MAIN-KINZIG-KREIS
Immer bereit zum Leben-Retten: Denis Palige ist ehrenamtlicher Voraushelfer
Foto: MKK-Pressestelle
Mittwoch, 27.11.2024
„Als ich den schrillen Warnton meines Handys richtig zuordnen konnte und auf meinem Display das Alarmstichwort ‚Reanimation‘ gelesen habe, wusste ich, dass jetzt jede Sekunde zählt“, berichtet Denis Palige.
„Dann ging alles sehr schnell. Ich habe den Einsatz in der Corhelper-App angenommen und daraufhin die Einsatz-Adresse samt Routenführung geschickt bekommen. Schnell habe ich mich auf den Weg zum Einsatzort gemacht. Hierbei ist man vor allem darauf angewiesen, dass Hausnummern gut sichtbar sind, sodass man sofort weiß, wo sich die Einsatzstelle befindet. Im Idealfall ist die Tür bereits geöffnet und man kann direkt mit der Reanimationsmaßnahme beginnen, bis der Rettungsdienst eintrifft.“
Denis Palige ist im Kreisgebiet einer von mehreren hundert Corhelpern, zu Deutsch: Voraushelfern, die immer dann alarmiert werden, wenn sie eine Chance haben, vor dem Rettungsdienst den Notfallort zu erreichen. Palige arbeitet in der Verwaltung des Main-Kinzig-Kreises, ist Wehrführer bei der Feuerwehr und engagiert sich in seiner Freizeit eben auch als ehrenamtlicher Voraushelfer.
Auch auf der Arbeit bereit zum Lebenretten
Landrat Thorsten Stolz hatte kürzlich öffentlich dazu aufgerufen, sich ehrenamtlich als Corhelper zu engagieren. Auch an die Mitarbeitenden der Kreisverwaltung erfolgte seinerseits ein entsprechender Aufruf. Denis Palige wiederum war da schon längst angemeldet. Er hat sich im Zuge der Einführung und Implementierung der App im Kreis Ende 2022 direkt registriert. Darüber hinaus ist er schon seit vielen Jahren Mitglied der Voraushelfer-Gruppe der freiwilligen Feuerwehr. In dieser Zeit hat Palige Erfahrungen in Bezug auf die Tätigkeit eines Corhelpers gesammelt.
In diesen gut zwei Jahren hat Denis Palige über die Corhelper-App drei Einsätze angenommen. Die Alarmierung erfolgt direkt zur Einsatzstelle. Die App läuft stabil, die Beschreibung ist klar, verständlich und einfach gehalten. Die Einsatzdokumentation erfolgt ebenso schnell und zuverlässig über die App beziehungsweise den dort hinterlegten Link zur Standarddokumentation des Main-Kinzig-Kreises.
"Ab dem abgesetzten Notruf zählt wirklich jede Minute, jede Sekunde"
„Ab dem abgesetzten Notruf zählt wirklich jede Minute, jede Sekunde. Entscheidend für das Überleben beim Herzkreislaufstillstand ist der schnellstmögliche Beginn und die unterbrechungsfreie Durchführung einer effektiven Herzdruckmassage“, erläutert Palige. Eine sofortige Reanimation macht zudem den Unterschied aus, ob ein Mensch wieder vollständig gesund werden kann oder mit lebenslangen Folgen kämpfen muss. Dies gelingt aber nur, wenn die gesamte Rettungskette „nahtlos“ ineinander übergreift.
Die Corhelper-App: ein gutes Instrument aus der Sicht von Denis, um entscheidende Minuten im Kampf um ein Leben zu gewinnen: „Wenn ein Mensch nicht mehr atmet, sein Herz aufgehört hat zu schlagen, entscheidet die Zeit über Leben und Tod. Je schneller der Herz-Kreislauf per Herzdruckmassage wieder ans Laufen gebracht wird, desto größer sind die Chancen, dass der Mensch zurück ins Leben geholt wird. Angehörige stehen oft unter einer gewissen Schockstarre, sodass sie Hilfe bei der Reanimation benötigen. Als Corhelper ist man für genau diese Hilfe da. Wir kommen in erster Linie für die Minuten, in denen die Angehörigen oder die Personen, die einen leblosen Menschen gefunden haben, auf sich alleine gestellt wären. Wir übernehmen die Wiederbelebung, bis der Rettungsdienst eintrifft.“
"Der Tod gehört unmittelbar zu unserem Leben dazu"
Nicht jeder Einsatz ist erfolgreich. In einigen Fällen gelingt es trotz unermüdlicher Anstrengung nicht, die Person ins Leben zurückzuholen. Wie geht man als Corhelper mit dieser Situation um? „Der Tod gehört unmittelbar zu unserem Leben dazu. Nicht allen Patienten kann geholfen werden. Einsatznachgespräche innerhalb der Voraushelfer-Gruppe sind dann zielführend und unterstützen bei der Nachbereitung eines Einsatzes. Darüber hinaus kann auch bei sehr schwierigen und belastenden Einsätzen auf die Notfallseelsorge zurückgegriffen werden“, erzählt Denis Palige.
Auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst erläutert der Corhelper, dass diese auf Augenhöhe, kollegial und zielorientiert abläuft. „Aus den Einsatznachgesprächen mit dem Rettungsdienst kann man auch Erfahrungen sammeln, um bei den nächsten Malen gegebenenfalls noch besser helfen zu können. Im Nachgang tauscht man sogar, sofern möglich, Verbrauchsmaterialen aus, damit die Stückliste für den nächsten Einsatz wieder passt“, so Palige.
„Wir haben seit vielen Jahren eine aktive Voraushelfer-Gruppe innerhalb der Feuerwehr und konnten bislang zu jeder Alarmierung Einsatzkräfte an die Einsatzstelle entsenden. Das verkürzt das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes erheblich. Insbesondere im ländlichen Raum ist das enorm wichtig. Zeit spielt eine Rolle, und der Rettungsdienst hat in der Fläche im Schnitt längere Anfahrtswege“, erklärt Palige. „Ich möchte an dieser Stelle herzlich dafür werben, sich als Corhelper zu registrieren, denn helfen kann tatsächlich jeder. Es ist vielleicht nicht jedermanns Sache eine Reanimation durchzuführen, aber es ist wichtig, Werbung für Erste Hilfe zu betreiben und Aufklärungsarbeit zu leisten, denn je mehr Menschen mit Erste-Hilfe-Kenntnissen diese App nutzen, desto mehr Menschenleben können gerettet werden.“
Eine echte Alarmierung am Arbeitsplatz in Gelnhausen hat Denis Palige noch nicht gehabt. Doch die App ist selbstverständlich aktiviert. Die Servicestellen im Main-Kinzig-Forum und Umgebung haben täglich viel Publikumsverkehr. Sollte etwas passieren: Denis Palige würde alarmiert werden, und selbstverständlich wäre er flugs zur Stelle.
Wer ebenfalls Leben retten und als Corhelper Teil der Rettungskette werden möchte, kann sich ganz einfach registrieren. Für die ehrenamtliche Alarmierung als sogenannter „Aktivierter Ersthelfer“ über die im Kreis verwendete Corhelper-App ist lediglich die Installation und Freigabe der App auf dem eigenen Smartphone, die Registrierung sowie der Nachweis eines Erste-Hilfe-Kurses als Mindestvoraussetzung erforderlich. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Main-Kinzig-Kreises unter www.mkk.de. (red)