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"Fröhliche Mudjescher überall": Traditionelle Zeltkirmes in Mottgers

Nach dem Jahrhundertbloo im vergangenen Jahr mit 100 Blooburschen und Mädchen gab es diesmal 27. Die zogen mit dem buntgeschmückten Kirmesstrauß in das Festzelt ein, wo zahlreiche Gäste warteten.
Fotos: Walter Dörr
von WALTER DÖRR


Donnerstag, 29.08.2024

Zum 47. Mal wurde in Mottgers die Kirmes als Zeltkirmes gefeiert. Ausrichter war wieder der Fußballclub Hermania Mottgers. Das Programm beinhaltete Fußballspiele sowie Tanz- und Musikveranstaltungen. Ein Höhepunkt war natürlich das Aufsagen des Kirmesspruches. 

Nach dem Jahrhundertbloo im vergangenen Jahr mit 100 Blooburschen und Mädchen gab es diesmal 27. Die zogen mit dem buntgeschmückten Kirmesstrauß in das Festzelt ein, wo zahlreiche Gäste warteten. Bloovadder Niclas Beier erklomm die Stehleiter auf

Zum letzten Mal 


Zum letzten Mal trug Niclas Beier den Kirmesspruch vor der Bühne, um wie in den vergangenen neun Jahren den Spruch vorzutragen. „E poar von uns basse vom Altersschnitt dehie nemme bei, denn do steht bei dene vurne scho ball e Drei“, so kam er gleich auf den Punkt: „Noch 12 Joar Bloo un 9 Joar als Vodder lech ich es Amt etz nieder, mir senn uns bestimmt beim nächste Jahrhunnertbloo wieder.“

Doch bevor er „sei heiß geliebte Ladder“ verließ, hatte er noch einen Rückblick-Spruch verfasst. Anders sei früher gewesen, dass man ein neues Bloomitglied „zur Eichung“ nicht zum Trinken bitten musste. „De Desch stand voll mit Schnaps, net emo zum Bier abstelle woar noch Platz.“ Dass man nach viel Alkohol irgendwann nicht mehr stehen konnte und im Schubkarren heimgebracht wurde, ist Geschichte, auch dass einige Krankenhausaufenthalte nötig waren. Jetzt sei ein wenig die Handbremse angezogen worden.

Dass auch Mädchen mitmachen, begrüßte Bloovodder Beier: „Viel Testosteron, aber auch viel Weiber-Gegagger, do könne se gegenseitich wenigstens e wenig gebagger.“ Dass es der Bloo nicht immer leicht hat, belegt Beier damit, dass oft gelästert wurde, dass die Mitglieder immer „besoffe und eingeschloffe“ seien – und wenn man sich mal benahm, wurde gelästert, dass der Bloo noch nicht einmal besoffen sei. „Habt ihr es scho gemerkt, bie mer s mächt, es is verkehrt.“ „Mit Mudjescher sein halt quarch, dos is Fakt, doch weche em lustig gemornte Kirmesspruch e Fass aufzumache, do is beknackt.“

Freudenhaus macht nicht nur Freude


In seinem letzten Kirmesspruch erinnerte sich Beier: „In 2020 do honn ich euch verzallt, mitte im Durf, do wird geknallt. tagein, tagaus öffnet sich am Säublog uns Freudenhaus.“ Weil die Hecke um das Grundstück geschnitten werden muss, reimte er: „Net nur unnerum musste dich epillier, aach die Hecke musste mo rasier.“ „Es letzte Mal tat er auch berichte, von em Spengler un seine Spezialgeschichte.“

Und weil er öfters im Spruch war, sagte Beier: „Mir wolle ihn nommo erwähne un zwor net zu wenich, denn wer im Bloobuch is sowos wie der Torschützenkönich.“ Am Schluss sagte der Bloovadder, dass die Emanzipation vor dem Bloo nicht Halt mache und verkündete, dass Mottgers die erste Bloomutter im ganzen Land habe: Tabea Zeller. Mit weichen Knien vollzog er die Übergabezeremonie – das Aufsetzen des voluminösen Bloohutes - und verabschiedete sich mit den Worten: “Genügend Jahre I was watching you, euer Bloovodder git etz endlich Ruh.“

