FULDA / MKK

Impuls von Stefan Buß: "Tu deinem Leib des Öfteren etwas Gutes ..."

Stadtpfarrer Stefan Buß
Foto: privat
von STEFAN BUß


Samstag, 09.11.2024

Die heilige Teresa von Avila (1515-1582) war Karmelitin sowie Mystikerin. In der katholischen Kirche wird sie als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Von ihr stammt der Satz: „Tu deinem Leib des Öfteren, etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen“. Es ist eine Einladung, Körper und Seele als eine Einheit zu betrachten, in der beide zusammenwirken müssen, um ein erfülltes Leben zu führen. 

Dieses Zitat fordert uns heraus, uns nicht nur um das Geistliche, sondern auch um das Körperliche zu kümmern – denn der Körper ist der Tempel, in dem die Seele des Menschen lebt. In vielen spirituellen Traditionen wurde der Körper oft als etwas gesehen, das im Gegensatz zur Seele steht – als etwas, das überwunden werden muss. Doch Teresa von Avila erinnert daran, dass der Körper und die Seele zusammengehören. 

Der Leib ist nicht nur ein „Gefängnis“ für die Seele, sondern ein Ort, an dem die Seele verweilt und sich ausdrückt. Ein vernachlässigter Körper wird auch die Seele schwächen, während ein gesunder, gut gepflegter Körper die Seele stärkt und ihr die Freude am Leben gibt. Es geht hier um die Kunst, in der Balance zu leben. Geist und Körper sollen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Teresa selbst, die eine große Mystikerin war, wusste, dass spirituelle Höhenflüge nur dann möglich sind, wenn der Körper mit Kraft und Gesundheit gesegnet ist. Der Körper ist ein Geschenk Gottes. Wenn wir ihn pflegen, achten und ihm Gutes tun, zeigen wir nicht nur Dankbarkeit, sondern auch, dass wir die Verantwortung, die Gott uns mit diesem Geschenk gegeben hat, ernst nehmen. Es ist ein Ausdruck der Liebe zu uns selbst und zu dem Leben, das Gott uns geschenkt hat. 

Diese körperliche Sorge kann viele Formen annehmen: gesunde Ernährung, genügend Ruhe, Bewegung und auch kleine Freuden des Lebens, die uns guttun. Teresa spricht hier nicht von einem egoistischen Lebensstil, sondern von einer gesunden Selbstfürsorge, die im Einklang mit dem Leben und der Spiritualität steht. Die Seele hat tiefe Bedürfnisse nach Liebe, Frieden und Gottes Gegenwart. Doch wenn unser Körper erschöpft ist, wenn wir ihn vernachlässigen, kann auch die Seele ihre Freude verlieren. Wir sind nicht nur geistliche Wesen, sondern auch körperlich, und die eine Dimension beeinflusst immer die andere. Ein müder, ausgelaugter Körper zieht die Seele oft hinunter, während ein gesunder, kräftiger Leib der Seele die Leichtigkeit gibt, die sie braucht, um zu beten, zu meditieren und im Leben Freude zu finden. 

Teresa mahnt, auch dem Körper Aufmerksamkeit zu schenken, weil er das Gefäß ist, durch das wir leben und lieben. Wie können wir aber nun im Alltag Teresas Weisheit umsetzen? Es geht darum, bewusst auf den Körper zu achten und ihm das zu geben, was er braucht, um die Seele zu tragen. Das bedeutet:

· Genügend Schlaf und

· Gesunde Ernährung, die uns Kraft gibt und uns nicht trägt

· Bewegung, um den Körper in Schwung zu halten und Spannungen abzubauen

· Kleine Freuden im Alltag, sei es ein Spaziergang in der Natur, ein gutes Essen oder Zeit mit geliebten Menschen

Diese Dinge mögen alltäglich und unscheinbar erscheinen, aber sie sind von großer Bedeutung, weil sie die Grundlage dafür schaffen, dass unsere Seele im Einklang mit unserem Körper ist. Also „tu auch du öfters deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat darin zu wohnen!“