SINNTAL
Sinntal: Stimmungsvolle Kirmes in Breunings - Doch noch einen Bloo gefunden
Fotos: Walter Dörr
Dienstag, 05.08.2025
Personalprobleme hatte die Feuerwehr Breunings, um einen Bloo für die traditionelle Kirmes zu finden. Im kleinsten Sinntaler Ortsteil wollten sich keine Jugendlichen bereiterklären, die Tradition weiter zu pflegen. Also sagten kurzerhand die Mitglieder des Ortsbeirats: „Dann machen wir das halt.“
Und weil dann doch noch junge Männer mitmachten, war es schließlich eine zwölfköpfige Bloogesellschaft. Im Dorfgemeinschaftshaus und in einem angebauten Festzelt wurde zwei Tage Kirmes gefeiert. Am Sonntag holte der Bloo den mit schwarz-rot-goldenen Bändern geschmückten Kirmesstrauß bei Ortsvorsteher Bernd Löffert ab, der in der nahen Nachbarschaft wohnt. Mit den Klängen der Musikfreunde Volkers-Brückenau marschierte man zum Dorfgemeinschaftshaus. Gespannt warteten hier viele Bürger, um den Kirmesspruch zu hören.
Ein Kirmesspruch wie früher
Der Jahrhundertbloobursch Jürgen Eyring hatte ihn verfasst und trug ihn auch in bekannter Güte vor. Perfekt hatte er mit seinem trockenen Humor gereimt, was sich in Breunings im vergangenen Jahr zugetragen hat. „Zu unserm Kirmesfeste seid willkommen liebe Gäste, egal ob aus nah oder fern, nach Breunings kommt halt jeder gern“, begann er die Dorfchronik. „Wesst ihr noch, wies domols woar, fast genau vor fuffzich Joar“, fragte Eyring. Damals sei der Saal der örtlichen Wirtschaft als baufällig erklärt worden und deshalb konnte dort keine Kirmes mehr gefeiert werden.
„Doch Fröhme hare dos schnell kapiert, un hon im Schulhof die erscht Zeltkirmes organisiert.“ Den Breuningsern habe das nicht gefallen. „Oar Joar später worsch dann soweit, die Breuningser Feuerwehr hält die Kirmes bis heut“, erinnert Eyring an die Anfänge. „Doch oans dunn ich net verstehn, der baufällig Soal dutt ömmer noch stehn.“ Dass bei der Breuningser Feuerwehr neue Leute am Ruder sind, sagte Eyring - und die diesjährige Kirmes sei deren Feuerprobe. „Neue Besen kehren gut, wenn alles klappt, zieh ich den Hut.“
Fachkräftemangel beim Bloo
Einen Fachkräftemangel sah
Eyring beim Breuningser Bloo. Urlaub auf Kirmes zu legen, dafür hatte er
kein Verständnis. „Die mache lieber annern Sache, als sich beim Bloo
zum Aff zu mache.“ Das Engagement einer 60-jährigen Breuningserin lobte
der Bloovadder. Ob beim Stammtisch oder den Ferienspielen sei sie dabei
und habe neu „einen Gesprächsabend mit viel Alkohol“ initiiert. Dem
schweren Kopf und Übelkeit geschuldet, konnte sie am nächsten Tag die
Zeitung nicht austragen. „Der Quarche vom Barch“ war im Spruch, da „es
in Sterbfritz is passiert, dass er eh anner Auto von henne hot
touschiert.“
Weil die Türen vom ehemaligen Natolager am Nickus offenstanden, sei eine Breuningserin ungeniert reinmarschiert. Sie habe sich umgesehen und plötzlich sei die Tür zugegangen. „Do woars ihr ganz schö Angst und Bang, denn es Handy hatt aach kein Empfang.“ Nach einem Notruf zur Polizei kam einer, „der sie aus der misslichen Lage hat befreit und vor Freude hat sie geschreit. Sie hatt schon gedocht, dass sie müsst bleib über Nocht.“ Für einen jungen Breuningser wurde das Neuengronauer Jahrhundertfest zu einem Härtetest. Wie der Bloovodder berichtete, hätte er den Heimweg nicht mehr gefunden, sodass er sich abholen ließ. Ins Auto zu kommen „woar ganz schwierich, denn die Füss woarn ihm nicht zugehörich“. Und so passierte es, dass beide zu Fall kamen. „Heut kannste noch entdecke, de oar oder annere blaue Flecke.“