Jetzt ist Bloo-Mutter Tabea Zeller dran

Auch die neue Bloo-Mutter Tabea Zeller verkündete auf die Leiter Dorfereignisse. Was zum Beispiel bei der letzten Kirmes der Jahrhundertbloo alles angestellt hat. „Mancher wott sei Grenze testen, im Saufsport sein mir bekanntlich die besten.“ Alkoholgenuss war auch Grund für einen Abflug, den ein Feuerwehrkamerad beim Kettensägelehrgang mit seinem Auto machte. Party-Geschichten gab es mehrere zu berichten. Einen Essenswagen nach Gebrauch wieder nach Schwarzenfels zu bringen, verlief anders als gedacht, denn das Fett schwappte aus der Friteuse und machte eine Fettspur auf der Straße. „Beide Dörfer warn verbunne, von Schwarzenfels bis nach Mudjesch unne,“ sagte Tabea Zeller. „Die Küppelsrutscher hon mir gern, desweche wolle me a net die Fettspur entfern.“

„Oanner schaffts bie jedes Joar, un noch em Spruch hommer uns mit dem in de Hoar,“ leitete die Bloo-Mutter zu einer Geschichte über den Ortsbegeher. Nach dem Jahrhundertfest spendete nämlich eine ortsansässige Italienerin einen Kastanienbaum.

Kastanienbaum gesetzt und wieder gefällt


„Ach für de Standort hatte sie e Idee, bei de Kinner am Spielplatz sollt der dann steh.“ Bis er gesetzt wurde, dauerte, „doch die Position des Baumes woar fatal, un für die Gemeindezufahrt nicht ideal.“ Das Ende vom Lied – er musste wieder fort. Ein ehemaliger Starbetzer Bloovodder war als „Jöchter“ auf seinem Hochsitz eingeschlossen und telefonierte bei der Feuerwehr um Hilfe. Die rückte aus und brach den Hochsitz auf. Der Bloo: „Un hot der Starbetzer nix geschosse, so hott er wenichstens schöne Luft genosse.“ Nicht wie geplant verlief der Tripp eines FC-Spielers nach Malle. Am Ballermann 6 – schon mächtig alkoholisiert - wurde er nämlich von der Supergirlnora Infuenzerin interviewt und plauderte munter von Zuhause, sodass es nach der Rückkehr mächtig rauchte.

Ein Entenrennen gehört immer zum Programm der Kirmes. Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Zeller ist für dieses Event zuständig. Auf quietschegelbe Entchen kann man während der Kirmes setzen und welches denn die Strecke auf der Sinn am schnellsten hinabschwimmt. Vor der Siegerehrung, die beim Festausklang vorgenommen wird, bilanzierte Hans-Jürgen Zeller zunächst den Kirmesverlauf. Der Zeltaufbau sei angesichts der vielen Helfer genial gewesen. Zeller dankte auch besonders den Spielgemeinschafts-Partnern aus Schwarzenfels, die sich beim Aufbau und auch hinter der Theke sehr einbrachten. Sportlich sei alles wesentlich besser gelaufen, als im Vorjahr. Hans-Jürgen Zeller sagte, dass Pfarrer Stephan Gleim beim Gottesdienst am Sonntagmorgen Bierdeckel verteilt habe. Darauf sollten die Besucher einen Glauben schreiben. Zeller habe draufgeschrieben, dass er glaube, dass im nächsten Jahr an Kirmessamstag eine wesentlich bessere Band verpflichten werde, als dieses Mal. Als Vorstandsmitglied des FC Mottgers dankte Zeller dem langjährigen Bloovodder Niclas Beier für seine genial vorgetragenen Sprüche in den vergangenen neun Jahren. Geniale Sprüche knapp unter der Gürtellinie

Die Texte seien bis knapp unter die Gürtellinie gegangen – und das mache die Kirmes aus. Tabea Zeller, die neue und erste Bloomutter, werde die Tradition nahtlos fortsetzen. Zeller dankte allen Helferinnen und Helfern, die es möglich gemacht haben, eine solche Kirmes auf die Beine zu stellen. Dank seinen Helferinnen Luisa Ulrich, Hanna Sperzel und Lian Ulrich konnte das Entenrennen stattfinden.

200 „gesetzte“ Enten wurden vor der Hopfenmühle zu Wasser gelassen. Jeder Tipper wollte natürlich einen der Geldpreise gewinnen, doch als Hauptgewinner stand die Jugendab-teilung des FC Mottgers schon fest, die 500 Euro er-hielt. Den 1. Platz (200 Euro) erreichte die Ente von Lara und Christopher Beier, Zweiter (150 Euro) wurde Marco Ulrich, Dritter (100 Euro) Morris Mohr und für den vierten Platz bekam Louis Grau fünfzig Euro.