HANAU
Bürgermeister Maximilian Bieri ernennt Kinderbürgermeisterin von "HanauTopia"
Fotos: Kathinka-Platzhoff-Stiftung
Samstag, 09.08.2025
Seit Montag gibt es mitten in Hanau eine neue Stadt: „HanauTopia“ ...
Rund um die Wallonische Ruine hat die Kathinka-Platzhoff-Stiftung (KPS) ein Ferienprojekt der etwas anderen Art geschaffen: In dieser ersten Hanauer Kinderstadt geht es nicht nur um die Betreuung von rund 180 Kindern zwischen sieben und 13 Jahren, sondern um gesellschaftlichen Zusammenhalt zum Anfassen.
Was macht eine Gesellschaft aus?
An verschiedenen Stationen, die Einwohnermeldeamt, Bank, Post, Arbeitsamt, Spedition, Saftbar und viele andere Gegebenheiten einer Stadt darstellen, lernen die jungen Teilnehmer, was Gesellschaft ausmacht. Sie gründen Betriebe, verdienen Spielgeld und zahlen Steuern.
„Die Kinder erleben spielerisch, wie Gesellschaft funktioniert“, erklärt KPS-Geschäftsführer Daniel von Hauff, „sie lernen Handel kennen, den Umgang mit Geld, Spielregeln im Miteinander. Uns ist wichtig, dass diese Dinge greifbar sind, keine abstrakten Begriffe.“ Ein wichtiger Teil des Konzeptes, das in ähnlicher Form unter anderem von den Städten München oder Heidelberg bereits seit mehreren Jahren umgesetzt wird, ist das Bewusstsein für Demokratie.
In der Stadtversammlung, die morgens und nachmittags zusammentritt, werden verschiedene Themen angesprochen, die es in der Gemeinschaft zu klären gilt – die Impulse kommen dabei ausschließlich von den Kindern. Um diese Anliegen der Bewohner von „HanauTopia“ zu sammeln, zu bearbeiten und im Zweifel auch Regeln aufzustellen, bedarf es eines Stadtoberhauptes. Klar, dass dies nach einem „Wahlkampf“ direkt am zweiten Tag demokratisch gewählt wurde. Sieben Kandidaten traten zur Wahl an, alle mit einem eigenen Schwerpunkt. Naturschutz stand hier genauso auf dem Programm wie wirtschaftliche Entwicklung oder Kinderrechte.
Tinamarie Strauß ist Kinderbürgermeisterin von "HanauTopia"
Zur Verkündung des Wahlergebnisses kam ein Gast in die
Kinderstadt, der sich mit dem Wählerauftrag bestens auskennt: Hanaus
Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri. Er lobte das Engagement aller
Kandidaten: „Ich gratuliere euch dazu, dass ihr euch dem Wahlwettbewerb
gestellt habt. Das ist nicht einfach, das erfordert Mut. Und egal, ob
Ihr heute gewinnt oder nicht, könnt Ihr darauf sehr stolz sein.“ Auch
für den künftigen Amtsinhaber fand Bieri die richtigen Worte zu
Verantwortung und Selbstverständnis: „Ein Bürgermeister ist nicht der
kleine König einer Stadt, sondern der größte Diener. Er ist
verantwortlich für alle Bürgerinnen und Bürger – natürlich auch für die,
die ihn nicht gewählt haben.“
Das Rennen machte ein weiblicher
Kandidat: Die neunjährige Tinamarie Strauß setzte sich gegen die
Konkurrenz durch und erntete bei der Verkündung des Ergebnisses laute
Jubelrufe. Maximilian Bieri überreichte ihr nicht nur feierlich
die Ernennungsurkunde zur ersten Bürgermeisterin von „HanauTopia“ („Ich
habe nachgeschaut, was auf meiner eigenen Urkunde steht“), sondern
brachte auch eine Amtskette für seine neue Kollegin mit – statt aus
massivem Edelmetall besteht diese aus einem Hanauer Schlüsselband mit
passendem Anhänger. Auf die Frage, ob sie nach ihrer Ernennung das Wort
an ihre Wähler richten wolle, reagierte die frischgebackene
Bürgermeisterin souverän, bedankte sich für das Vertrauen und kündigte
an, ihre Wahlversprechen umzusetzen.
"Ich liebe es, Menschen zufrieden und glücklich zu machen"
Befragt nach ihrer Motivation brachte Tinamarie es kurz und bündig auf den Punkt: „Ich liebe es, Menschen zufrieden und glücklich zu machen.“ Sie werde jedem mit einer guten Geschäftsidee die Möglichkeit geben, einen Betrieb in „HanauTopia“ zu eröffnen. Klar sei aber, dass es Regeln und Gesetze geben müsse. Sie sei angetreten, um deren Einhaltung zu gewährleisten – für die Gesellschaft in der Kinderstadt. Ihrem Amt sehe sie mit Vorfreude entgegen, aber klar sei: Das ist viel Arbeit. „Ich muss ja schließlich auch die Stadtversammlung leiten und dafür Reden vorbereiten.“
In der Kinderstadt HanauTopia wird noch bis zum 15. August regiert, gegründet, geforscht und mitbestimmt. Neben der aktiven Mitgestaltung erwartet die Kinder ein vielfältiges Freizeitprogramm. Daniel von Hauff: „Es ist uns ein großes Anliegen, junge Menschen frühzeitig für gesellschaftliche Teilhabe zu begeistern und ihnen die Werkzeuge dazu in die Hand zu geben.“ (red)