandsmitglied Michael Graf und Kerstin Cieslik-Pfeifer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsinitiative, moderierten die zweistündige Runde. Ziel war der Erfahrungsaustausch zwischen der Wirtschaft und der Kreisverwaltung mit dem Schwerpunkt auf regionalen Themen. Es sollen Brücken für ein gemeinsames Verständnis gebaut werden. Im Mittelpunkt des Austausches standen diesmal wichtige Themen des Mittelstands, sogenannte Kittelbrennthemen, wie der Fachkräftemangel, die Vereinbarkeit von Familie & Beruf mit dem damit zusammenhängenden Betreuungsangebot, der Bürokratieabbau und die Integration von Migranten in Unternehmen. Diese Herausforderungen wurden durch Praxisbeispiele seitens der Unternehmer intensiv erläutert, zu denen die Politiker im Anschluss Stellung nahmen und Lösungsvorschläge und Strategiekonzepte vorstellen konnten.

Forderung nach angemessener Bürokratie und wirtschaftsorientierte Einbürgerung

Angemessene Bürokratie war das gemeinsame Schlagwort des Nachmittags. Landrat Stolz sagte: „Für Transparenz, faire Wettbewerbsbedingungen und eine verlässliche Qualität der Arbeit sind gewisse Rechtsstandards auf EU-, Bundes- und Landesebene notwendig, und vom Grundsatz her steht das sicher außer Frage. Wichtig ist, dass es Unternehmen im Alltag nicht überfordert und ausbremst. Wenn beispielsweise die DIHK und die hessische Landesregierung Stellen einrichten, die sich gezielt um Entbürokratisierung kümmern wollen, dann kann ich Unternehmen nur ermuntern: Nennen Sie dort konkrete Beispiele aus der Praxis und machen Sie Vorschläge, denn nur so haben die Initiativen auch eine Erfolgschance.“ IHK-Präsident Oliver Nauman regte in diesem Zusammenhang eine Jobrotation an, die Verwaltung solle gelegentlich in die Wirtschaft gehen, um dort die Alltagsprobleme des Mittelstands praxisnah erleben zu können.

WI-Mitglied Heiko Lenz, Geschäftsführer der HHL Service GmbH aus Biebergemünd, verwies auf die Probleme beim Recruiting von ausländischen Mitarbeitern. „Bei der Integration potentieller Mitarbeiter finde ich keine kompetente Beratung. Es fehlt an Fallbetreuern. Wir brauchen eine Schnellbewertung durch die Behörden und eine schnellere Aufenthaltsgenehmigung, denn wir brauchen jetzt die Fachkräfte, nicht erst in ein paar Monaten. Wir brauchen eine wirtschaftsorientierte Einbürgerung.“

Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann möchte mit Hilfe des Arbeitgeberservice in der Ausländerbehörde den Unternehmen unterstützend zur Seite stehen, neue Fachkräfte zu integrieren. Wichtig ist Hofmann dabei neben der Integration in den Arbeitsmarkt auch der klare Fokus auf eine gesellschaftliche und politische Integration. Ein weiterer bedeutender Schlüssel zur Integration ist Sprache, die auch im Erwerbsleben weiter gefördert werden soll.

WI-Mitglied Jörn Rohde, Geschäftsführer der Rohde Schutzgasöfen GmbH in Hanau, ergänzte: „Wir fordern wirtschaftsorientierte Sprachkurse zur schnelleren Integration ausländischer Mitarbeiter. Wir müssen bei existenziellen Problemen wie dem Fachkräftemangel und der Überbürokratisierung Hand in Hand arbeiten. Aber wir dürfen nicht mehr zu lange warten, sonst gibt es den Mittelstand bald nicht mehr.“

Auch der erst seit Anfang Juli im Amt stehende neue Wirtschaftsdezernent Jannik Marquart nutzte die Gelegenheit, erste Visionen für die Transformation der Wirtschaft im Main-Kinzig-Kreis vorzustellen. Er will aus MKK eine Wirtschaftsmarke gestalten. Wirtschaftsnahes Denken und Handeln müsse durch Netzwerktreffen wie der Gesprächsrunde „Politik und Wirtschaft“ gefördert werden.

„Es gibt noch viele Themen, die es gemeinsam anzupacken gilt.“ Mit diesen Worten schlossen Michael Graf und Kerstin Cieslik-Pfeifer die Runde. Wichtig sei aus ihrer Sicht vor allem das gegenseitige Kennenlernen der wirtschaftsrelevanten Akteure, der Austausch auf Augenhöhe und das gegenseitige Verstehen der Handlungsoptionen der jeweils „anderen“ Seite. Das trage viel zum Verständnis bei. „Wichtig ist der gemeinsame Lösungsansatz. Der Schulterschluss mit allen Akteuren ist gewünscht und notwendig. Wo immer wir unterstützen können, werden wir das tun“, so Cieslik-Pfeifer. Daher sei es wichtig, Vertreter der Wirtschaftsförderung des Landkreises und der IHK gemeinsam mit den Unternehmen an einen Tisch zu bringen. Denn nur so könnten Probleme offen angesprochen und Lösungsansätze gefunden werden.

 Ein konkreter Schritt hierzu ist bereits beschlossen: Neben der Fortführung der Gesprächsrunde Politik-Wirtschaft soll es im nächsten „RoundTable.Personal“, veranstaltet von der Wirtschaftsinitiative und dem BVMW, gezielt um den Behörden-Prozess des On-Boardings von europäischen Mitarbeitern aus dem Ausland gehen – im Dialog mit der Verwaltung und der Vorstellung des Lotsen-Konzepts des Amtes für Sicherheit, Ordnung, Migration und Integration. (red)