FULDA / MKK
Impuls von Stefan Buß: Jesus bei Maria und Marta
Foto: KN/Hendrik Urbin
Mittwoch, 20.08.2025
Im Leben geraten wir oft aus dem Gleichgewicht – entweder arbeiten wir zu viel oder tun zu wenig, hören zu wenig zu oder reden zu viel, sind zu sehr im Außen oder verlieren uns im Innern. Eine Waage erinnert uns daran, dass rechte Maß zu finden.
Das Evangelium erzählt von zwei Frauen – Marta und Maria –, (Lk 10,38- 42) die Jesus in ihr Haus aufnehmen. Marta ist ganz in der Sorge um das leibliche Wohl ihres Gastes, sie arbeitet, sie ist aktiv. Maria hingegen setzt sich zu Jesu Füßen und hört zu – sie ist ganz bei seinem Wort.
Beide tun etwas Wertvolles. Doch Jesus sagt: „Maria hat den besseren Teil gewählt.“
Was meint er damit? Heißt das, wir sollen nur noch sitzen und zuhören, anstatt zu arbeiten? Sicher nicht. Jesus kritisiert nicht den Dienst – sondern die Unruhe, mit der Marta ihn tut. Es fehlt das Gleichgewicht – die innere Waage ist aus dem Lot.
Jeder Mensch hat etwas von Marta- und Maria-Seiten in sich. Da ist die eine Schale der Waage: Pflicht, Arbeit, Sorge, Aktivität. Auf der anderen Seite: Stille, Zuhören, Beziehung, Spiritualität.
Wenn wir nur arbeiten, brennen wir aus. Wenn wir nur kontemplieren, verlieren wir den Bezug zur Welt. Die Herausforderung ist, beides zu halten – nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch. Jesus ruft uns nicht zur Untätigkeit, sondern zur bewussten Gegenwart. Marta war „ganz davon in Anspruch genommen“, heißt es. Sie war beschäftigt – aber nicht bei sich. Maria hingegen ist ganz gegenwärtig, hört zu, nimmt das Wort auf.
Gerade in unserer hektischen Zeit ist das Evangelium eine Einladung, die innere Waage zu prüfen: Wann habe ich zuletzt wirklich zugehört – Gott, einem Menschen, mir selbst? Wo bin ich unruhig in meinem Tun? Was brauche ich, um ins Gleichgewicht zu kommen?
Eine Waage ist kein starres Ding – sie bewegt sich, sie sucht das Gleichgewicht. Genau das dürfen auch wir tun – immer wieder neu ausbalancieren zwischen Aktivität und Kontemplation, zwischen Marta und Maria, zwischen Tun und Sein.