FULDA / MKK
Impuls von Stefan Buß: "Du sollst wie ein Fenster sein ..."
Foto: privat
Mittwoch, 06.11.2024
Edith Stein, Ordensname Teresia Benedicta vom Kreuz, war eine deutsche Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft. Edith Stein wurde 1922 durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen. 1933 trat sie in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen ein. Wegen der jüdischen Herkunft stirbt sie im KZ Auschwitz.
Sie prägte das Wort: „Du sollst sein wie ein Fenster, durch das Gottes Liebe in die Welt hineinleuchten will. Die Scheibe darf nicht stumpf und schmutzig sein. Sonst verhinderst du das Leuchten Gottes in die Welt“ Diese Worte enthalten eine tiefe Botschaft, die uns dazu einlädt, uns selbst als Werkzeuge und Vermittler der göttlichen Liebe zu verstehen. Dieses Bild des Fensters ist sowohl einfach als auch zutiefst symbolisch. Ein Fenster hat eine klare Funktion: Es lässt Licht hinein. Damit das Licht vollständig hindurchstrahlen kann, muss es sauber und durchsichtig sein. Edith Stein erinnert uns hier daran, dass wir – wie Fenster – Kanäle sein sollen, durch die Gottes Liebe in die Welt hineinstrahlt. Wir sind nicht das Licht selbst, sondern der Weg, durch den das Licht sich verbreiten.
Das Licht, von dem hier die Rede ist, ist die Liebe Gottes. Diese Liebe wird die Dunkelheit der Welt erhellen, sie wird heilen, befreien und Trost spenden. Unser Leben ist auch wie eine Scheibe, durch die dieses göttliche Licht leuchten soll. Die entscheidende Frage ist: Lassen wir dieses Licht wirklich durch uns hindurchscheinen? Edith Stein warnt uns, dass das Fenster nicht stumpf und schmutzig sein darf. Was bedeutet das für uns konkret? Der „Schmutz“ auf der Scheibe steht für alles, was uns daran hindert, dieses Licht Gottes klar und rein in die Welt zu lassen. Wenn wir zulassen, dass negative Dinge unser Leben bestimmen, dann wird die Scheibe unseres Herzens trübe und das Licht der Liebe Gottes wird gedämpft oder gar blockiert.
Wie können wir unsere „Scheibe“ reinigen, damit das Licht Gottes in seiner ganzen Klarheit hindurchscheinen kann? Edith Stein spricht in ihren Schriften oft von der Gnade und der Notwendigkeit der persönlichen Heiligkeit. Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass wir oft selbst die Ursache für die Trübung des Lichts sind. Wir brauchen den Mut zur Selbsterkenntnis und zur Umkehr. Es erfordert innere Disziplin, um dieses „Fenster“ reinzuhalten. Wenn unser „Fenster“ klar und rein ist, dann kann das Licht Gottes in die Welt strahlen.
Wir sind alle aufgerufen, dieses Licht der Liebe in die Welt zu tragen. In unseren Familien, in unseren Freundeskreisen, an unserem Arbeitsplatz, ja überall, wo wir sind, können und sollen wir ein Zeichen der Liebe Gottes sein. Eine wichtige Gefahr, vor der uns Edith Stein indirekt warnt, ist der Stolz. Manchmal kann es passieren, dass wir vergessen, dass wir nicht selbst das Licht sind. Wir sind nur das Fenster, der Kanal, durch den Gott wirkt. Wenn wir anfangen, uns selbst in den Mittelpunkt zu stellen, wenn wir meinen, dass alles von uns abhängt, dann wird die Scheibe wieder stumpf. Eigenliebe und Stolz führen dazu, dass Gottes Licht nicht mehr in seiner Reinheit hindurchscheinen kann.
Alles Gute, das durch uns in die Welt kommt, hat seine Quelle in Gott. Wir sind nur Werkzeuge seiner Liebe. Edith Steins Worte sind eine Einladung an uns, unser Leben immer wieder auf Gott auszurichten und zu prüfen, ob wir tatsächlich dieses klare, durchsichtige Fenster sind, durch das seine Liebe in die Welt strahlen kann.