HANAU

Jugendliche informieren sich im JUZ K-Town in lockerem Rahmen über Handwerksberufe

Jugendliche informieren sich im JUZ K-Town in lockerem Rahmen über Handwerksberufe
Fotos: privat


Samstag, 14.09.2024

Langsam und behutsam schiebt die kleine Fatima die Säge hin und zurück. „Schön gleichmäßig“, sagt Stefan Hötzel, der Obermeister der Tischler-Innung, und zeigt der 12-Jährigen wie sie bei dem Holzstab, der vor ihr im Schraubstock eingespannt ist, einen sauberen Schnitt hinbekommt. Sie könne sich schon vorstellen, einmal mit Holz zu arbeiten, sagt die Kleine am Stand von Hötzel. Ihre Freundin Scarlett schaut dabei aufmerksam zu. Die improvisierte Werkstatt mit Hobel und Säge steht mitten auf dem Vorhof des Jugendzentrums k-town in Hanau. Und es ist nicht der einzige Stand. An diesem Nachmittag sind noch viel mehr Handwerker vor Ort: Glaser, Friseure und Maler beispielsweise. Alle haben sie eine Auswahl von Werkzeugen mitgebracht.

Es ist das zweite Mal, dass die Kreishandwerkerschaft Hanau im Kesselstädter Jugendzentrum zur Veranstaltung „Chillen, grillen, Job“ eingeladen hatte. Dabei sollen Jugendliche in einer lockeren Atmosphäre einen Einblick in die Berufswelt des Handwerks bekommen. Unverkrampft und ohne Druck, sagt Nicole Laupus, die Geschäftsführerin der KH. Im vergangenen Jahr habe man mit der Aktion gute Erfahrungen gemacht. Es ist ein langsames Kennenlernen, erläutert sie. Niemand erwarte, dass ein Jugendlicher dort gleich einen Lehrvertrag unterschreibe. Es geht darum, Hemmungen abzubauen, sich zu beschnuppern und ein Bild von den Berufen zu zeichnen, wie sie wirklich sind. Denn gerade vom Handwerk haben viele Jugendliche nach wie vor ein völlig falsches Bild, ist sich Laupus sicher.

Dem kann Antje Heigl, die Leiterin des Jugendzentrums, nur zustimmen. Diese Erfahrung habe sie auch gemacht, sagt sie. Viele Kinder verbinden mit Handwerk vor allem eine schlechte Bezahlung und dreckige Hände. Dass die Verdienstmöglichkeiten und Aufstiegschancen mittlerweile nicht mehr hinter vielen akademischen Berufen zurückliegen, müsse sich erst noch weiter herumsprechen.

Der Berufsberatung wird im JUZ k-town eine sehr große Bedeutung eingeräumt. In der Einrichtung, die zu 80 Prozent von der Stadt Hanau und zu 20 Prozent von der evangelischen Kirche getragen wird, hat die Berufsberatung einen festen Platz im Angebot. Die evangelische Fachstelle Jugendberufshilfe Hanau (Pilot) unterstützt Jugendliche dort regelmäßig bei der Berufsorientierung und bietet praktische Hilfe zu Ausbildung, Schule und Beruf. Mit dem Programm „Jugend fördern – Perspektiven finden“ bietet die Jugendberufshilfe der Stadt Hanau umfassende Unterstützung im JUZ k-town und im Hauptschulzweig der Otto-Hahn-Schule. Das Angebot im JUZ reicht von Bewerbungsunterstützung bis zur Hilfe bei der Kommunikation mit Behörden. Jugendliche können donnerstags von 16 bis 19 Uhr ins Jugendzentrum kommen oder einen Termin bei Pilot vereinbaren. „Solche Strukturen helfen natürlich“, sagt Nicole Laupus. Sie selbst hat bemerkt, dass viele Jugendliche zunächst auf Abstand gehen, aber dass die Distanz im Laufe des Nachmittags zunehmend schwindet.

Sandra Dunkel, Friseurmeisterin und Vorstandsmitglied der Friseurinnung, ist mit einem Glätteisen und einer Echthaarperücke gekommen und zeigt einem jungen Mädchen, wie man die Haare so bearbeitet, dass die Frisur elegant ist, die Haare aber keinen Schaden nehmen. „Ich finde es toll, mit jungen Menschen zu arbeiten und hoffe, dass ich einmal jemand von hier später in der Ausbildung wiederbegegne“, sagt sie.

Ganz am Anfang haben des Vorplatzes sich die Maler aufgebaut. Auf dem Tapeziertisch stehen offene Farbtöpfe, dahinter drei Auszubildende der Firma Schreiner, dessen Geschäftsführer Andreas Schreiner gleichzeitig der Obermeister der Maler und Lackierer-Innung ist. Kevin Klug und Omar Bamba sind Lehrlinge im ersten und Nick Kroh Auszubildender im zweiten Lehrjahr und ziemlich begeistert von ihrer Berufswahl, wie sie unisono berichten. Und die drei haben noch etwas gemeinsam: Allesamt haben sie vor dem Start der Lehre ein längeres Praktikum absolviert. „Da habe ich gleich gemerkt, dass es der richtige Beruf für mich ist“, sagt Kevin Klug. Sein junger Kollege Nick Kroh hat derweil auch in andere Ausbildungsberufe hineingeschnuppert und dann festgestellt: „Das ist es.“ Einen Job im Büro könne er sich nicht vorstellen, sagt er. Er brauche die Bewegung und steckt voller Tatendrang. „Das sind drei gute Jungs“, sagt Andreas Schreiner zufrieden. Der Chef hat in seiner gut 20-köpfigen Belegschaft derzeit sechs Auszubildende und fährt gut mit dieser Mischung. Im JUZ helfen die drei angehenden Maler Jugendlichen dabei, mit Farbschablonen zu arbeiten. „Wir wollen die Begeisterung für den Job weitergeben“, sagt Omar Baba. Der fröhliche junge Mann stammt aus Mali, spricht aber schon ein ausgezeichnetes Deutsch.

Zufrieden mit dem Nachmittag zeigt sich auch Martin Gutmann, der Kreishandwerksmeister, auch wenn es im Vergleich zum Vorjahr weniger Interessenten waren. „Vielleicht war das Wetter heute einfach zu gut, aber ein steter Tropfen höhlt den Stein“, sagt Gutmann. Im nächsten Jahr werden sich die Handwerker ohne Zweifel ein weiteres Mal im JUZ k-town präsentieren.

Und Hanaus Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri meint: „Es freut uns sehr, dass wir mit Pilot dieses für junge Menschen wichtige Angebot der Jugendberufshilfe im Stadtteil umsetzen können. Chillen-Grillen-Job ist eine tolle Idee der Kreishandwerkerschaft und Pilot, um die Betriebe und die Jugendlichen zusammenbringen zu können“. (red)