„Mir all wärn äller, egal ob Pabst, Präsident oder Banane-Pflücker, es is de normale Lauf, irgendwann is die nächste Generation am Drücker.“ So leitete Eyring die Erb-Geschichte von einem „Käutzche vom Barch“ ein. Der machte sich gleich an den Dachausbau des Hauses und bestellte Möbel. Ein großes Sofa war dann mit den Gegebenheiten nicht kompatibel, sodass die Möbelpacker das Sofa in der Garage abstellten. Mit Kumpeln aus dem Dorf sollte gelingen, was Fuldaer Möbelpacker nicht konnten. Erst als von der Türzarge Holz entfernt war, passte das gute Stück rein. „Zarche und Tür sein ezz Schieberholz fürn Ofe, aber wenichstens kann mer beim Fensehgucke aufm Sofa poofe.“ Eyring betonte: „Dass en Zollstock net nur zum Bierfasche aufmache do is, darauf kann halt net jeder komme.“
Die beste Fußballmannschaft der SG Breunings/Neuengronau
„All
wusstes, es woar de Sportbild un em Hessenbauer bekannt, die best
Fußballmannschaft in de Region wird SG Breunings/Neuegrune genannt“,
stand im Kirmesspruch. Eyring: „Etz sein se mit Sannerz/Starbetz desomme
fusioniert, hoffentlich wern mit de neue Kumpels net nur Kaltgetränke
ausprobiert.“ Beim Umbau des Sportlerheims hätten aber Ganoven
Schalbretter gestohlen. „Das Holz hod irchend en Mistboog geklaut,
vielleicht wird domit e neu Hondehötte gebaut. Dem gemeine diebische
Holzklau-Langfinger sei hiermit gesacht, dass en hoffentlich es
restliche Lebe de Holzwurm im Dachstuhl placht.“
Ein zweimal angebrochenes Becken war das Untersuchungsergebnis des Arztes nach einem Frontalzusammenstoß zweier Radfahrer. Das E-Bike der Breuningserin sei dabei mitten durchgebrochen und wie Eyring sagte, habe sich die Frau nach eigenen Angaben „e wenich wehgedoh, do un dürt on aach dehie.“ Einen Feuerwehreinsatz verursachte der „Freizeit-Hobby-Pferdebauer von de Ziechelhötte“. Der Brand in der Werkstatt war schnell gelöscht. Böse Zungen behaupten, dass, weil eine Übung ausgefallen war, die mit dem Einsatz nachgeholt wurde. Bloovadder Eyring: „Egal, ob es dunkel oder helle, uns Feuerwehr is stets zur Stelle.“
Ach du meine Güte, Breuningser kaufen Elektrolyte
Elektrolyte sei das Zaubermittel, das Bauern ihren kränklichen Viechern verabreichen. Weil ihr schlecht war, habe es eine Jungbäuerin aus Breunings bei sich selbst ausprobiert. An der Arbeit habe sie „den ganzen Tag önner Strom gestanne, un obends dehamm im Bett goabs volle Kanne.“ Eyring: „Du meine Güte, es halb Durf kafft sich jetzt Elektrolyte.“ Für die Bäuerin vermutete der Bloovodder: „Ich soach euch nur, mein lieber Mann, nächstes Joar baut die Canabis an.“
Nach einem Dämmerschoppen des Ortsbeirates „ging es viel später zu frühher Stund ziemlich lustig rund“, wusste der Bloo. Die Bäuerin sei dann heimgegangen, um die Kühe zu melken. Eine „nichtbrünette Frau“ sei ihr zu Hilfe gekommen, nur habe sie das falsche Melkgeschirr benutzen wollen. Nur knapp konnten Tausende Liter Milch gerettet werden. Der Bloo konstatierte: „Doas Melke von Küh is net so gut, hoaste noch jede Menge Promille im Blut.“