SCHLÜCHTERN

In der Kirche Ramholz: Eine musikalisch-literarische Reise für Herz und Kopf

Eine besondere musikalisch-literarische Reise für Herz und Kopf veranstaltete der Hospiz-Förderverein Fulda in der Evangelischen Kirche in Ramholz.
Fotos: Walter Dörr
von WALTER DÖRR


Dienstag, 05.11.2024

Eine besondere "musikalisch-literarische Reise für Herz und Kopf" veranstaltete der Hospiz-Förderverein Fulda, zu dem der ambulante Hospiz- und Palliativdienst des Malteser-Hilfsdienst in Schlüchtern gehört, in der Evangelischen Kirche in Ramholz.

Bei ihrer Begrüßung wünschte Prädikantin Silvia Berkel einen angenehmen und nachdenklichen Abend. Die Koordinatorin des Malteser Hilfsdienstes in Schlüchtern, Susanne Kohlhepp, beschrieb die ehrenamtlich geleisteten Hospiz-Tätigkeiten. Sterbend kranke Erwachsene und Jugendliche werden im häuslichen Umfeld begleitet. Die Arbeit solle mehr in die Öffentlichkeit, so Kohlhepp, man müsse mehr über Trauer sprechen und den gesellschaftlichen Auftrag erkennen.

Beim abendlichen Glockengeläut werde die Veranstaltung unterbrochen, eine Kerze entzündet und der betreuten Gestorbenen gedacht. Abgedunkelt und nur mit Kerzen beleuchtet war das mit rund sechzig Besuchern besetzte Kirchenschiff, als die beiden ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen Silvia Hillenbrand und Elfi Makowka mit ihren Vorträgen begannen.

Respekt, Empathie und Demut


So wie sie ihre Tätigkeit mit den Menschen mit Respekt, Empathie und Demut ausfüllen, so nahmen sie die Zuhörer einfühlsam mit in die Welt der hospizlichen Begleitung. „Wie ist das mit dem Sterben?“- eine Frage zu der Tatsache, dass das Sterben zum Leben dazugehört. Diesem Gedanken gab man durch literarische Texte, Gedichte, Geschichten und Zitate einen entsprechenden Raum. Bekannte Herbstgedichte von namhaften Dichtern wie Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse oder Friedrich Hebbel wurden vorgetragen. Märchen und Geschichten anderer Autoren erklären eindrücklich mittels Metapher die Welt, wie auch das Sterben oder den Tod.

Wenn das Märchen „Zwei Blätter am Ast“ sinnbildlich den Tod beschreibt, so beantwortet das schwedische Märchen die Frage „Was ist eigentlich das Leben?“ Makowka und Hillenbrand verstanden es, die teilweise Schwere der Inhalte quasi durch einen Dialog zwischen Worten und den aufkommenden Erinnerungen der Zuhörer an eigene traurige Erlebnisse zu einer harmonischen Einheit zu verbinden. Das Thema Trauer erhielt etwas Tröstliches durch ein Zitat von Paula Modersohn-Becker: „Traurigkeit ist wohl etwas Nützliches. Es ist wohl ein Atemholen der Freude, ein Vorbereiten der Seele dazu“.

Das Märchen von der traurigen Traurigkeit von Inge Wuthe, das die beiden Vortragenden in einer Spielszene vor dem Altar präsentierten, drückte die Sehnsucht nach Hoffnung in schweren Zeiten aus. Der literarische Teil endete mit einem Text über den Trost und der Aussage, dass „das Leben trotz aller Trauer sich an die Hinterbliebenen immer wieder selbst verschenkt, ohne zu zögern und ohne Maß“.

Zwischen den Texten spielte Jürgen Eifert, der seit Mai 1988 Organist in der Ramholzer Kirche ist und vertretungsweise auch in anderen Kirchen des Kirchenkreises Kinzigtal spielt, auf der Ratzmann Orgel mit dem frühbarocken Orgelprospekt aus der Fuldaer Jesuitenkirche „Ave Verum“ von Wolfgang Amadeus Mozart, „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ (Text Dietrich Bonhoeffer / Musik Siegfried Fietz), „Befiehl du deine Wege“ aus dem evangelischen Gesangbuch nach Psalm 37 von Paul Gerhardt, das Päludium „Sostenuto“ von  Carl Sattler und „Mögen Engel dich begleiten“ von Jürgen Grote.

Am Abend war das Publikum nachdenklich und am Ende dankbar erfüllt. Der Erlös des literarischen Abends kommt der hospizlichen Arbeit in der Region Schlüchtern zugute.