FULDA / MKK
Impuls von Stefan Buß: St. Martin und die Sache mit dem Teilen
Foto: KN/Hendrik Urbin
Mittwoch, 13.11.2024
In einem Wohnviertel einer Stadt wurde ein Martinsumzug vorbereitet. Auch die Kirche hatte angeboten neben anderen Gruppen und Vereinen sich einzubringen. Man freute sich über das Angebot, lehnte dann aber dankend ab man „wolle das religiöse“ aus Toleranzgründen außen vorlassen. Ich frage mich was soll das für ein St. Martinsumzug sein. Und was ist das für eine Toleranz. Die Sache mit St. Martin und dem Teilen widerspricht keiner Religion, Gesellschaft oder kulturellen Auffassung.
In diesen Tagen sind viele Kitas und Schulklassen unterwegs und haben oder feiern die Sache mit St. Martin und dem Teilen. Gott sei Dank.
Martin war ein römischer Soldat und lebte Ende des 4 Jahrd. in Tours in Frankreich. Er traf an einem kalten Wintertag auf einen frierenden Bettler. Er zögerte nicht, sondern nahm sein Schwert, teilte seinen Mantel und gab eine Hälfte dem Bettler, um ihn vor der Kälte zu schützen. In der folgenden Nacht erschien ihm Christus im Traum, bekleidet mit dem halben Mantel, und sagte zu den Engeln: „Seht, Martin, der noch nicht getauft ist, hat mich bekleidet.“
Was können wir aus dieser einfachen, aber kraftvollen Geschichte lernen, egal welcher Religion, Konfession oder kultureller Auffassung?
Teilen als Ausdruck der Nächstenliebe: Das Teilen ist nicht nur eine materielle Handlung. Es ist ein Zeichen der Liebe, der Mitmenschlichkeit und der Fürsorge. Martin hätte dem Bettler auch Geld geben können, aber er entschied sich, seinen eigenen Mantel zu teilen – das, was er selbst zum Überleben brauchte. Dieses Teilen geht über das bloße Geben hinaus; es zeigt, dass wir unsere Mitmenschen nicht ignorieren dürfen, wenn sie in Not sind. Teilen bedeutet nicht immer materielle Dinge: Das Teilen kann auf viele Arten geschehen. Wir können unsere Zeit teilen, unsere Aufmerksamkeit, unser Wissen oder einfach nur unser offenes Ohr. Oft ist es das Teilen von Zuwendung und Mitgefühl, das den größten Unterschied macht. Vielleicht haben wir nicht immer materielle Dinge zu geben, aber unser Herz und unsere Liebe sind immer verfügbar.
Die Kraft der kleinen Taten: Martins Tat war auf den ersten Blick klein – er gab „nur“ einen halben Mantel. Doch die Wirkung dieser Handlung war tiefgreifend. Sie inspirierte Generationen von Menschen, anderen zu helfen. Manchmal denken wir, dass unsere Taten zu unbedeutend sind, um etwas zu verändern. Doch die Geschichte zeigt uns, dass jede kleine Tat der Barmherzigkeit die Welt ein bisschen heller machen kann. In unserer heutigen Welt, in der viele Menschen sich allein gelassen und unsichtbar fühlen, sind wir aufgerufen, wie der heilige Martin zu handeln. Nicht jeder von uns wird einem frierenden Bettler auf der Straße begegnen, aber jeder von uns kennt Menschen, die in irgendeiner Form Hilfe brauchen – sei es Trost, Freundschaft oder einfach das Gefühl, gesehen zu werden.
Möge uns der heilige Martin heute und an jedem Tag daran erinnern, dass das Teilen, das Mitfühlen und das Geben von Herzen die wahren Werte unseres Lebens sind. Kann ich bei solchen Gedanken das „religiöse außen vorlassen“? Wie tolerant wäre es überall in unserer Gesellschaft heute solche Gedanken zuzulassen.